Eva-Maria Fahrner-Tutsek – Havana

Calle San Ignacio, La Habana Vieja
© Eva-Maria Fahrner-Tutsek

 

 

 

Eva-Maria Fahrner-Tutsek:
Havana – Short Shadows
164 Seiten mit 60 Farb-Abbildungen,
mit Essays von Michael Freeman und Leonardo Padura,
Hirmer Verlag, München 2018, 29,90 € (D).

 

 

 

 

Die kubanische Hauptstadt Havanna bildet ein eigenes Genre innerhalb der immer stärker gesammelten Photo-Bücher. Stehen bei den meisten die verfallenden Villen oder US-amerikanischen Straßenkreuzer der 1950er Jahre im Mittelpunkt, widmet sich die Münchnerin Eva-Maria Fahrner-Tutsek den Menschen.

 

 

 

Seit vielen Jahren bedienen Photo-Bücher über Kuba und noch spezieller über die kubanische Hauptstadt Havanna eine Sehnsucht. Die Mischung aus architektonischer Morbidität durch die zerfallenden aristokratischen Villen und einer postrevolutionären Atmosphäre beflügeln die Sehnsuchts-Phantasien der west-europäischen Konsumenten-Gesellschaften.

 

 

 

 

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Jim Marshall – Johnny Cash

Johnny Cash vor dem Gefängnis
© Jim Marshall Photography LLC.

 

 

 

 

 

Jim Marshall: Johnny Cash.
At Folsom & San Quentin.
Deutsch, 144 Seiten mit 70 Abbildungen
Reel Art Press/BMG Books 2018, 49,95 €.

 

 

 

 

Johnny Cashs Gefängnis-Platten At Folsom Prison und At San Quentin haben in mehrfacher Hinsicht Musik-Geschichte geschrieben. Der Photograph Jim Marshall konnte die unglaublichen Konzerte dokumentieren. Nun – exakt ein halbes Jahrhundert später – erscheint ein außergewöhnliches Buch mit 70 Aufnahmen der Gefängnis-Shows.

 

 

 

Johnny Cash war total am Ende, bevor er Ende der 1960er Jahre auf die Idee kam, in einem der berüchtigten US-Staatsgefängnisse ein Live-Konzert für eine Platte aufzunehmen. In der Musikbranche galt er als tablettensüchtig, alkoholabhängig und äußerst unzuverlässig. Das alles war er auch. Cash ging sogar soweit, im Süden Tennessees in eine Höhle zu kriechen – um in Ruhe zu sterben.

 

 

 

 

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Mendo – #Sendnudes

Amsterdam, The Netherlands
Photo © Romy Elisabeth Jansen, @byromyelisabeth

 

 

 

 

Mendo: #Sendnudes
kuratiert von Iman Whitfield
224 Seiten, Hardcover, ca. 200 Farb- und Schwarz-Weiß-Photographien
Text in Englisch, teNeues 2018, 50 €.

 

 

 

 

Send Nudes ist die Aufforderung an eine Frau im Internet, Nacktbilder von sich zu schicken. Ursprünglich entstanden in Kontaktforen, ist der Hashtag längst zum Running Gag verkommen. Der Niederländische Verlag Mendo – spezialisiert auf künstlerisch besonders anspruchsvolle Bücher – nahm diese Wortschöpfung zusammen mit teNeues zum ironischen Anlass für ein Buch mit erotischen aber nicht pornographischen Photos.

 

 

 

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Tom Jacobi – Into the Light

Fairy Forest I, Zao Onsen, Japan
© Tom Jacobi

 

 

 

Tom Jacobi: Into the Light
144 Seiten mit 70 Abbildungen
Texte von Katharina Jacobi in Deutsch und Englisch
27 x 32 cm, gebunden, Hirmer Verlag 2018, 49,90 € (D).

