Elvis Presley

Elvis Presley, Suspicious Minds Live

 

 

Der DANDY-CLUB gedenkt einem der größten Rockmusiker ever, Elvis Presley, zu seinem 35. Todestag:

 

Rest in peace, god!

 

 





Roger Willemsen

Roger Willemsen
© Photo Anita Affentranger

 

 

Herzlichen Glückwunsch Roger Willemsen!

 

Der DANDY-CLUB gratuliert Roger Willemsen herzlich zum heutigen Geburtstag! Der 1955 in Bonn geborene Willemsen ist einer der unaufgeregtesten und dabei zugleich gebildetsten Feuilletonoisten Deutschlands. Vor Jahren hat er sich aus dem Trash-Medium Fernsehen zurückgezogen. Seine Bücher wissen durch die Sprache und den nonchalanten Blickwinkel auf den Wahnsinn der Welt zu gefallen.

 

Ein kurzer Auszug ais der Kolumne Stars der Bekleidung von Roger Wilemsen:

Paris, um 1900. Ein Delinquent wird nach zehnjähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen. »Was ist deine größte Sensation«, fragt man ihn, »was überrascht dich am meisten?« Er erwidert: »Die Silhouette der Frau.«
Paris, heute. Reformkleider, Tarnanzüge, Designerleibchen. Siebzehnjährige in andrgynem Schwarz, streng bis ans Herz; Siebzigjährige in Pink, auf dem Busen in Pailettenschrift: »Palm Beach Summer«.
Die Mode triumphiert, die Silhouetten sind verschwunden. Was einmal Stil war und gleich darauf stillos, ist heute nebeneinander da. In der Ära der Gleichzeitigkeit wird alles eklelktisch. Die Kleider sprechen durcheinander, in Zeitsprüngen, in sozialen Sprüngen, in gleitenden Übergängen zwischen  sinfonischer Durcharbeitung der ganzen Person und ihrer Verwahrlosung. Die Mode hat gewonnen. Da alles Mode ist und alles Mode zu werden vermag, kann nichts mehr Mode sein. Die Mode hat verloren. In den Showrooms steht die Zeit still. Im Reservat der Couture gehen die Lichter aus. Die Silhouetten werden geboren. Und während das Defilé der Schattenrisse beginnt, wird der Steg zur Straße des Stils und die Schönheit zur Uniform (…)

 

Roger Willemsen – Termine





Sebastian Horsley

Sebastian Horsley im Juli 2009 in Berlin
© DANDY-CLUb 2009/A.-C. Schröder

 

 

Am 8. August 2012 wäre der britische ‚Dandy in der Unterwelt‘, Sebastian Horsley 50 Jahre alt geworden. Doch er starb am 17. Juni 2010 an einer Überdosis.

Sebastian zelebrierte das Dandytum auf seine eigene Art. Seine Vorbilder waren eher T-Rex und die Rock-n-Roll-Bohèmiens der 1960er Jahre als die klassischen Dandys wie Beau Brummell oder Lord Byron, die er für antiquiert hielt.

Auf unserer Facebook-Seite haben wir einige weitere Bilder veröffentlicht.

Rest in peace and dandyism, Sebastian!

 

David Lynch’s Champagne Dreams – Dom Pérignon

David Lynchs Vision von Dom Pérignon
© Dom Pérignon/David Lynch 2012

 

 

Kultregisseur David Lynch machte einen kurzen Film über seine Vision von Dom Pérignon im Jahr 2012. Unsere Empfehlung.

 

 





Museumsinsel Berlin – das Buch

Der opulente Bildband über die Museumsinsel Berlin

 

 

Museumsinsel Berlin, Herausgeber Staatliche Museen zu Berlin, Hirmer Verlag, München 2012, 416 Seiten mit etwa 300 Farbabbildungen, Leineneinband mit Schutzumschlag, Euro 39,90.

 

An kaum einem anderen Ort in Deutschland ist Geschichte durch Architektur so präsent wie im Bereich der Museumsinsel in Berlin-Mitte. Touristen erschaudern ob der Einschüsse, die an gegenüberliegenden Gebäuden noch heute zu sehen sind.

