Auktion Sacha Guitry – Die Sammlung André Bernard

Nadar, Sacha Guitry, um 1905
© Ader Nordmann, Paris 2011

 

 

Beim Pariser Auktionshaus Ader Nordmann kommt am 17. und 18. November 2011 die bedeutende Sacha Guitry-Sammlung von André Bernard zur Versteigerung. Bernard war Freund, Biograph und Sammler vom Dandy Guitry. Über einen Zeitraum von 50 Jahren sammelte Bernard über 700 Zeichnungen, Autographen, Plakate und anderes von und über Sacha Guitry. Zur Versteigerung wird auch das Nadar-Portrait Guitrys kommen, das oben gezeigt ist.

Uhrzeit : 14 Uhr
Ort : Drouot Richelieu – Salle 9 – 9, rue Drouot – 75009 Paris
Ausstellung : 16. November 2011 von 12 bis 18 Uhr, , 17. November 2011 11 bis 12 Uhr.
Informationen  Thierry Bodin
1. Versteigerungstag, Donnerstag, 17. November 2011: : Lose 1 bis 410
2. Versteigerungstag, Freitag, 18. November 2011: Lose 411 bis Ende.

Telephon: 01 48 00 20 09

Pour tout renseignement veuillez contacter la maison de ventes au 01 53 40 77 10.

Die Sammlung André Bernard bei Ader Nordmann

Peter Lindbergh in Antwerpen

Peter Lindbergh, Eden
Vogue Germany
Tresor Club , Berlin, Germany 2009
© Peter Lindbergh

 

 

Das Photo Museum Antwerpen zeigt noch bis zum 29. Januar 2012 Arbeiten von Peter Lindbergh. Der Photograph hat die internationale Mode-Photographie in den vergangenen 25 Jahren beeinflusst. Seine melancholischen Bilder, schreibt das Museum, gäben einen Blick auf das Innere von Supermodels wie  Linda Evangelista, Tatjana Patitz oder Kate Moss. Das Belgische Photo Museum zeigt die Serie Berlin, die Lindbergh für die deutsche Vogue 2009 produzierte.

Darüber hinaus sind Photos zu sehen von Klaus Honnef aus dem Jahr 2010.

 

 

Peter Lindbergh, Hommage a Pina Bausch
Paris, France 1997
© Peter Lindbergh

 

 

Peter Lindbergh, Nina Burri
Vogue Germany
Berlin, Germany 2009
© Peter Lindbergh

 

 

Photo Museum Antwerp
Waalsekaai 47, 2000 Antwerpen
Belgium
+32(0)3 2429300
info@fotografie.provant.be
www.fotomuseum.be
Opening hours: Tues-Sun 10am-6pm

 

 

Radiokolleg Dandyismus

Werbung zum UKW-Radio-Hören aus den 1950er Jahren

 

 

Der ORF bringt auf seiner Kultur-Welle OE1 in der nächsten Woche ein vierteiliges Radiokolleg zum Dandyismus.

 

Hier die Beschreibung des Österreichischen Rundfunks:

Das eigene Leben zum Kunstwerk erklären. Gestaltung: Dr. Gerhard Pretting

Der Dandy hat immer dann Hochkonjunktur, wenn die Zeiten nicht besonders gut sind. Wenn Umbrüche in der Luft liegen, oder wenn der Einzelne keinen Sinn darin sieht, sich in der Gesellschaft zu engagieren. Dann ziehen sich viele auf sich selbst zurück und versuchen, das eigene Leben zum Kunstwerk zu stilisieren. Das Paris des 18. Jahrhunderts ist so eine Zeit der Hochblüte, in der die Ordnung nach der französischen Revolution sich immer wieder ändert. Baudelaire, Stendhal, Balzac sind die bekanntesten Dandys.

Das vom Ersten Weltkrieg geistig zerstörte Paris der 1920er Jahre war, ebenso wie das Berlin dieser Zeit, das Mekka der Dandys. Der Dandy legte den Finger auf die Wunde der absplitternden Ordnung, in dem er sich selbst zum Kunstwerk erklärt.

In den allermeisten Fällen ist der Dandy ein Mann. Aber es gibt auch weibliche Dandys. Die 1881 geborene Luisa Casati wäre da zu nennen. Sie wolle „ein lebendes Stück Kunst sein“, sagte sie. Was dazu führte, dass sie sich extravagant kleidete und mit Vorliebe ihren zahmen Leoparden spazieren führte.

Kann es heute noch Dandys geben? Und wenn ja, wie soll Dandyismus im dritten Jahrtausend aussehen? Denn im Grunde sind alle Verhaltenskodizes, die der Dandy als Revolte gegen die bestehende Ordnung entwickelt hat, anno 2011 zum Mainstream, zum sozialen Diktat geworden.


Dandyismus auf OE1

Sendetremine:
Montag-Donnerstag, 17.-20.Oktober 2011, jeweils 9.30 Uhr.


