Oscar Wilde – 160. Geburtstag

Oscar Wilde (16. Oktober 1854 – 30. November 1900)

 

 

 

Heute jährt sich der Geburtstag von Oscar Wilde zum 160. Mal. Der Ire wurde am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren und starb am 30. November 1900 in Paris.

 

Oscar Wilde schrieb den wohl meist gedruckten Roman überhaupt: The Picture of Dorian Gray.  Dabei schrieb er vor allem Theaterstücke und war ein Erzähler von Gnaden. Der große Dandy zelebrierte sein Leben und starb verarmt und einsam in einem billigen Hotel in Paris. Das Haus beherbergt heute ein Luxus-Hotel und erinnert im Eingangsbereich liebevoll an den Dichter.

Auf unserer Seite finden sich viele Artikel über Wilde, seine Stücke und Bücher.

 

 

Bashing vom Feinsten

Die ultimative Vollverarsche für einen noch amtierenden Ministerpräsidenten
© Deutsche Münze

 

 

 

Die Staatliche Münze Berlin, die Ausgabestelle der Bundesrepublik Deutschland für die offiziellen Hartgeld-Münzen und Gedenkmünzen bringt in der nächsten Woche eine neue Gedenkmünze heraus. Bereits die Ankündigung war an Süffisanz nicht zu übertreffen:

 

Die Münze enthält nicht nur Zitate des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, die wohl kaum auf eine Gedenkmünze gehören wie: „Berlin ist arm aber sexy.“ oder „Ich bin schwul, und das ist auch gut so.“ Noch krasser war das Pressefoto der Medaille, das die Behörde am vergangenen Freitag verschickte. Darauf war ein weiteres dubioses Zitat auch noch fehlerhaft: „sparen bis es quitscht“ anstatt „bis es quietscht“.

 

Herrlich! Congratulations vom DANDY-CLUB für diese staatliche Anarchie!

 

 

Botho Strauß – Herkunft

Ein großes Buch – so klein: Botho Strauß‘ Herkunft
© Hanser Verlag 2014

 

 

 

Botho Strauß, Herkunft.
96 Seiten, geb. in Leinen mit Prägung. Hanser Verlag 2014, 14,90 Euro.

 

 

Eine kleine Sensation im an Herausragendem nicht armen Bücher-Herbst 2014: Botho Strauß erzählt in Herkunft von seinen Wurzeln: Entstanden ist ein kleines Büchlein voller Liebe zum toten Vater – und ohne eine Illusion, wie stark die Herkunft den Schriftsteller bis heute prägt.


Botho Strauß sollte vor zwanzig Jahren verfemt werden. Sein Essay Anschwellender Bocksgesang führte noch einmal zu den Reflexen der alten Bundesrepublik, deren lauteste Intellektuelle vor allem als ideologisch korrekte Nazi-Jäger wahrgenommen werden wollten.

 

Nun ist alles anders. In den vergangenen Monaten erschienen gleich zwei Anthologien von Botho Strauß, deren Herausgeber mit profunden Texten ihre Affinität zum Werk des Dichters erläutern. Wer als Journalist vom Dramatiker in sein Refugium in die Uckermark eingeladen wird, um von dessen Leben dort zu berichten, ist geadelt.

 

Einfühlsam, in seiner Wortwahl beinahe vorsichtig herantastend, ist es vor allem der Vater, den Botho Strauß mit dessen Habitus schildert. Ein aus dem Ersten Weltkrieg versehrter geradliniger Mann, der äußersten Wert auf Umgangsformen legte und dessen Tagesablauf von Ritualen bestimmt war. Der Vater, Jahrgang 1890, wirkte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in Bad Ems derart aus der Zeit gefallen, dass sich der jugendliche Sohn für ihn schämte.

 

Wie schimpflich aber, daß ich mich so genierte, wenn ich ihm mit meinem Kameraden auf dem Schulweg begegnete, wenn er mir entgegenkam auf dem Rückweg von seinem Morgenspaziergang und ich nicht wagte, ihn unbefangen zu grüßen.


So ist Herkunft auch zu lesen als eine späte Entschuldigung und als Dank für all das, was der Schriftsteller dem Vater zu danken hat.