Die Begründung dieser bedeutenden Museumslandschaft erfolgte 1830 durch die Eröffnung des heutigen Alten Museums. 1855 wurde das Neue Museum der Öffentlichkeit übergeben, 1876 die Alte Nationalgalerie, das heutige Bode-Museum 1904 und 26 Jahre später das Pergamonmuseum. In den 1930er Jahren wurden die organisch zusammengestellten Sammlungen getrennt. Durch die Teilung Deutschlands wurde eine der weltweit bedeutendsten Kunstsammlungen für Jahrzehnte getrennt.

Durch die Vereinigung ergab sich nicht nur die Chance, die Gesamtsammlung wieder zusammenzufügen. Auch konnte die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer finanziellen Potenz die von der DDR zaghaft begonnene Restaurierung konsequent und zügig fortsetzen. Der 1999 verabschiedete Masterplan Museumsinsel führt weiter ins 21. Jahrhundert: Die Grundinstandsetzung soll abgeschlossen werden und das Ensemble auf immer größere Besucherströme vorbereitet werden. Schon jetzt zieht die Museumsinsel jährlich drei Millionen Besucher an. Die geplante Neugestaltung eines zentralen Eingangsbereiches soll die alten Gebäude entlasten und Service-Einrichtungen aufnehmen.

Ein opulenter Bildband aus dem Hirmer-Verlag dokumentiert nun den Stand der Entwicklung und die Planungen der nächsten Jahrzehnte. In großzügigem Umfang und Gestaltung wird so auch der Umfang dieses ungeheuren Projektes deutlich: Denn der Masterplan beschränkt sich nicht nur auf die eigentliche Museumsinsel. Vielmehr wird zukunftsweisend das weitere Areal mit einbezogen. So wird gegenüber dem Bode-Museum die Ausstellungsfläche deutlich vergrößert werden durch die Einrichtung der Museumshöfe. Die zur Zeit in Berlin verstreuten Sammlungen werden grundlegend neu gruppiert: Die jetzt im Kulturforum am Potsdamer Platz ausgestellten alten Meister sollen ins Bode-Museum und das gegenüberliegende Haus ziehen.

Das von den Staatlichen Museen zu Berlin herausgegebene gewichtige Buch gibt einen profunden Einblick in sämtliche Pläne. Durch eine ganze Reihe von fachkundigen Essays erfährt der Interessierte von den Hintergründen und Aussichten. Ebenso wie der Masterplan bezieht auch der Band das geplante Humboldt-Forum an der Stelle des ehemaligen Stadtschlosses mit ein. Dies ist auch zwingend, sollen doch hier die jetzt in Berlin-Dahlem ausgestellten Sammlungen unter anderen asiatischer Kunst ihre endgültige Heimstatt finden.

Für jeden an der deutschen Museumslandschaft interessierten ist dieses aufwendige Buch ein Muss: Neben der gelungenen Gesamtgestaltung weiß die umfangreiche Bildauswahl zu gefallen. Sie verdeutlicht den jeweiligen Text. Dazu trägt auch bei, dass man nicht weit blättern muss; meist sind die Photos und Skizzen auf derselben Seite.

Last but not least hervorzuheben ist der erstaunlich günstige Preis: Der großformatige Band mit über 400 Seiten auf Photopapier und etwa 300 Farbabbildungen kostet knapp 40 Euro.

Eine in jeder Hinsicht gewichtige Dokumentation über das kulturelle Herz Deutschlands.




Marilyn Monroe in memoriam

Marilyn Monroe bringt US-Präsident John F. Kennedy am 19. Mai 1962 ein Geburtstagsständchen

 

 

Heute vor 50 Jahren, am 5. August 1962, starb Marilyn Monroe. Sie war nicht nur Filmschauspielerin, Sängerin und Photomodel, sondern wird heute als eine der bedeutendsten Stilikonen des 20. Jahrhunderts verehrt.

Sie war die Geliebte gleich zweier Kennedys, unzählige Männer verknallten sich in sie, – doch Nähe entstand letztlich zu keinem. Sie wurde am 1. Juni 1926 als Norma Jeane Mortenson geboren. Sie war ein wohl ungewolltes Kind; wer ihr Vater war, wird nur spekuliert. Die ersten sechs Lebensjahre verbrachte sie bei Nachbarn ihrer Mutter, die sie übertrieben religiös erzogen. Ihre rasante Karriere war überschattet von Tablettenkonsum und Depressionen. 1956 heiratete Marilyn Monroe den Dramatiker Arthur Miller. Fand sie sich zuerst in der neuen Familie geborgen, musste sie später aus dem Tagebuch ihres Mannes erfahren, dass er sie als egozentrische und unberechenbare Kindfrau sah.

