Jules Barbey d’Aurevilly – Die Gebannte

Jules Barbey d’Aurevilly photographiert von Nadar
Quelle: Wikipedia

 

 

Jules Barbey d’Aurevilly, Die Gebannte
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Gernot Krämer
Matthes & Seitz Berlin Verlag 2017, 312 Seiten, Leinen, 28 €.

 

 

Jules Barbey d’Aurevilly war ein bedeutender Autor, Reaktionär und Christ im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Der Matthes & Seitz Verlag macht sich seit vielen Jahren verdient um diesen großen Stilisten und Dandy. Nun erscheint dessen Roman Die Gebannte in einer Neuausgabe.

 

 

Jules Barbey d’Aurevilly ist dem breiten Publikum nicht bekannt. Obwohl Stilist von Gnaden, wird er von den Schatten seiner berühmteren Kollegen, allen voran Balzac, im Dunklen stehen gelassen. Der Verlag Matthes & Seitz Berlin bemüht sich seit Jahren, diesen großartigen Stilisten, Dandy und Reaktionär aus dem Schatten zu holen. Mit dem Roman Die Gebannte erscheint nun das sechste Buch von Barbey in einer schön gestalteten Neuausgabe. Zuletzt erschien 2014 Der Chevalier Des Touches. Im Jahr 2008, zum 200. Geburtstag Barbeys publizierte der Verlag den Roman Die alte Mätresse und die Aphorismensammlung Feinheit des Geistes rührt von Niedertracht. Sein Traktat Über das Dandytum und über Georg Brummell ist eine der wichtigsten theoretischen Schriften zum Dandytum überhaupt.

 

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Markus Lüpertz in America

Markus Lüpertz, Satyr + Nymphe II | Satyr + Nymph II 2014
© Markus Lüpertz/VG Bild-Kunst, Bonn
Photo: © Jörg von Bruchhausen, Berlin
Aus: Markus Lüpertz, Sieveking Verlag 2017

 

 

 

 

Ausstellungen

Markus Lüpertz – Threads of History
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, DC
noch bis 10.
September 2017

Markus Lüpertz
The Phillips Collection, Washington, DC
noch bis 3. September 2017

Begleitbuch

Markus Lüpertz
260 Seiten mit 173 Abbildungen, Englisch, gebunden in Leinen mit Titelprägung, Druck auf Seidenmatt-Papier, Sieveking Verlag 2017, 49,90 € (D).

 

 

 

Markus Lüpertz ist einer der bedeutendsten lebenden Künstler Deutschlands. In den USA ist der Maler und Dandy noch weitgehend unbekannt. Das wollen nun zwei Ausstellungen in Washington und ein Begleitbuch ändern.

 

 

 

Die Ausstellungen. Gleich zwei Schauen in der US-Hauptstadt Washington D.C. sollen den Nachholbedarf der Amerikaner in bezug auf Markus Lüpertz, also known as Malerfürst stillen. Beide begannen Ende Mai 2017 und laufen bis September. Threads of History (Fäden der Geschichte) nannten die Kuratoren des Hirshhorn Museums die erste Retrospektive von Markus Lüpertz in den USA. Sie fokussiert die die frühen Lüpertz-Gemälde der 1960er und 70er Jahre. Es sind die nachempfundenen Stadtstrukturen Babylons und Motive von Markus Lüpertz‘ Heimat Deutschland, mit denen er sich in Opposition zu den später als 68er bezeichneten Malern auseinandersetzte. Motive wie Stahlhelm oder Soldatenrock thematisieren die kriegerische Vergangenheit seines Vaterlandes. Das Gemälde mit dem Titel Westwall mißt zwölf Meter. Die Phillips Collection in derselben Stadt zeigt damit korrespondierend beinahe 50 Werke von den 1960er Jahren über die Donald-Duck-Serien, die dythrambischen Bilder bis zu diesem Jahrtausend.