 

Ohne Wertung schildert er die Summe der Gepflogenheiten, die den Tag der Eltern zusammenhielten. Berührend liest sich die Schilderung der Hände des Vaters:

 

Ich kenne sie nicht als Faust, und ich kenne seine zehn Finger nicht tief ineinander gefaltet oder verwunden. Wohl die Fingerspitzen leicht zusammengesteckt, wenn beide Hände über dem Bauch lagen beim Mittagsschlaf – so wie ich sie zum letzten Mal sah, auf dem Totenbett. Die Hand hat mich gestraft und liebkost; sie hat mir die ersten Blumen gewiesen und die erste Zeile im Buch.


In bemerkenswerter Offenheit schildert Botho Strauß, der in wenigen Wochen selbst 70 Jahre alt wird, wie ihn die Kindheitserfahrungen mit zunehmendem Alter umgreifen: Ich verwundere mich, wie diese frühe Prägung nun, da ich längst selbst ins »Alter des Vaters« eintrat, langsam, aber unerbittlich ihre Wirksamkeit entfaltet. An anderer Stelle formuliert Strauß die Einsicht, wie wenig tatsächlich auf unserem eigenen Mist wächst: Man hat im wesentlichen nach Mustern gelebt und nach Mustern sich verbraucht.


Offen auch bekennt sich Strauß zu seiner Misanthropie, die er – im Gegensatz zu sich selbst – beim Vater begründet sah: Begründet in reicher Erfahrung war seine spätere Misanthropie nach einem bewegten Leben, zu dem das meine keinen Vergleich bietet.


Ein stilles, ein leises Buch. In seiner Ehrlichkeit und Melancholie ein Ereignis.




Vincent Peters – The Light Between Us

Vincent Peters, Emma Watson
© The Light Between Us by Vincent Peters. Photo © 2014 Vincent Peters. All rights reserved.

 

 

 

Vincent Peters, The Light Between Us.
Ca. 208 Seiten mit 150 Duplex- und Farb-Photographien, teNeues 2014, geb. in Leinen, 98,- Euro

 

 

Wie einen Star photographieren, der schon Dutzende Male abgelichtet worden ist? Und natürlich: ‚ikonographisch,‘ wie man heute dazu sagt. Vincent Peters lässt die Schönen und Berühmten beim Shooting ersteinmal sich ihre Rolle suchen. – Nach einer kurzen Weile präsentieren sie sich ihm dann oft ein wenig anders als üblich.

 

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Siebrand Rehberg – Berliner – Signale des Aufbruchs 1971-1976

Siebrand Rehberg , Plausch in der Görlitzer Straße, 1975
© Siebrand Rehberg

 

 

Die Collection Regard von Marc Barbey präsentiert Photos von Siebrand Rehberg: Nachdem wir uns an das globalisierte, helle und von Millionen Touristen jährlich besuchte vereinigte Berlin gewöhnt haben, führen uns die Momentaufnahmen aus den 1970er Jahren zurück in diese damals ganz eigenwillige Stadt.

 

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Jacques Rivière – Der Deutsche

Jacques Rivière
© Sammlung Alain Rivière

 

 

Jacques Rivière, Der Deutsche.
Erinnerungen und Betrachtungen eines Kriegsgefangenen.
208 Seiten, geb. mit Schutzumschlag und Leseband, Lilienfeld Verlag 2014, 19,90 Euro.

 

 

Der französische Literaturkritiker und Autor Jacques Rivière (1886-1925) ist in Deutschland nahezu unbekannt. Dabei war er es, der André Gide und damit die damals bedeutendste französische Literaturzeitschrift, Nouvelle Revue Française (NRF), von Marcel Proust überzeugte. Nun erscheint erstmals Rivières provozierender Traktat Der Deutsche.


Jacques Rivière war ein hochbegabter Literaturkritiker. Bereits als Student arbeitete er für die NRF und schrieb brillante Studien über Baudelaire, Andé Gide, Proust, Paul Valéry und andere einflussreiche Schriftsteller. Vor seiner Einberufung in den Ersten Weltkrieg veröffentlichte die NRF den ersten Teil seines Essays zu Rimbaud. Der Sorbonne-Professor René Etiemble hat in jahrzehntelanger Akribie über 3000 Publikationen über Rimbaud untersucht und kam zu dem Ergebnis, Rivières Untersuchung sei – fast als einzige – »un bel essai«.