Marilyn Monroe starb in der Nacht vom 4. auf den 5. August 1962 im Alter von nur 36 Jahren in der 12305 Fifth Helena Drive, Brentwood, Los Angeles. Laut Obduktionsbericht war die Todesursache eine Überdosis eines Barbiturats in Verbindung mit einem Schlafmittel. In der Sterbeurkunde steht als Todesursache: „wahrscheinlich Suizid“.

 

 

 





Das koloniale Auge – Frühe Portraitphotographie in Indien

Die Bilder zum Artikel wurden aufgrund von Urheberrechten gelöscht.



Das Museum für Fotografie am Berliner Bahnhof Zoo zeigt Original-Photos der frühen Portrait-Photographie in Indien. Ob Maharadschas, Schlangenbeschwörer oder Hungernde: Es war das Bestreben der britischen Kolonialmacht, die Menschen der Region zu kategorisieren. Man wollte mit wissenschaftlichen Maßstäben alle Kasten, Berufsgruppen und Stämme erfassen.

Die Berliner Sammlung ist eine der an Umfang und Qualität weltweit bedeutendsten. Sie galt als Kriegsverlust und gelangte in Teilen erst in den 1990er Jahren wieder zurück nach Berlin zu den Staatlichen Museen.

Rund 300 Abzüge geben einen umfassenden Überblick über die Portraitphotographie des indischen Subkontinents aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben Bildern namhafter Fotografen und Studios wie Samuel Bourne, Shepherd & Robertson, A.T.W. Penn und John Burke sind auch Arbeiten weniger bekannter Autoren zu sehen. Die in jener Zeit populäre und ungeahnt facettenreiche ethnografische Photographie wird kontrastiert mit genrehaften Straßenaufnahmen von Handwerkern und mit Adelsporträts islamischer Fürsten und Prinzessinnen, Maharajas und Clan-Chefs, die sich im eigenen Palast oder im Studio kunstvoll in Szene setzen ließen.

 

Das Koloniale Auge. Frühe Porträtfotografie in Indien
Ausstellung noch bis 21. Oktober 2012
Museum für Fotografie
Jebensstraße 2
10623 Berlin
Montags geschlossen.

Bye bye BMW Guggenheim LAB

Das BMW Guggenheim LAB am Berliner Pfefferberg
© Photo DANDY-CLUB 2012

 

Am vergangenen Sonntag endete das BMW Guggenheim LAB in Berlin. Die Hauptstadt war die zweite Station und wird gefolgt von Mumbai. Über sechs Wochen hatten die Berliner und ihre Gäste viele Möglichkeiten zu Diskusionen oder an Vorträgen und Exkursionen teilzunehmen. Viele der eingeladenen Fachleute waren absolut hochkarätig und bereicherten die Diskurse. Gespannt sein darf man so auf die für den Herbst angekündigte Publikation.

Auch hat sich gezeigt, dass der Widerstand gegen das LAB aus Kreuzberg, wo es ursprünglich hinziehen sollte, völlig absurd war: Schwerpunkte waren Urbanisierung und die Frage nach einem zukünftigen Leben mit Qualität in immer enger werdenden Ballungsräumen. Der Hauptsponsor hat inhaltlich keinerlei Einfluss genommen. Zukunftsweisend waren beispielsweise ein Projekt für Nachbarschaftsgärten, um die Begrünung der Innenstadt zu fördern und Freespace Berlin, das versucht, den bislang undurchsichtigen Verkauf der Berliner Liegenschaften durch den Senat öfentlich und transparent zu machen.

Wir sagen Danke und Chapeau für diesen leider viel zu kurzen aber dafür umso wertvolleren Aufenthalt in Berlin allen Machern und Beteiligten des BMW Guggenheim LAB!