 

 

 

Markus Lüpertz, Segelschiff | Sailing Ship 1967
© Markus Lüpertz/VG Bild-Kunst, Bonn
Photo: © Lothar Schnepf, Cologne
Aus: Markus Lüpertz, Sieveking Verlag 2017

 

 

 

Der Künstler. Markus Lüpertz wird 1941 in Liberec/Böhmen geboren. Mit sieben Jahren kommt er mit seiner Familie nach Westdeutschland. Von 1956 bis 1963 studiert er an der Werkkunstschule Krefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf. 1962 zieht Lüpertz nach Berlin-(West), wo er die Selbsthilfegalerie Großgörschen 35 mitgründet. Entgegen der zeitgeistigen Abstraktion beginnt Lüpertz, gegenständliche Inhalte darzustellen. Seine expressiven Bilder bezeichnet er 1966 in einem Manifest als dithyrambische Malerei. Dionysos gilt in der altgriechischen Mythologie als Gott der Fruchtbarkeit.

 

 

 

In den Jahren von 1969 bis 1977 entstehen die Deutschen Motive, stillebenartige Bildkompositionen, die symbolbehaftete Gegenstände der Vergangenheit wie Stahlhelme, Schaufeln oder Fahnen in monströser Größe präsentieren und somit auf eigene Art eine Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit in Deutschland fordern. 1976 nimmt Lüpertz eine Professur an der Akademie in Karlsruhe an. Die zunehmende Abstraktion gibt er Anfang der 1980er Jahre zugunsten einer neuen Gegenständlichkeit auf. Lüpertz arbeitet in der Folgezeit mit sämtlichen Techniken der Druckgraphik. Er ist dabei auch Autor und Herausgeber einer artifiziellen Zeitschrift namens Frau und Hund. 1986 wird Markus Lüpertz an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er von 1988 bis 2009 als Rektor leitet. Seinem Werk sind seit 1964 viele Einzelausstellungen gewidmet.

 

 

 

 

Lüpertz working in his studio on Akazienstrasse, Berlin, 1972–73
© Galerie Michael Werner
Aus: Markus Lüpertz, Sieveking Verlag 2017

 

 

 

Der Dandy. Markus Lüpertz ist Dandy im hier vertretenen Sinne eines hochgebildeten und reflektierten Gentleman in der Revolte. Sein dandyistischer Auftritt ist einerseits Abgrenzung vom herrschenden Mittelmaß. Andererseits Aufforderung, sich mit dem Geistigen dieses Künstlers zu befassen. In seinem hervorragenden Text im Begleitband zu den Ausstellungen stellt Peter Weibel den Ausnahmekünstler in eine Reihe mit Siegmar Polke, Baudelaire, Oscar Wilde, Walter Serner und Franz Blei. Zurecht stellt der Autor fest, daß der Dandy bestrebt ist, mittels der Kultivierung seines Äußeren, seines Witzes und Sarkasmus, sich als Kunstfigur zu erschaffen. »The dandy’s aim is to declare his existence unique. This radical existentiality is a responce that goes back to the courtly milieu, the age, oft he aristocratie.« Wer mehr erfahren möchte über Lüpertz‘ Sicht unseres Gemeinwesens, sollte sich das ein oder andere Interview auf Youtube ansehen.

 

 

 

Das Begleitbuch. Mit dem bibliophilen Künstlerbuch zeigt der noch recht junge Sieveking Verlag erneut, welch hoher Anspruch ihn treibt. Es ist mehr als ein Katalog, präsentiert es doch auf schwerem Mattpapier neben den ausgestellten Werken das vollständige Ausstellungsverzeichnis von Markus Lüpertz. Neben einem Grußwort des deutschen Botschafters in den USA führen mehrere Texte in Werk und Perzeption dieses außergewöhnlichen Œuvres ein. Dem Anlaß angemessen besitzt der gebundene Leinenband einen hochwertigen Schutzumschlag.  Prädikat: Sammelwürdig.

 

© Matthias Pierre Lubinsky 2017

 

 

Krachkultur 18 – Natur

Krachkultur Ausgabe 18 mit einem Cover von Yanko Tsvetkov
© Krachkultur/Yanko Tsvetkov

Krachkultur 18/2017 – Natur
Herausgegeben von Martin Brinkmann und Alexander Behrmann
189 Seiten, Ppb., 14 €.