 

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Leonard Cohen – Happy Birthday!

Leonard Cohen on tour
© LeonardCohen.com

 

 

 

Der kanadische Singer-Songwriter Leonard Cohen wird heute 80 Jahre alt. Der DANDY-CLUB gratuliert dem Ausnahme-Musiker, der sich stets allen möglichen Vereinnahmungen entzog.

Eigentlich wollter er Schriftsteller werden. Inspiriert vor allem von Bob Dylan entschied er sich für die Musik.

Es lohnt sich, seine Texte zu Gemüte zu führen.

Hier ein Link zur neuen Langspielplatte, die hochgelobt wird:

https://www.youtube.com/watch?v=DUIXj9X57dw

Der Geburtstag ist ein Anlass, sich mit dem Musiker und seiner Message zu beschäftigen.


 

 



Bettina Rheims: Bonkers – A Fortnight in London

© Bettina Rheims, Bonkers – A Fortnight in London
Arabella Drummond, Pirat and Fire Artist

 

 

 

Die Berliner Photogallerie Camera Work präsentiert das neueste Projekt von Bettina Rheims: Bonkers  –  A  Fortnight  in London. Es widmet sich wiederum ihren künstlerischen Leitthemen Weiblichkeit, Selbstdarstellung und Sexualität und entstand 2013 in London.

 

Die Porträtserie zeigt 23 Frauen, deren Erscheinung in der Öffentlichkeit zu polarisierenden Reaktionen führt. Die Ausstellung ist eine weltweite Premiere.

 

Bettina Rheims schuf bereits Serien in Shanghai und Paris, die international großes Lob erfuhren.

 

 

 

© Bettina Rheims, Bonkers – A Fortnight in London
Amber le Bon has lost… her car keys

 

 

 

Die großformatigen Inszenierungen nehmen das bewusste Spiel mit Körperlichkeit und Öffentlichkeit auf. So werden erwartete Typisierungen als absurd entlarvt.

 

Bettina Rheims arbeitete unter anderen zusammen mit Amber Le Bon, Harriet Vernet, Mary Charteris, Portia Freeman und Morwenna Lytton Cobbold.

 

Zur Ausstellung erscheint im Steidl Verlag der Photoband Bonkers! A Fortnight in London.

 

 

© Bettina Rheims, Bonkers – A Fortnight in London
Georgie Bee wearing her own amazing shoes

 

 

CAMERA WORK

Kantstr. 149, 10623 Berlin
T +49 (0)30 3100773
info@camerawork.de
www.camerawork.de
Di-Sa 11-18 Uhr CAMERA WORK

 

 

 

 



Exotica – im me Collector’s Room Berlin

Marina Abramovic, Selfportrait with skull, 2005
© Marina Abramovic

 

 

Me Collector’s Room Berlin – Exotica… and 4 other cases of the self
Ausstellung bis 22. Februar 2014

 

 

Der me Collector’s Room Berlin/ Stiftung Olbricht präsentiert im Rahmen der Berlin Art Week 2014 Wunderkammer-Objekte aus Renaissance und Barock kombiniert mit Werken der Gegenwarts-Kunst.

 

Entsprechend der historischen Kategorisierung werden die Objekte in fünf verschiedenen Gruppen gezeigt:
– Exotica
– Artificialia (kostbare Kunstwerke)
– Naturalia (seltene Naturalien)
– Scientifica (wissenschaftliche Instrumente) und
– Mirabilia (unerklärliche Dinge).

 

So spiegelt die Wunderkammer in der Berliner Auguststraße das Bestreben über die Jahrhunderte wider, das Wissen der Welt zusammenzutragen.

 

 

Stephan Zick, Anatomisches Modell einer schwangeren Frau mit Original-Begleitbuch,
Nürnberg, um 1680
Elfenbein, Schildpatt, Samt, Pergament

 

 

 

Me Collector’s Room Berlin/ Stiftung Olbricht
Auguststraße 68
10117 Berlin
www.me-berlin.com
Geöffnet Di-So, 12.00-18.00 Uhr.

