Anatol Kotte – Iconication

© Anatol Kotte, Gabriele Thyssen, Salem, Germany, 1989
aus dem Buch Iconication, Hatje Cantz Verlag 2015

 

 

Anatol Kotte, Iconication.
Vorwort von Nadine Barth, Deutsch, Englisch, 224 Seiten mit 152 Abbildungen, gebunden, Hatje Cantz Verlag 2015, 49,80 Euro (D).

 

 

Was haben Miss Piggy und Angela Merkel gemeinsam? Beide wurden vom Hamburger Star-Photographen Anatol Kotte portraitiert. Jetzt erscheint ein hochkarätiger Band mit einer Auswahl seiner Photos. Mit einem ironischen Titel: Iconication.

 


Anatol Kotte, 1963 geboren, wird häufig gerufen, wenn ein Magazin ein besonderes Photo von einem Prominenten zur Bebilderung einer Geschichte oder eines Interviews braucht. So enthält das großformatige Photobuch Portraits von Politikern wie der Kanzlerin, Thomas de Maizère, Wolfgang Schäuble oder Sigmar Gabriel und Oskar Lafontaine. Der Betrachter gewinnt den Eindruck, die Portraitierten wurden vor der Aufnahme vom Photographen aufgefordert, sich so zu geben, wie sie sind oder wie sie sich selbst sehen. Hans-Jochen Vogel verdreht seine aufgerissenen Augen. Der jetzige Außenminister Frank-Walter Steinmeier guckt scheinbar nachdenklich am Photographen vorbei.

 

 

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Peter Schermuly – Catalogue raisonné

© Peter Schermuly, Großer Rückenakt

 

 

 

Peter Schermuly, Catalogue raisonné.
Herausgegeben von Martin Mosebach und Brigitte Schermuly,
360 Seiten mit 847 Abbildungen, gebunden in Leinen mit Schutzumschlag, Hirmer Verlag 2015, 98,- Euro (D).

 

 

Der Maler Peter Schermuly (1927-2007) schuf Bilder einer kunstvollen Realität. Er suchte, die Gegenständlichkeit der Dinge auf seinen Gemälden zu erfassen. Sein Stil und seine Ansichten waren im bundesdeutschen Kunstbetrieb nicht zeitgemäß, weshalb ihm größere Bekanntheit versagt wurde. Ein aufwendiger Catalogue raisonné könnte post mortem daran nun etwas ändern.

 


Peter Schermuly wurde 1927 in Frankfurt am Main geboren. Äußersten Wert legte er auf seine Herkunft; die Familie stammte aus dem Nassauer Land, hatte ihre Wurzeln aber in Lucca und der Schweiz. Die Großmutter war Lothringerin. Dies führte bei ihm zu einem anti-preußischen Affekt.

 

 

© Peter Schermuly, Atelierstilleben mit Figur

 

 

Früh war für ihn die Entscheidung klar, Maler werden zu wollen. Zu Gute kam ihm, dass in Wiesbaden, wo nach dem Krieg seine Mutter wohnte, die Amerikaner Bestände aus der Berliner Gemäldegalerie untergebracht hatten. So konnte sich Peter Schermuly  an Tizian und dem holländischen Genremaler Vermeer satt sehen. Sie stehen für das, was Schermuly für Malerei hielt.

 

 

Scheinbar wußte Schermuly schon früh, was Malerei für ihn bedeutet und welche Art von Gegenständlichkeit er darstellen wollte. Herausgeber Martin Mosebach schreibt in seinem kurzen Portrait, Schermuly, mit dem er viele Jahre befreundet war, habe keinen Widerspruch gesehen in  seiner Tätigkeit als abstrakter Künstler und seinem Verhältnis zur alten Kunst, die für ihn stets der Quell blieb.

 

 

© Peter Schermuly, Rote Vase mit Blättern

 

 

»Es war ihm unmöglich, sie als etwas Vergangenes zu begreifen, etwas Totes, das für die Lebenden keine Verbindlichkeit mehr zu stiften vermochte«, schreibt Mosebach. »Ein Kunstwerk führte in der Vorstellung Peter Schermulys ein von seinem Hersteller gelöstes, von ihm unabhängiges Dasein, und das hieß auch: daß es sich von der Zeit, in der es entstanden war, frei gemacht hatte, daß es der Kraftzufuhr durch den Zeitgeist nicht mehr bedurfte und ohne ihn die Reise durch die Jahrhunderte anzutreten vermochte.«

 

 

Schermuly blieb zu Lebzeiten der Erfolg verwehrt. Zu vielseitig ist sein Œuvre, zu sehr haben seine Gemälde die westdeutschen Erwartungen unerfüllt gelassen. Sich auf seine Bilder einzulassen erfordert Muße, Zeit, Aufmerksamkeit. In Russland war ihm dagegen ein gewisser Erfolg beschieden. Verschiedene Ausstellungen fanden in den 1990er Jahren statt und fanden ein beachtliches Medienecho.