 

 

 

Wenn der Literatur-Leser den Wald betritt, erinnert ihn der Geruch an ein Shampoo vom Penny Markt, schreiben die Herausgeber der coolen Literaturzeitschrift Krachkultur in ihrem Vorwort zur neuen Ausgabe zum Thema Natur. Die Nummer 18 ist wie stets anregend, niveauvoll, intelligent und überhaupt – krass schön.

 


 

Der erste Beiträger der Krachkultur 18 ist der US-amerikanische Schriftsteller, Lyriker und Trinker James Dickey (1923-1997).

 

 

Bekannt wurde Dickey in den USA zuerst als Lyriker. Leben konnte er aber davon geraume Zeit nicht. Daher schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, deren finanzielle Ausbeute dann glücklicherweise durch Literatur-Stipendien und Preisgelder erheblich aufgebessert wurde. Seinen Durchbruch erzielte Dickey mit dem grandiosen Roman Flußfahrt (Deliverance), der mit Burt Reynolds und Jon Voight unter dem Titel Beim Sterben ist jeder der Erste verfilmt und zu einem riesigen Erfolg bei Kritikern und Publikum wurde. Erzählt wird die Kanufahrt von vier zivilisationsmüden Amerikanern, die sich zu einem Alptraum aus Bedrohung und Mord entwickelt.

 

 

Den famosen Naturgedichten von James Dickey folgt ein nicht minder furioser Bericht des Brooklyner Lyrikers Joshua Mehigan. Der erzählt von einem Telephonanruf, der ihn beim Bügeln erreicht. Es ist der erwähnte Dickey, der ihn anruft, sich jedoch als Apollo meldet und so nicht zu erkennen gibt. Dickey antwortet auf einen Brief, den ihn der überschwenglich begeisterte Mehigan schrieb. Mehigan war zu der Zeit noch Schüler und hatte dem Bewunderten einen überschwänglichen Brief nach seiner Lektüre der Aufsatzsammlung From Babel to Byzantium geschrieben.

 

 

Na ja, Dickey hatte wohl – wie meist – einen im Tee und wollte wissen, wer ihm da seine Bewunderung ausgedrückt hat. Mehr sei hier nicht verraten; das muß man selbst lesen.

 

 

Das Feuerwerk in dieser wiederum rundum gelungenen Ausgabe läßt kaum nach. Allein die Namen der Autoren sollten aufhorchen lassen. Ein gewisser Nachwuchsliterat namens Martin Mosebach ist ebenso mit dabei wie Heimito von Doderer.

 

 

Thomas Palzers Reflexionen über unsere Existenz IN DER NATUR ist ebenso sinn-voll, bewußtseins-erweiternd und erhellend (»Der Körper ist die Zeit, die wir überdauern, ist die Spanne, die zwischen Geburt und Tod liegt – und dazwischen liegt der Schmerz.«).

 

 

Hat man sich diese neue Krachkultur erarbeitet, mehr erwandert als erlesen, so wirkt das Vorwort der Herausgeber Martin Brinkmann und Alexander Behrmann fast ein wenig zu entschuldigend, zu selbstkleinmachend, wenn sie schreiben: »Alles was schützenswert ist, kann selbstverständlich Thema der Krachkultur werden. So auch die Natur.«

 


Keine Entschuldigung! Jungs und Mädels, ihr habt der Natur einen großen Dienst erwiesen.

© Matthias Pierre Lubinsky 2017

 

www.krachkultur.de

Robert Longo – Gang of Cosmos

Robert Longo, After Pollock
© Robert Longo, VG Bild-Kunst, Bonn 2017

 

 

 

Robert Longo, Gang of Cosmos
The abstract expressionist drawings
Englisch, 128 Seiten mit 68 Abbildungen.
Gedruckt auf Munken Lynx Rough 150 g und Lumi Silk 170 g. Leinen, 48 €.

 

 

Der US-amerikanische Künstler Robert Longo gilt als einer der bedeutendsten Graphiker der Gegenwart. In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich mit berühmten Bildern des Abstrakten Expressionismus. Ein wohlfeiles Künstlerbuch dokumentiert nun seine Versionen einiger Gemälde.