 

 

Charles-Louis de Montesquieus Reise-Notizen

Charles-Louis de Montesquieu (1689-1755):
Staatstheoretiker, Aufklärer, Ironiker von Rang

 

 

 

Charles-Louis de Montesquieu,
Meine Reisen in Deutschland 1728-1729.
Ausgewählt, hrsg. und eingeleitet von Jürgen Overhoff.
216 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag, Cotta 2014, 22 Euro.

 

 

Charles-Louis de Montesquieu (1689-1755) wurde berühmt durch seine verfassungsrechtlichen Standardwerke. In Deutschland kaum bekannt ist er als neugieriger Deutschland-Reisender und Autor von stilistischer Raffinesse. Jürgen Overhoff und der Klett-Cotta-Verlag bringen nun seine Reisenotizen erstmalig in Deutsch.

 

 


Charles-Louis de Secondat, Baron de La Brède et de Montesquieu, wie er mit vollem Namen hieß, ist Verfasser der beiden in der Verfassungstheorie bedeutenden Standardwerke Betrachtungen über die Ursachen der Größe der Römer und ihres Niedergangs (1734) und Vom Geist der Gesetze (1748), an dem er zwölf Jahre arbeitete.

 

 

 

Montesquieu konnte diese Werke, die in ihrer Zeit Maßstäbe setzten, nur verfassen, weil er stets von ungeheurer Neugier war – und ohne jedwede Vorurteile. Dies macht auch seine Reisenotizen aus den Jahren 1728/ 29 so spannend. Der Adlige reiste vom April 1728 aus Paris nach Wien. Nach einem kurzen Abstecher nach Ungarn fuhr er im August nach Italien, wovon im vorliegneden Buch allerdings nicht die Rede ist. Da es ihm hier so gut gefiel, blieb er entgegen seiner ursprünglichen Planung beinahe ein Jahr. Er besuchte Venedig, Mailand, Turin, Genua, Florenz, Siena, Rom und Neapel. Danach fuhr er zurück ins deutsche Reich, zu dem damals das heutige Österreich gehörte. Im Oktober 1729 kam er zurück auf das Schloss in Deventer.

 

 

 

 

Ein Dandy auf Reisen: Cotta veröffentlicht erstmals die Reise-Notizen in Deutsch.
© Klett-Cotta 2014

 

 

 

 

Erstaunlich, dass seine inhaltlich wie stilistisch bemerkenswerten Notizen zuvor keinen deutschen Verleger gereizt haben. Die Deutschen hält Montesquieu mehr oder weniger für gutmütige Trottel:
Die Deutschen sind gute Leute. Auf den ersten Blick wirken sie wild und grob. Sie sind den Elefanten vergleichbar; zunächst wirken sie schrecklich, doch sobald man sie gestreichelt hat und ihnen schmeichelt, werden sie sanftmütig. Dann braucht man nur noch die Hand auf ihren Rüssel zu legen, und sie lassen einen willig auf ihren Rücken klettern.

 

 


Doch hatte die Reise einen durchaus seriösen Hintergrund: Montesquieu, von Grund auf liberal eingestellt und früher Aufklärer, war sehr interessiert zu erfahren, wie in Deutschland das föderale System funktioniert. Schließlich war Frankreich zentralistisch organisiert. Durch seinen Stand, seine Bildung und wohl nicht zuletzt seine Empathie bekam er Zugang zu vielen regionalen Herrschern. Er wurde empfangen von Kurfürsten und Prinzen, die ihm teils bereitwillig erläuterten, wie ihr jeweiliges Fürstentum organisiert ist, woher das Geld kommt und was vom Herrscher zu halten ist.

 

 

 

Der Kurfürst von Bayern drangsaliert seinen Adel wegen seiner Privilegien sehr. Die Adligen können das gern in Wien monieren – Wien sagt dazu nichts. Und der Kurfürst, der seine Ansprüche mit militärischen Mitteln verteidigt, behauptet, dass Wien dazu auch gar nichts zu sagen hat.

 

 


Herausgeber Jürgen Overhoff ist seit 2013 Professor für Historische Bildungsforschung an der Universität Münster. Sein Verdienst ist, die Reisenotizen des ironischen Aufklärers und wissbegierigen Staatstheoretikers für uns Leser entdeckt zu haben. Der Verlag hat daraus ein wunderbares Buch gemacht, das stilvoll unter dem alten Verlagsnamen Cotta erscheint.