 

 

Der nun erschienene Catalogue raisonné präsentiert das Gesamtwerk Peter Schermulys. Er und sein Œuvre haben das acht Jahre nach seinem Tod verdient. Der Schriftsteller Martin Mosebach bringt uns den Maler in zwei Texten näher. Stephen McKenna, ein in London lebender britischer Maler, schreibt einen Beitrag über die Begegnungen der beiden Maler mit ähnlichen Ansichten.

 

 

Das schwere Buch ist das ultimative Handbuch zu Peter Schermuly. Gedruckt auf GardaMatt 150g, gebunden in schwarzes Leinen, enthält es daneben Texte des Malers, eine Biographie und das vollständige Ausstellungsverzeichnis. Ein Buch, in seiner Gestaltung und Umfänglichkeit so kompromißlos wie Schermuly selbst.



Zeitmagazin by Steidl

Das Zeitmagazin gestaltet von Gerhard Steidl
© Zeitmagazin/ Steidl 2015

 

 

Zeitmagazin No. 42 vom 15. Oktober 2015
gestaltet von Gerhard Steidl, Beilage der Zeit.

 

Das Zeitmagazin hatte eine ungewöhnliche und gute, eine sehr gute Idee: Zur Frankfurter Buchmesse ließ die Redaktion das gesamte Heft vom Verleger und Buchdrucker Gerhard Steidl gestalten.

 

Das Ergebnis ist tatsächlich herausragend. Angefangen vom ästhetisch gelungenen Titelbild, über das Editorial bis zu den verschiedenen Papiersorten, die bewusst wahrzunehmen der Göttinger die Leser auffordert. »Papier hat Geruch. Papier hat Aura«, schreibt Steidl. »Die Schönheit des Buchs ist ein teil seiner Botschaft. Auf Papier Gedrucktes ist ein alle Sinne ansprechendes Erlebnis. Es braucht Zeit, Kraft, Courage, um Kultur und Wissen gegen die Ideologie des schnellen Verbrauchs zu verteidigen.«


Steidl stelt seine Lieblingsbuchhandlungen vor, Juergen Teller erzählt von seiner Collaboration mit dem Verleger &C. &C. Nicht zu vergessen: Steidl himself druckte auf Schleipen Fly 65g-Papier ganzseitige Schwarz-Weiß-Photos von Koto Bolofo.

 

Lang lebe Gerhard Steidl!

 

Hier ist ein Kurzfilm über das Making dieses Zeitmagazins:
http://www.zeit.de/zeit-magazin/mode-design/2015-10/steidl-zeitmagazin-gestaltung-kurzfilm

 

 

 

 

Juliet Hacking – Hinter der Kamera

Juliet Hacking beschreibt das Leben großer Photographen
© Sieveking Verlag 2015

 

 

Juliet Hacking, Hiner der Kamera.
Das Leben der großen Fotografen.
Aus dem Englischen, 304 Seiten mit 103 Abbildungen, Sieveking Verlag, geb. mit Schutzumschlag, 39,90 Euro.

 

 

Die Photographie als Kunst reüssiert. Das Buch von Juliet Hacking Hinter der Kamera schließt nun eine Lücke: In drei Dutzend kurzen Portraits stellt sie bedeutende Photographen des 19. und 20. Jahrhunderts vor.

 


Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass die Photographie lange gebraucht hat, um als eigenständige Kunstform anerkannt zu werden. Zu Zeiten von Alvin Langdon Coburn und Alfred Stieglitz konnten die nur davon träumen. Um der Photographie ihren gebührenden Platz innerhalb des Kunstgeschehens einzuräumen, gründete Stieglitz die heute legendäre Zeitschrift Camera Work. Deren Schwerpunkt lag neben der Veröffentlichung anspruchsvoller Photos auf der Schaffung eines Theorie-Fundaments für die Photokunst.

 

 

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Herb Ritts

© Herb Ritts, Carrie in Profile, Paradise Cove, 1988

 

 

 

Die Berliner Photo-Galerie Camera Work zeigt in einer großen Einzelausstellung noch bis zum 5. Dezember 2015 Herb Ritts. In den stilvollen Räumen unweit des Bahnhofs Zoo sind etwa 60 Werke zu sehen. Herb Ritts, der 2002 mit nur 50 Jahren starb, erarbeitete sich den Ruf eines der bedeutendsten Celebrity-Photographen der 1980er und 90er Jahre.