 


Die Installation mit teils riesigen Kohlezeichnungen von Robert Longo war eines der absoluten Highlights des Gallery Weekends Berlin im Jahre 2012. Begleitet wurde diese ungeheure Schau von einem Buch, das gerade in zweiter Auflage vorliegt.

 

 

Robert Longos Meisterschaft liegt unter anderem darin, Photos so detailgetreu nachzuzeichnen, daß der Betrachter erst bei aller-nächstem Ansehen merkt, daß es sich bei dem Werk gar nicht um eine Photographie, sondern um eine Kopie desselben mittels Kohlestift handelt.

 

 

Der 1953 in Brooklyn/ New York geborene Künstler hat dabei eine so unwahrscheinliche Meisterschaft entwickelt, daß eine Reihe von Besuchern der damaligen Ausstellung nicht glauben mochte, daß sie nicht vor einem Photo stehen.

 

 

In den vergangenen Jahren nun hat sich der vom New Wave inspirierte Graphiker dem Abstrakten Expressionismus zugewandt. Newman, Kline oder Rothko heißen die Maler, auf deren Werke er sich in der Intensität einließ, daß er Kopien schuf. Nur mit schwarzer Kreide. Die Ausstellung dieser Werke in einer New Yorker Galerie im Jahr 2014 war ein ungeheurer Erfolg.

 

 

Das wohlfeile Künstlerbuch Robert Longo – Gang of Cosmos dokumentiert neben den in Kohle wiedergegebenen Gemälden auch Detailansichten, die die perfektionistische Technik von Longo verdeutlichen.

 

 

Das aufwendig gestaltete Künstlerbuch präsentiert im Riesenformat und im ansprechenden Leineneinband neben der damaligen Ausstellung der Galerie auch großformatige Ansichten von Longos Atelier.

 

 

Ein herausragendes Künstlerbuch, das dazu motiviert, sich die Kohlebilder einmal im Original anzuschauen. Denn kein Buch, so gut es auch immer gestaltet ist, kann den wahren Blick auf die riesigen Originale Robert Longos ersetzen.

 

© Matthias Pierre Lubinsky 2017

 




 

Mario Cresci | Baudelaire | SAGE Paris

Mario Cresci, I rivolti, Charles Baudelaire, Bergamo, 2013
Set of 46 pieces, hand folded, Giclée print
© Mario Cresci / SAGE Paris

 

 

In der Galerie Sage in Paris eröffnet heute die Ausstellung mit Photo-Collagen Baudelaires von Mario Cresci.

 

Der französische Schriftsteller Charles Baudelaire (1821-1867) gilt bis heute nicht nur als Erneuerer der französischen Literatur. Darüber hinaus ist er einer der großen Theoretiker des Dandytums. Beim DANDY-CLUB ist darüber Einschlägiges zu finden.

 

Mario Cresci möchte mit dieser Arbeit die Beziehung zwischen der Photographie als Kunstrichtung und anderen – aktuellen – Positionen diskutieren. »Meine allgemeine Vision für die Arbeit war, dass ich die Beziehung zwischen den geometrischen Formen, die erzeugt wurden, wie in einem Handschuh, der nach innen gedreht wurde, durch die Falten in dem Blatt Papier und die weiße Fläche des Rückens, die mit dem gedruckten verbunden ist, hervorheben möchte«, beschreibt der Künstler den Stil der Serie.

 

Für alle, die in den nächsten Tagen in Paris sind, unser Tipp.

 

Mario Cresci – Baudelaire
15. Juni – 16. September 2017
Vernissage: 15. Juni 2017, 18.00 Uhr.

SAGE Paris

1 bis, avenue de Lowendal, 75007 Paris
T +33(0)1-47050520
info@sageparis.com
www.sageparis.com

SAGE Paris

Billy Name – The Silver Age

Billy Name, Nico 1967
Copyright © Billy Name
Billy Name: The Silver Age is published by www.reelartpress.com

 

 

 

Billy Name: The Silver Age
Black and white Photographs from Andy Warhol’s Factory.
448 Seiten mit 400 Schwarz-Weiß-Abbildungen, gebunden in schwarzes Leinen mit Cover-Prägung, Schutzumschlag, Reel Art Press, London 2014, 55 €.