 

 

 

Tom Jacobis 2016 erschienener Photoband heißt Grey matter(s) und zeigt unbevölkerte Orte ausschließlich in Grautönen. Dafür nutzte der Hamburger das erste Morgenlicht oder das letzte Abendlicht, das noch nicht ausreicht, um der Welt ihre Farben zu entlocken. Sein zweites Buch dieser Art heißt Into the Light. Nun ist die Farbe Weiß sein Thema.

 

 

 

Tom Jacobis Photo-Projekt Grey matter(s) ging zurück auf eine Antarktis-Reise, bei dem dem Hamburger Photographen auffiel, dass die Eisberge im ersten Licht des Tages einfach nur grau erscheinen. Erst im Laufe des Sonnenaufgangs nimmt das menschliche Auge weitere Farben war. Diese Erfahrung initiierte Reisen auf alle Kontinente, von denen der ehemalige Art Director des Stern wahrhaftig atemberaubende Photos mitbrachte.

 

 

 

Javelin, Salar de Uyuni, Bolivien
© Tom Jacobi

 

 

 

 

Im Vorwort des neuen Buches verrät uns Tom Jacobi, dass Into the Light der zweite Teil einer Trilogie mit dem Titel Awakening sein wird. Für den nun erschienenen Band reiste Tom Jacobi wiederum zwei Jahre um die Welt »und suchte erneut nach archaischen Landschaften, die entweder durch ihre Helligkeit dominieren oder sich in einzigartigen Momenten zum Licht hin öffnen«, wie er selbst es beschreibt.

 

 

 

Wie schon beim ersten Teil, so begeistern auch hier wieder die Aufnahmen durch ihre reine Präsenz. Tom Jacobi braucht kein Photoshop, um die überwältigende Schönheit unseres Planeten zu dokumentieren. Das Buch enthält mehrere Dutzend farblose Groß-Aufnahmen von Landschaften aller fünf Kontinente. Eisberge, Wüstenlandschaften, Küsten, Wolkenformationen. Blickwinkel und Ausschnitt sind dabei derart harmonisch gewählt, dass sich die Qualität der Bilder jedweder Wertung entzieht.

 

 

 

Lovely Tree II, White Pocket, Arizona, USA
© Tom Jacobi

 

 

 

 

In seiner Einführung schildert  Tom Jacobi die Farbe Weiß: In welcher Kultur diese womit verbunden wird, ist erstaunlich. So wird der Geist geöffnet für das, was da kommt auf den folgenden Seiten. Und was kommt, lässt einen ob seiner Intensität schier den Atem stocken. Die großformatigen Photographien sind jede einzelne für sich ein berührendes Kunstwerk, das uns zutiefst gemahnt, mit der Erde, die uns Menschen Heimat schenkt, behutsam umzugehen.

 

 

 

Noch vieles könnte gesagt werden. Kaufen Sie sich dieses grandiose, vollkommen gelungene Buch! Und wenn Sie ihn noch nicht besitzen, dann auch den ersten Band! Punkt. Absatz.

 

 

 

 

 


Altar

Ein Altar aus dem Buch
Copyright: Rosa Schamal, Edition Patrick Frey, 2018

 

 

 

Altar
Herausgegeben von
Peter Schneider (Text), Rosa Schamal (Photos), Manuel Süess (Gestaltung).
Gebunden, 92 Seiten mit 88 Farbabbildungen.
Deutsch, Englisch.
Edition Patrick Frey 2018, 40 €.

 

 

 

Man kennt einen Altar als Zentrum der Kirche, wo kultische Zeremonien vorgenommen werden vor den Augen der Anwesenden. Ein kleines Büchlein gibt nun dem privaten Altar Raum.

 

 

In fast jeder Wohnung mag sich eine kleine Ecke finden, in die die Bewohner liebgewonnene Gegenstände zusammen präsentieren. Seien es Photos von verstorbenen Angehörigen oder auf dem Flohmarkt erstandene Figuren, Nippes, kleine Vasen – frei kombiniert.