 

Die Schau zeigt neben den stilprägenden ikonographischen Arbeiten auch bislang nie gezeigte. In seiner über 20jährigen Tätigkeit als anspruchsvoller Mode-Photograph arbeitete er auch mit vielen Künstlern der Pop- und Rock-Musik zusammen. So zeigt Camera Work Photos von David Bowie und Bruce Springsteen.

 

Natürlich auch zu sehen sind Photos von den Stil-Ikonen: Naomi Campbell, Cindy Crawford, Kate Moss und Claudia Schiffer.

 

CAMERA WORK Photogalerie GmbH
Kantstraße 149
10623 Berlin
Tel.: +49 (0)30 310077-45

www.camerawork.de

 

 

 


Germaine Krull – Fotografien

Germaine Krull, Alte Architektur, Druck der Uhrzeit, 1928
© Estate Germaine Krull, Museum Folkwang, Essen

 

 

Germaine Krull – Fotografien.
Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin 15.10.2015-31.01.2016.
Katalog bei Hatje Cantz, 264 Seiten mit 270 Abbildungen, broschiert, 39,80 Euro.

 

 

Der Martin-Gropius-Bau in Berlin zeigt eine Ausstellung von Germaine Krull (1897-1985). Sie zählt zu den bedeutenden Photographen im Paris der 1920er und -30er Jahre. Die Schau war zuvor in Paris zu sehen. Der gelungene Katalog enthält 270 hochwertig reproduzierte Abbildungen.

 


Mit ihren experimentellen Aufnahmen hat Germaine Krull die Geschichte der Photographie mit geprägt. Als Teil der Pariser Photo-Avantgarde war sie eng mit Künstlern wie Sonia und Robert Delaunay, Man Ray und André Kertész verbunden. Walter Benjamin und Jean Cocteau ließen sich von ihr photographieren und gehörten zu ihren Bewunderern. Benjamin erwähnt sie gar in seiner Kleine Geschichte der Fotografie.

 

 

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Andreas Zielcke – Der letzte Playboy

Geschmackvolle Neuausgabe: Karl Lagerfeld entdeckte die launige Biographie
© Bild: Steidl/ L.S.D. Verlag 2015

 

 

Andreas Zielcke, Der letzte Playboy.
Das Leben des Porfirio Rubirosa. Dritte, veränderte Auflage, L.S.D. im Steidl Verlag, 2015, 102 Seiten mit Abbildungen, 14,80 Euro.

 

 

Porfirio Rubirosa sprengte den Rahmen des Begriffes Playboy: Er war mit zwei der reichsten Frauen der Welt verheiratet. Barbara Hutton schenkte ihm einen umgebauten B-25-Bomber. Und selbst sein Tod vor genau 50 Jahren hatte Grandezza.

 

 

Porfirio Rubirosa (1909-1965) war ein besonderer Playboy. Bei ihm war alles, was er tat, einige Nummern größer als bei anderen. Er war fünfmal verheiratet. Unter anderen mit Danielle Darrieux, die damals als schönste Frau der Welt bezeichnet wurde. Später ehelichte er mit Doris Duke und der Woolworth-Erbin Barbara Hutton gleich zwei der reichsten Frauen.

 

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Christian Voigt – Photography

Christian Voigt, Philae Temple, Aswan, Egypt, 2010
Photo © 2015 Christian Voigt Collection & Photography GmbH. All rights reserved.

 

 

 

Christian Voigt, Photography
208 Seiten mit ca. 150 großformatigen Farb-Photographien, geb. in Leinen, mit Schutzumschlag, teNeues Verlag 2015, 79,90 Euro.

 

 

Christian Voigt portraitiert Orte und Landschaften, Räume und Ecken der Welt so, dass aus seinen Photos epische Gemälde werden. Ein opulentes Photobuch präsentiert nun einen Ausschnitt aus seinem Werk.


Christian Voigt sucht und findet auf seinen vielen Reisen quer über die gesamte Welt faszinierende Orte. Ob das Autobahnkreuz von Las Vegas bei Nacht oder ein einsamer Ägypter in einem Tempel in Assuan: Immer sind es berührende Momente, die uns das Leben, die Welt schenken. Die beachtet werden wollen, – um uns zu faszinieren.

 

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Chien-Chi Chang – Jet Lag

© Chien-Chi Chang, Austria, Vienna, 2010, Austria International Airport

 

 

 

Chien-Chi Chang, Jet Lag.
120 Seiten mit 131 Abbildungen. Querformat, gebunden, Englisch, Hatje Cantz 2015, 39,80 Euro.

 

 

Der taiwanesische Künstler Chien-Chi Chang hat viele tausend Meilen unter dem Flügel, wie man das im Englischen so schön ausdrückt. Er hat in seinem Leben viele Stunden im Flugzeug und auf Flughäfen verbracht. Das inspirierte ihn zu seinem selbst-ironischen Photobuch Jet Lag.