 

 

Billy Name war Photograph, Schauspieler, Filmregisseur und eines der diversen Universalmitglieder von Andy Warhols Factory. Der umfangreiche Photoband Billy Name – The Silver Age ist eine Art bibliophiles Vermächtnis. Das wunderschöne Buch enthält 400 Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der bedeutendsten Periode der Factory.

 


Billy Name (1940-2016) begann seine künstlerische Karriere als Beleuchter am Broadway. Andy Warhol hatte er bereits Ende der 1950er Jahre kennengelernt, als er im New Yorker Restaurant Serendipity 3 als Kellner arbeitete. Eigentlich hieß er William Linich. Seinen Namen gab er sich selbst, als er einmal auf die Frage nach seinem Namen antwortete: »my name is name«.

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Extra! Weegee

Ice Sheathed Firemen at Coney Island New Year’s Eve Fire, January 1, 1940, printed by January 9, 1940
© Weegee/International Center of Photography, Courtesy: Daniel Blau, Munich

 

 

 

Extra! Weegee
336 Seiten mit 361 Abbildungen, gebunden mit Schutzumschlag, Englisch, Hirmer Verlag 2017, 49,90 €.

 

 

Arthur Fellig, genannt Weegee, ist einer der berühmtesten Pressephotographen der USA. In den 1930er und -40er Jahren war er oft der Erste am Unfallort oder am Tatort der Mafia. Das Buch Extra! Weegee aus dem Hirmer Verlag dokumentiert  361 seiner Aufnahmen, von denen viele als verschollen galten.



Arthur ‚Weegee‘ Fellig (1899-1968) erhielt als erster Pressephotograph die Genehmigung von der NYC Police, den Polizeifunk mitzuhören. Dies ermöglichte es ihm, manchmal sogar noch vor den Polizisten am Tatort zu sein. Er machte unzählige Aufnahmen von schweren Verkehrsunfällen, Mordanschlägen oder einfach nur dem normalen Wahnsinn dieses irren Schmelztigels New York City.

 

 

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Ernst Jünger – Subtile Jagden

Ernst Jüngers Großessay zur Insektenkunde in einer bibliophilen Neuausgabe
© Klett-Cotta 2017

 

 

 

Ernst Jünger, Subtile Jagden
Mit einem Essay von Uwe Tellkamp und Illustrationen von Walter Linsenmaier.
1. Aufl. 2017, 307 Seiten, großformatiger Leinenband mit Prägung, bedruckter Vorsatz, 12 Farbtafeln von Walter Linsenmaier, Bauchbinde, 50 €.

 

 

Ernst Jüngers Subtile Jagden sind ein grandioser Großessay, in dem der Jahrhundertautor Autobiographisches mit Philosophischem, Naturbetrachtung mit Reflexion virtuos verbindet. 50 Jahre nach der Erstausgabe veröffentlicht Klett-Cotta eine bibliophile Jubiläumsausgabe mit Insektenzeichnungen von Walter Linsenmaier und einem Essay von Uwe Tellkamp.

 


In den Jahren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Ernst Jünger (1895-1998) eine Reihe kleiner Bücher, in denen er sich mit der Überwindung des Nihilismus (Über die Linie) und dem Überleben in einer feindlich gesinnten Umgebung (Der Waldgang) beschäftigte. In den 1960er Jahren begann bei dem Autoren, der als junger Mann am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, eine Entwicklung weg vom Politischen hin zu immer grundlegenderen Auseinandersetzungen.

 

 

In seinem Großessay Subtile Jagden, der erstmals 1967 erschien, beschreibt er seinen Spleen des Käfersammelns. Dabei handelt es sich keineswegs um ein entomologisches Werk. Jüngers Leidenschaft für das Auffinden, Sammeln und Einordnen der kleinsten Tiere ist quasi die eine Seite seiner Weltbetrachtung. Stets betonte der Dichter, der fast das gesamte 20. Jahrhundert literarisch begleitete, ihn interessiere nur das ganz Kleine auf der Welt oder das ganz Große. Neben seiner Leidenschaft für Insekten konnte er sich für Astrologie begeistern und philosophierte über die Bedeutung unserer Erde im Universum.