 

Rupert Everett über The Happy Prince – II. Teil

Oscar Wilde (1854-1900)

 

 

Der britische Schauspieler und Autor Rupert Everett hat gestern auf der Buchmesse in Frankfurt seinen Plan eines Filmes über die letzten Lebensjahre Oscar Wildes (1854-1900) konkretisiert. Er hat vor, einen biographischen Film zu drehen, in dem er den dramatischen Untergang des großen Dandys darstellt. Der 32jährige habe das Drehbuch bereits geschrieben, er werde die Hauptrolle spielen und darüber hinaus selbst Regie führen, erläuterte er.

 

„Die bisherigen Filme über Wilde enden damit, dass er ins Gefängnis muss“, gab Everett zu bedenken. Außerdem zeichneten sie Wilde als einen positiven Helden und Familienmenschen, der er nicht gewesen sei. „Die Leute damals waren schockiert von seiner offen gelebten Homosexualität“, sagte Everett. Der Brite bekennt sich selbst offen zu seiner Homosexualität, deren gesellschaftliche Problematik er in mehreren Filmen ironisch aufgezeigt hat.

 

Der Drehstart soll möglichst 2013 sein, allerdings sei die Finanzierung noch nicht realisiert. Der Film werde an fünf Tagen in Paris spielen, wo Wilde nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus zuletzt lebte und 1900 im Hotel starb. Die Handlung werde damit beginnen, dass eine Frau auf der Straße in einem betrunkenen und heruntergekommen Mann den früheren Gesellschaftslöwen Wilde wiedererkenne. In Rückblenden werden dann die wichtigsten Stationen im Leben des irischen Schriftstellers erzählt werden.

 

Der Film wird produziert werden von der deutschen Produktionsfirma CinePlus.

 

Ernst Jünger – Zur Geiselfrage – Volker Schlöndorf – Das Meer am Morgen

Ernst Jüngers Untersuchung Zur Geiselfrage erscheint am 23. Oktober 2011

 

Ernst Jüngers Zur Geiselfrage wird in der nächsten Woche erscheinen. Der Regisseur Volker Schlöndorff schrieb das Vorwort. Sein Film  Das Meer am Morgen beruht unter anderen Quellen auch auf Jüngers Text. Er wird heute auf der Frankfurter Buchmesse gezeigt.

Der Verlagstext zum Buch:
Zwischen Oktober 1941 und Februar 1942 brachte Ernst Jünger als Hauptmann die Denkschrift über die deutschen Geiselerschießungen in Frankreich heimlich zu Papier. Er sollte im Auftrag des Militärbefehlshabers Otto von Stülpnagel das Verhältnis von Paris zur Partei in Berlin dokumentieren. Beigefügt sind von Jünger übersetzte Abschiedsbriefe zum Tode verurteilter Geiseln, die einen erschütternden Einblick in die Folgen von Repression und Gewalt für die französische Zivilbevölkerung  geben.  Die Schrift führt ins Zentrum einer Situation, in der man – so Jünger rückblickend – »eigentlich nur Fehler machen kann, ob man handelt oder nicht handelt«.

Volker Schlöndorff inspirierte dies zu seinem Film  „Das Meer am Morgen“.  Ernst Jünger wird dargestellt von Ulrich Matthes.


Freitag, 14.10.2011 – Frankfurter Buchmesse
18.00 – 18.30 Uhr
Gespräch zum Film Das Meer am Morgen von Volker Schlöndorff
Mit Volker Schlöndorff (Drehbuch, Regie) und Ulrich Matthes
ARD Bühne, ARD Forum, Halle Forum, Ebene Erdgeschoss

 

Freitag, 14.10.2011 – Frankfurter Buchmesse
16.00 Uhr
Filmvorführung Das Meer am Morgen von Volker Schlöndorff
ARD Kino, ARD Forum, Halle Forum, Ebene Erdgeschoss

 

Eyes on Paris – Paris im Photobuch

Andréas Lang, Sous les Ogives. artist book, editions Tbe (Tristan Barbara) Barcelona,
9 photographes polimere, 3eme chapitre „Notre Dame“ de Victor Hugo,
50 exemplaires numerotées et signée, 10 expl. hc, 10 expl. artiste

 




Paris und die Photographie. Lässt man diese beiden Worte ersteinmal für sich stehen und wirken, so hat man es mit zwei Ikonographie-Welten zu tun, die schon für sich kaum mit wenigen Sätzen zu fassen sind. Paris – die Hauptstadt der europäischen Kulturmetropolen. Früher hatten die Alten eine Eifelturm-Abbildung als Postkarte am Kühlschrank hängen. Heute kaufen sich die Kinder eine reproduzierte Schwarz-Weiß-Photographie des Stadt-Emblems bei Ikea. Literaten und Künstler, die hier lebten sind Legende. Muss man Picasso, Henri Miller oder Ernst Jünger nennen? Sie alle haben unser Bild der Stadt mit geprägt, mit geschaffen, ja vielleicht sogar in vollem Umfang unser Bild über Paris erzeugt.