 


Geschäftsleute, die viel mit dem Flugzeug reisen müssen, kennen das: Man muss morgens in New York sein, am nächsten Nachmittag ein Termin in Tokyo. Oder vielleicht Paris. Zu den langen Stunden im Flieger kommt die unsägliche Wartezeit auf dem Flughafen. Und nicht nur die. Gerade vor den sogenannten Luftkreuzen, also den Großflughäfen in den Metropolen der Welt, herrscht häufig Stau. Also muss man sich ewig vor dem eigentlichen Abflug auf den Weg machen, will man sein Flugzeug nicht verpassen. Hinzu kommt, dass – anders als beim Reisen mit der wesentlich langsameren Bahn – der Flugpassagier lange vor dem letztlichen Besteigen des Flugzeugs – englisch als Boarding bezeichnet – am Flughafen sein muss. Unsinnige Sicherheitskontrollen, die Sicherheit nur vortäuschen sollen, erfordern ihren Tribut – nämlich Zeit. So heißt es für den Flugreisenden summa summarum: Warten, warten, warten.

 

 

Ein weiterer nicht zu unterschätzender Effekt sorgt dafür, dass Vielflieger irgendwann in einer surrealen Scheinwelt leben: der Jet Lag. Durch die Zeitverschiebung, die mit der Entfernung größer wird, verschwimmen Tageszeit, gewohnter Rhythmus und mit ihnen vieles andere.

 

 

© Chien-Chi Chang, France, Paris 2011, Charles de Gaulle Airport

 


Chien-Chi Chang war in seinem bisherigen Leben viel mit dem Flugzeug unterwegs. Als Magnum-Photograph und –Filmemacher, als Künstler und Kunst-Makler reiste er viele Jahre zwischen Taiwan und New York City und zu vielen anderen Zielen auf der Welt. Er nahm teil an verschiedenen Biennalen (unter anderen in Venedig und Sao Paulo), wo er auch Preise gewann.

 

 

Mit Jet Lag lässt er uns nun teilhaben an seinem Blick auf die Wartebereiche, die Flugzeuge, die erschöpften Stewardessinnen, die zerwühlten Hotelbetten, die Reiseaccessoires und so manches mehr, was in den Blick des wachen Flugreisenden gerät. Doch im Gegensatz zu den wohl meisten Vielfliegenden bleibt Changs Blick wach – auch wenn er vielleicht noch so müde sein mag. Und sein Blick ist ein herrlich selbst-ironischer.

 

 

Die Melancholie wird verstärkt dadurch, dass das Buch im Querformat lediglich Schwarz-Weiß-Aufnahmen enthält. Sie machen die Surrealität einer solchen humanen Existenz deutlich.

 

 

Eine der letzten Aufnahmen in dem gelungenen Buch ist jedoch ein Farbphoto: Chien-Chi Chang legte alle seine Pässe und Journalisten-Ausweise zusammen. Welches ist die wahre Existenz?

 

 

© Chien-Chi Chang, Selbstportrait, Taiwan, Sanchi, Taipei County, 2010

 

 

 

 

 




Thomas Hoepker – Bilder die bleiben

© Thomas Hoepker/Magnum Photos, Honest Joe’s Pawn Broker’s shop, Houston Texas 1963
Courtesy Johanna Breede Photokunst

 

 

Der Photoreporter Thomas Hoepker wird mit einer Einzelausstellung von 30 Werken in der renommierten Galerie Johanna Breede Photokunst präsentiert. Nach vielbeachteten Ausstellungen von Stefan Moses, Robert Lebeck und Donata Wenders präsentiert die Galerie nun mit dem 1936 in München Geborenen einen der letzten großen Photo-Journalisten.


Thomas Hoepker begann bereits mit 14 Jahren zu photographieren. Als Schüler machte er Photos von Lehrern und Klassenkameraden – und verkaufte diese dann an die Photographierten. Preis: 1 Mark.

 

Heute sind viele seiner Aufnahmen weltbekannt; darunter auch die vom brennenden World Trade Center, aufgenommen von Brooklyn am 11. September 2001.

 

Thomas Hoepker wurde vom Stern für drei Jahre nach Ost-Berlin gesandt. 1966 durfte er Muhammad Ali treffen und machte von dem Box-Champion Bilder, die dessen Image mit prägten. Einige von diesen Photos sind zur Zeit ebenfalls in Berlin zu sehen.

 

Thomas Hoepker – Bilder die bleiben
Johanna Brrede Photokunst
12. September bis 28. November 2015
Fasanenstr. 69, 10719 Berlin
T +49 (0)30-889 13 590
kunsthandel@breede.de
www.johanna-breede.com

Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr
Johanna Breede PHOTOKUNST