 

 

In dem schmalen Büchlein von Peter Schneider (Text), Rosa Schamal (Photos) und Manuel Süess (Gestaltung) wird den Privat-Altären nun Aufmerksamkeit gewidmet. Rosa Schamal hat interessante, typische und ungewöhnliche, – auf manchen sicher skurril anmutende Privat-Altäre photographiert, die allen Facetten entsprechen, die sich denken lassen. Ein solcher Altar kann sich, wie die Bilder beweisen, in allen Bereichen der Wohnung befinden. Ob auf dem Wohnzimmertisch, einem Fenstersims oder dem Kamin ist gleichgültig. Auch kann er alles an Dingen versammeln, was für den Gestalter von Bedeutung ist.

 

 

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Martina Winkler – Panzer in Prag


Ein Auto wurde von einem Panzer überrollt
© Sammlung Milan Barta
Photo aus Panzer in Prag

 

 

 

 

Martina Winkler: Panzer in Prag
Der fotografische Blick auf die Invasion von 1968
232 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
C. W. Leske Verlag 2018, 35 € (D)

 

 

 

Die Kieler Professorin Martina Winkler untersucht in ihrem Buch Panzer in Prag – Der fotografische Blick auf die Invasion von 1968 zum ersten Mal wissenschaftlich Hintergründe und Wirkungen von Photos der gewaltsamen Beendigung des Prager Frühlings vor 50 Jahren.

 

 

 

Es ist kurz nach 2 Uhr morgens, am 21. August 1968, als Radio Prag sein laufendes Programm unterbricht. Mit erregter Stimme verliest die Sprecherin die Eilmeldung: Kurz vor Mitternacht hätten Truppen des Warschauer Paktes die Staatsgrenze der Tschechoslowakei überschritten. Zeitzeugen berichten später, früh am Morgen dieses 21. August, der die Tschechoslowakei für immer verändern sollte, vom Motorengeräusch der russischen Militärflugzeuge und dem Dröhnen der Panzer geweckt worden zu sein.

 

 

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Blaise Reutersward

© Blaise Reutersward, AK1505

 

 

 

 

 

Blaise Reutersward
Text von Natalia Goldin Lundh, Gestaltung von Johan Svensson.
Deutsch, Englisch, Russisch.
Hatje Cantz Verlag 2018. 72 Seiten, 30 Abbildungen, Broschur, 30 €.

 

 

 

 

Der Schwede Blaise Reutersward ist der Romantiker unter den europäischen Mode- und Kunst-Photographen. Sein neues Buch präsentiert eine Auswahl der in den vergangenen Jahren entstandenen Werke. Eine Hommage an den Genius Loci des gerade so erschütterten Europa.

 

 

 

Blaise Reutersward photographiert Landschaften, Architektur-Details und Frauen. Dies allerdings auf eine wahrlich ungewöhnliche Weise. Er konzentriert sich auf Details von Gebäuden, die in ihrer Form bewusste Zitate von Hochkulturen wählen. Dann wird der Säulengang noch verschwommen dargestellt, was einen neuen Blick erlaubt.

 

 

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Mario Carnicelli – American Voyage

© Mario Carnicelli, South Pacific Restaurant, 1966

 

 

 

Mario Carnicelli: American Voyage
160 Seiten mit über 150 Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag,
Reel Art Press 2018, 39,95 €.

 

 

 

Mario Carnicelli war im Jahr 1966 ein international völlig unbekannter Dokumentar-Photograph in der Toskana. Bei einem Photo-Wettbewerb gewann er den ersten Preis: eine Reise nach Amerika. Sie gab ihm die Möglichkeit, die für ihn bis dahin völlig fremde Welt photographisch zu dokumentieren.

 

 

Fast 50 Jahre lagen tausende von Negativen von Mario Carnicelli vergessen in irgendwelchen Boxen. Nun – ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung – hat das Publikum die Möglichkeit, sich die Aufnahmen des 1937 geborenen Italieners in einem Buch anzuschauen. Zu verdanken ist dies der David Hill Gallery in New York und dem Verlag Reel Art Press, von dem wir schon so einige äußerst gelungene und kulturgeschichtlich bedeutende Photo-Bücher vorgestellt haben.