 

 

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Sir Roger Moore ist tot

Sir Roger Moore als James Bond

 

 

Der britische Schauspieler und James-Bond-Darsteller Sir Roger Moore ist im Alter von 89 Jahren in der Schweiz gestorben. Das teilte gerade seine Familie auf Twitter mit: »Mit schwerem Herzen müssen wir mitteilen, dass unser geliebter Vater, Sir Roger Moore, in der Schweiz nach einem kurzen, mutigen Kampf gegen den Krebs verstorben ist.«

 

Roger Moore verkörperte sieben Mal den Geheimagenten James Bond. diese Rolle machte ihn weltberühmt. Sie schien ihm auf den Leib geschnitten, gab er der Figur dandyeske Nonchalance und gentlemanlike Grandezza.

 

Rest in Peace, Roger!

 

Hier ein schöner Nachruf aus Szenen seiner James Bond-Filme.

 

Harf Zimmermann – Hufelandstraße. 1055 Berlin

© Harf Zimmermann, Frau Baehr, ihre Tochter mit Lebensgefährten und Kind am 7. Oktober 1987

 

 

 

Harf Zimmermann – Hufelandstraße. 1055 Berlin.
Ausstellung in der C/O Berlin Foundation
29.04. – 02.07.2017
Photobuch bei Steidl, 152 Seiten mit 95 Abbildungen, gebunden in Leinen, 34 Euro.

 

 

»Die Straße ist schöner als erwartet, aber auch fremder. Sie liegt im alten Osten – doch der ist aus ihr gewichen«, schreibt der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck in seinem Vorwort zu dem Photobuch Hufelandstraße von Harf Zimmermann.

 

Die Hufelandstraße im ostberliner Prenzlauer Berg galt zu DDR-Zeiten als der Kurfürstendamm des Ostens. Geräumige Altbauten und selbständige Läden, die die DDR vergessen hatte zu enteignen. Das Regime konzentrierte sich auf die großangelegten Neubauviertel am Rande Ostberlins. Für die Sanierung der alten Häuser fehlte das Geld. Oder es sollte fehlen, weil die bürgerliche Architektur gern verfallen sollte.

 

Die Hufelandstraße ist nur knapp einen Kilometer lang. 49 prächtige Häuser aus der Gründerzeit stehen hier, altes Kopfsteinpflaster, stattliche Linden und breite Bürgersteige. Nach der Wende entstand ein Neubau.

 

© Harf Zimmermann, Hufelandstraße, Ecke Bötzowstraße, Januar 1987

 


Mitte der 1980er Jahre zieht der Photograph Harf Zimmermann mit einer alten Großformatkamera los, um die Bewohner seiner Nachbarschaft und ihre Wohnungen zu portraitieren. Ein ganzes Jahr lang zieht er von Haus zu Haus und sammelt so Material für seine Diplomarbeit als Meisterschüler von Arno Fischer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

 

Nach durchgreifender Gentrifizierung wird so dieses emphatische Photoprojekt zu einem ungeheuer wertvollen Dokument des Lebens in Prenzlauer Berg bis in die 1990er Jahre, bevor der fast vollständige Bevölkerungsaustausch stattfand.

 

Die Ausstellung in der C/O Berlin Foundation wird begleitet durch ein ästhetisches Buch aus dem Steidl Verlag, in dem sich knapp 100 Photos der Serie finden. Harf Zimmermann erläutert im Nachwort sein Projekt. Gebunden in Leinen, mit einem eingesetzten Cover-Photo, bietet es Steidl zum jovialen Preis an.

 

C/O Berlin Foundation. Amerika Haus. Hardenbergstraße 22–24. 10623 Berlin.
Tel +49.30.284.44 16-62.  E-Mail: info@co-berlin.org. www.co-berlin.org.
Geöffnet täglich 11 – 20.00 Uhr.

 

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