 

 

Unter der offenen Konstruktion im Berliner Pfefferberg wurden über sechs Wochen viele Veranstaltungen angeboten
© Photo DANDY-CLUB 2012

 



BMW Guggenheim LAB

Marcel Duchamp – 125. Geburtstag

Die Ausstellung ist vorbei, der exquisite Katalog noch lieferbar
© Succession Marcel Duchamp, VG Bild-Kunst/courtesy Schirmer/Mosel

 

 

Zum 125. Geburtstag von Marcel Duchamp bringen wir hier noch einmal zwei jüngst erschienene Ausstellungs-Kataloge, die sowohl inhaltlich wie in ihrer Gestaltung äußerst gelungen sind.

Marcel Duchamp in München 1912.
Schirmer/Mosel Verlag, München 2012, Deutsch/Englisch, 336 Seiten, 113 Farbabbildungen, Euro 39,80.

 

Marcel Duchamp (1887-1968) wusste zu provozieren. Nicht zufällig wurde er zum radikalen Erneuerer der modernen Kunst, zum Anreger Andy Warhols.

Bei jeder seiner Provokationen war die Re-Aktion der Adressaten Teil des Gesamtkunstwerks, und seine eigene Antwort auf die Intoleranz und das Unvermögen der anderen musste von ihm wohlberechnet mit einkalkuliert werden. Aber das war ein Lernprozess. 1912 stellte Marcel Duchamp dem Pariser Salon Indépendants sein Gemälde Akt eine Treppe herabsteigend, Nr. 2 zur Verfügung. Die Ablehnung der Jury war barsch. Und mit ihr hatte der 24-jährige Maler nicht gerechnet: Er habe mit dem Akt die Prinzipien des Kubismus verletzt. Und heute glaubt man es kaum: Ein Akt habe darüber hinaus nicht eine Treppe herabzusteigen, sondern zu liegen, begründeten die Kubisten ihre Zurückweisung des revolutionären Bildes. Duchamp reagierte prompt und holte das Bild persönlich wieder ab.

Dieses Ereignis gilt als unmittelbarer Auslöser von Duchamps anschließender Reise nach München, wo er sich zwischen dem 21. Juni und der ersten Oktoberwoche 1912 aufhielt. Er selbst beschrieb am Ende seines Lebens die Motivation für die Reise – wie stets stilisiert – so:

»Damals wäre ich irgendwo hingegangen. Wenn ich ausgerechnet nach München ging, so deshalb, weil ich in Paris einem Kuhmaler begegnet war – ich meine einen Deutschen, der Kühe malte, die besten Kühe natürlich, einem Bewunderer von Lovis Corinth und all den Leuten -, und als dieser Kuhmaler sagte: ‚Geh‘ nach München‘, stand ich auf und ging dorthin und lebte dort während Monaten in einem kleinen möblierten Zimmer. Es gab zwei Cafés, wo die Künstler hinzugehen pflegten, Kandinskys Buch war in allen Läden und man konnte Gemälde von Picasso sehen in der Galerie am Odeonsplatz. Ich sprach nie mit einer Menschenseele, aber ich hatte eine großartige Zeit.«

 

 

Marcel Duchamp, Akt eine Treppe herabsteigend Nr. 2
1912, Öl auf Leinwand
© Succession Marcel Duchamp, VG Bild-Kunst/ courtesy Schirmer/Mosel

 

 

Diese knapp drei Monate beeinflussten Duchamp nachhaltig. Verschiedene heute berühmte Werke wurden von ihm in dieser Zeit an der Isar entwickelt oder vorbereitet, so das Große Glas. Aber was beeinflusste Duchamp tatsächlich? Und: Verkehrte er wirklich mit niemandem, wie er kokettiert? Eine aufwendig vorbereitete Ausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, begleitet von einem fulminant-gelungenen Katalog aus dem Schirmer/Mosel-Verlag widmet sich zum hundertjährigen Jubiläum von Duchamps München-Aufenthalt diesen Fragen.

Der Begleitband der Mitte Juli zuende gegangenen Ausstellung stellt Bezüge her zu Personen, Vorläufern und Themenfeldern, die auf den jungen Künstler einwirkten, – die ihn anzogen. Im Jahre 1912 war München ein bedeutendes Zentrum für Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Bekannt ist, dass Duchamp immer wieder in die Alte Pinakothek ging. Unzählige Galerien, Museen und Kunstsammlungen mögen auf den neugierigen Franzosen gewirkt haben. Die Sezession zeigte ihre Internationale Kunstausstellung, wo Franz von Stucks Bildnis von Adam und Eva große Aufmerksamkeit auf sich zog.