 

 

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Serge Ramelli – Los Angeles

Serge Ramelli, Hollywood Hills houses and someone jogging
Photo © 2018 Serge Ramelli. All rights reserved.www.photoserge.com

 

 

 

 

Serge Ramelli: Los Angeles.
176 Seiten, Hardcover
76 Farb- und 4 Schwarz-Weiß-Photographien
Texte in Deutsch, Englisch, Französisch.
teNeues 2018, € 60.

 

 

 

Der französische  Photograph und Filmproduzent Serge Ramelli hat bereits Bildbände über Paris, New York und Venedig herausgegeben. Da er neben der französischen Hauptstadt auch in Los Angeles lebt, war es nur eine Frage der Zeit, dass nun auch ein opulenter Photo-Band über die kalifornische Metropole erscheint.

 

 

 

Serge Ramellis Photo-Bücher über Paris, New York und Venedig haben einen eigenen Stil: Dem Photokünstler geht es weniger um irgendeine Objektivität, – als vielmehr um ein Optimum an Schönheit, Licht und Impression.

 

 

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Nicole Zepter – Der Tag, an dem ich meine Mutter wurde

Der Tag an dem ich meine Mutter wurde von Nicole Zepter

 

 

 

Nicole Zepter:
Der Tag, an dem ich meine Mutter wurde.
Tochtersein zwischen Liebe und Befreiung
240 Seiten, Paperback. Blessing Verlag 2018, 17 €.

 

 

 

Nicole Zepter ist bekannt geworden durch ihren Bestseller Kunst hassen, in dem sie vor fünf Jahren den Kunstbetrieb ironisch aber nicht überheblich auf die Schippe nahm. In ihrem neuen Buch widmet sich die Publizistin bemerkenswert offen sich selbst: Der Tag, an dem ich meine Mutter wurde.

 

 

Nicole Zepters Mutter verliebte sich in ihren Vater, wurde nach kurzer Zeit schwanger und brach die Beziehung zu ihm nach einem guten Jahr ab. Die Tochter wiederholt diese Beziehung »bis ins kleinste Detail«, wie sie in ihrem Buch schreibt. Das lässt die Autorin auf die Spurensuche gehen. Warum wiederholen wir das Leben unserer Eltern?

 

 

Sie spricht mit Psychoanalytikern, Familientherapeuten, Freunden und natürlich mit ihrer Mutter. Mögen die Herangehensweisen der Psychologen auch unterschiedlich sein. Nach all den zitierten Gesprächen mit Fachleuten kommen die Analysen doch alle zum ähnlichen Ergebnis: Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht; das Verhalten, die tief verwurzelten Verhaltensweisen unserer Eltern prägen uns. Und so sind diese auch schon geformt worden. Die wesentlichen Verhaltens- und Einstellungsmuster werden so von Generation zu Generation weitergereicht.

 

 

Die 1976 geborene Autorin macht es sich dabei nicht leicht und scheint wahrhaft bestrebt, den Marionettenfäden, die ihr Leben bestimmt zu haben scheinen, auf die Schliche zu kommen. Auf einer zweiten Ebene durchzieht das Buch das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter. Der Bruch zu ihr kam als Nicole Zepter achtzehn Jahre alt wurde. Da eröffnete ihr die Mutter, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist. In dem erwachsen werdenden Mädchen entstanden Gefühle des Verrats und der Lüge. Warum erzählt sie mir das erst jetzt?

 

 

Ein Buch, das nicht nur bewundernswert offen ist. Auch kann sich jede Leserin und jeder Leser wiederfinden. Eine zutiefst berührende und anregende Lektüre – auch und gerade für diejenigen, die sich noch nie mit solchen Themen beschäftigt haben!