 

Die Visitenkarte Marcel Duchamps, 1910 (Vorder- und Rückseite)
© Succession Marcel Duchamp, VG Bild-Kunst/ courtesy Schirmer/Mosel

 


 

Die Beiträge vermitteln nun ein weitergehendes Bild davon, dass auch das Deutsche Museum und die Bayerische Gewerbeschau die Sicht des jungen Künstlers nachhaltig prägten. Neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse standen in Duchamps Fokus. So beschäftigt er sich in seinen Bildern aus der Münchner Zeit mit weiblicher Sexualpsychologie, der Institution der Ehe und der Psychologie des Junggesellendaseins.

Neben der gelungenen graphischen Gestaltung sind die Text-Beiträge hervorzuheben, die die bisherige Forschung nicht nur rezitieren, sondern fortschreiben. Das Buch ist komplett zweisprachin in Deutsch und Englisch. Aufgrund der zahlreichen Abbildungen und Querverweise liegt hier beinahe ein Marcel Duchamp-Handbuch vor.

DANDY-CLUB Empfehlung!

 

 

 

Der opulente Ausstellungs-Katalog aus dem Moser Verlag


Marcel Duchamp – Le mystère de Munich
22.06.2012 – 30.09.2012
Vor der Alten Pinakothek

Künstlerbuch zur Ausstellung:
Rudolf Herz, Marcel Duchamp – Le mystère de Munich, Moser Verlag, München 2012, 332 Seiten, Fadenheftung, Euro 59.

 

 

Marcel Duchamp (1887-1968) gilt heute nicht nur als einer der wichtigsten Avantgarde-Künstler des 20. Jahrhunderts, sondern gar als einer der bedeutendsten Erneuerer der Kunst im vergangenen Jahrhundert überhaupt.

Dazu beigetragen hat Duchamps Selbst-Stilisierung, zu der auch gehörte, über die eigene Biographie keine Angaben zu machen und die Biographen auf falsche Fährten zu schicken. Duchamp war davon überzeugt, weder Metaphysik noch Religion oder Philosophie könnten eindeutige Antworten geben. So könne auch die Kunst keine eindeutigen Aussagen treffen, weil erst der Betrachter das Kunstwerk durch seine Interpretation »mache«, also vollende.

Duchamps München-Aufenthalt vor genau 100 Jahren wird in der Kunstwissenschaft eine große Bedeutung beigemessen, hat doch der später berühmt Gewordene danach dem Kubismus abgeschworen und seine Haltung zur Kunst geändert. Er hatte fortan einen generelleren Ansatz und war der Meinung, es genüge nicht, wenn die Kunst in der klassischen Tradition etwas abbilde. Aus seinem mehrmonatigen Aufenthalt in München von Ende Juni bis Anfang Oktober 1912 machte Duchamp stets ein Geheimnis, bis er 1964 bei einem Vortrag vom »Schauplatz meiner endgültigen Befreiung« sprach.

 

 

Barer Straße um 1910, rechts im Vordergrund Haus Nr. 65, Wohnung Marcel Duchamps in München 1912
© Stadtarchiv München

 

 

 

Nun widmet sich neben der Ausstellung Marcel Duchamp in München im Lenbachhaus (noch bis 15. Juli 2012) eine zweite Veranstaltungsreihe diesem Aufenthalt, der die moderne Kunst nachhaltig beeinflussen sollte. In aufwendiger Recherche und Rekonstruktion hat Rudolf Herz, der sich seit Jahren mit Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt, versucht Näheres zu Duchamps Münchner Zeit zu rekonstruieren. Als eines der Ergebnisse präsentiert er eine Nachgestaltung der Wohnung, in der Duchamp in München lebte im Maßstab 1:1. Das temporäre Denkmal ist um 90 Grad gekippt, sodass der Grundriss von der Seite einsehbar wird. Es ist ganze 17 Meter lang und 7 Meter hoch und steht auf der Südwiese der Alten Pinakothek. Nicht weit entfernt von hier, 25 Hausnummern weiter, in der Barer Straße 65, befand sich die ungünstig geschnittene Wohnung in einem Haus, das im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurde. Sie war gemietet von einem jungen Ehepaar, einem Ingenieur und einer Schneiderin. Heute wird angenommen, dass die Beiden ihren zeitweiligen Untermieter nachhaltig beeinflussten, beschäftigte sich dieser doch fortan verstärkt mit Mechanik und Technik und ihren Bezügen zur menschlichen Wahrnehmung.

Die originalgetreue Skulptur soll Duchamp in das kulturelle Gedächtnis der Stadt München integrieren. »Marcel Duchamp. Le Mystère des Munich« steht noch bis zum 30. September 2012 und wird begleitet durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.

Ein Highlight des ambitionierten Projektes ist das begleitende Künstlerbuch, dessen Titulierung als Katalog eine gelinde Untertreibung wäre: Auf über 300 Seiten präsentieren Rudolf Herz und der Moser Verlag nicht nur die Skulptur, sondern darüber hinaus Dutzende von Zeitzeugnissen, wie Werke von Duchamps Freunden aus der Zeit, Ansichten von München, dem Wohnhaus in der Barer Straße, süffisanten Photos aus dem Atelier des Freundes Max Bergmann und vieles andere. Rudolf Herz beschreibt detailliert den Forschungsstand zu Duchamps Werdegang und wie ihm viele sympathisierende Biographen auf den Leim gingen. Ein E-Mail-Gespräch mit Andreas Wutz bringt Hintergrund und Motivation von Spurensuche und Wohnungs-Skulptur näher.

Das bibliophile Buch weiß allein aufgrund seiner Materialfülle und Gestaltung zu gefallen und ergänzt die Sekundär-Literatur zu Duchamp prononciert, – ohne sich auf Fachkreise zu beschränken. Der Handbuch-ähnliche Bildband ist für alle, die sich für die Entwicklung der modernen Kunst interessieren, ein Ereignis.

Marcel Duchamp – Le mystère de Munich. Pinakothek der Moderne München

 



Edward Burtynsky – Oil

Edward Burtynsky, Highway #5 . Los Angeles, California, USA . 2009

 

 


C/O Berlin, International Forum For Visual Dialogues, präsentiert ab heute Abend Photos aus der Serie Oil von Edward Burtynsky.

In vier Kapiteln erschafft Edward Burtynsky eine ästhetische Kartographie dieses Rohstoffes, der die Welt antreibt und die Weltordnung bestimmt. Wer im Besitz des Öls ist, kann die Welt regieren. In Extraction & Refinement legt Burtynsky den Fokus auf die Förderung.  In Transportation & Motor Culture zeigt er mehrspurige Highways mit gordischen Verkehrsknoten, die rücksichtslos die Landschaft zerstören. Zugleich zeigt der kanadische Photograph durch die Aufnahmen endloser Reihenhaussiedlungen und gigantischer Parkplätze die allgegenwärtige Dominanz des Autos als gesellschaftlich-kultureller Fetisch.

Das dritte Kapitel The End of Oil präsentiert das apokalyptische Ende der Verwertungskette in all ihrem umweltschädlichen Ausmaß: Endloser Stahlschrott, stillgelegte Förderpumpen, ausrangierte Flugzeuge, Halden voller Autoreifen und ölverschmierte Fässer. Die Ausstellung fügt ein weiteres, aktuelles Thema hinzu: Edward Burtynskys Oil Spills von der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010.

Edward Burtynskys Oil-Photos wissen zu faszinieren. Sie stehen in der Tradition der romantischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts in ihrer makellosen Ästhetik – und transportieren dabei Panoramen von Zerstörung und Rücksichtslosigkeit.

 

 

Edward Burtynsky. Oil
Fotografien

C/O Berlin
International Forum For Visual Dialogues
Oranienburger Straße 35/36 . 10117 Berlin

Ausstellung 28. Juli bis 9. September 2012.
Eröffnung Freitag, 27. Juli 2012 . 19 Uhr.
Öffnungszeiten täglich .,11 bis 20 Uhr.
Eintrittspreis 10 Euro . ermäßigt 5 Euro.

Künstlergespräch mit Edward Burtynsky: Freitag, 27. Juli 2012 . 20 Uhr.
Eintritt 10 Euro . ermäßigt 5 Euro

Katalog Steidl Verlag . 2009, 215 Seiten . 98 Euro.