Und dann die Photographie. Wie hat sie die Wahrnehmung im vergangenen 20. Jahrhundert verändert? Beeinflusst. Sie lieferte den Zeitungen Abbilder von Unfällen, Katastrophen und auch schöneren Ereignissen. Was haben Philosophen nicht alles prophezeit.

Die Verbindung, die Verbrüderung der Photographie mit Paris schafft nun ein spezielles Genre, das sich beinahe als eigene Kunstgattung bezeichnen lässt. Eine fulminante Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen ist auch ein Resultat der reflektorischen Fragestellungen, die das schnelle Sterben der analogen Photographie und ihr Ersatz durch die digitale innerhalb eines Jahrzehntes mit sich gebracht hat. Sie ist noch bis zum 8. Januar 2012 zu sehen.

Brassaï, André Kertész, Eugène Atget, Robert Doisneau, Andréas Lang, René Maltête, André Martin, Robert Frank und Bettina Rheims sind einige wenige Namen der mehreren Dutzend Photokünstler, deren Werke von ihnen selbst oder von anderen in Büchern veröffentlicht worden sind. Verdienst der Schau ist es unter anderem, herausragende  Standardwerke zu präsentieren, die die Gestaltung nachkommender Bücher beeinflusst haben und so rückblickend als Wegmarken gesehen werden können in der Geschichte des Photobuchs über Paris. Anmaßend allerdings wirkt der Anspruch der Ausstellungsmacher, alle wichtigen Photobücher über Paris des 20. Jahrhunderts zu versammeln.

Das tut ihr allerdings keinen Abbruch, zeigt sie doch etwa 400 Bücher, Mappen und photographische Werke und spannt den Bogen von der Erfindung des Mediums bis zur Gegenwart. Wo anders hätte die Photographie das Licht der Welt erblicken sollen, als just in Paris? Mitte August 1839 wurde das Lichtbild in Gestalt der Daguerreotypie erstmalig produziert und patentfrei quasi der staunenden Öffentlichkeit übergeben.

Und Paris war nicht nur die Geburtsstadt der Photographie, sondern zugleich dazu prädestiniert, dem neuen Medium optimale Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Hier waren die besten und modernsten Lithographen, Graphiker, Drucker und Verleger, die die technische Revolution sogleich dankbar aufnahmen und mithilfe ihrer Kreativität weiterentwickelten.

Spannend in der Ausstellung ist, zu erkennen wie sich die Photographie und ihr künstlerisch-reflektorischer Anspruch stets gegenseitig weiter befruchteten, – und dies bis heute tun. Wohl kaum ein anderer Ort auf der Welt bietet zugleich eine größere Herausforderung und auch Chance, sich an Klischees abzuarbeiten. Wie soll man heute noch den Eifelturm photographieren, ohne in Klischees zu verfallen? Gleichzeitig existiert eine Art von Chronistenpflicht. Es gibt eine Entwicklung in der Kunst, und es verändern sich stets unsere Sehgewohnheiten. An den Photobüchern über Paris ist all dies seismographisch abzulesen und zu studieren.  Auf etwa 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche kann der Besucher einen Rundgang erleben durch die Paris-Ikonographie des 20. Jahrhunderts.  Augenfällig wird dabei, wie ausländische Photographen ihren Fokus ausrichten. Erhellend ist, die so genannte Vintage-Mode auch im Falle der Paris-Bücher zu erkennen. Welche Bilder werden immer wieder veröffentlicht. Warum gibt es einen scheinbar unstillbaren Bedarf an bestimmten Photos aus dieser so besonderen Stadt? Welche Sehnsüchte verbinden wir mit Paris?

Die Ausstellung wird begleitet von einem herausragenden Katalogbuch aus dem Münchner Hirmer-Verlag, das im Großformat auf über 400 Seiten die Ausstellungsstücke dokumentiert. Die Photobücher werden großzügig präsentiert, meist mit mehreren Bildern und einem ausführlichen, prägnanten Text, der die Bedeutung des speziellen Buches erläutert. Mehrere wissenschaftliche, aber allgemeinverständliche Aufsätze machen das inhaltlich und physisch schwergewichtige Buch zum Standardwerk über Photobücher. Hans-Michael Koetzle gibt unter der Überschrift »Regisseure eine Mythos« einen erhellenden Abriss über die Geschichte der Paris-Photobücher. Hans Christian Adam schreibt über den frühen Paris-Bildband und Thomas Wiegand über die spezielle Gattung der Ausstellungskataloge und Bildersammlungen. Vielsagend über die letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts ist Christoph Schadens Aufsatz über die Photobuch-Reprints.

Das I-Tüpfelchen des großangelegten Ausstellungs-Projektes: Das herausragende Katalogbuch reiht sich selbst ein – als zu diesem Zeitpunkt aktuelles bedeutendes Werk – in die Bibliothek der wichtigsten, seismographischen Photo-Bildbände über Paris.

 

Eyes on Paris
Ausstellung in noch bis zum 8. Januar 2012

DEICHTORHALLEN HAMBURG
DEICHTORSTRASSE 1–2
20095 HAMBURG
TEL. +49 (0)40 32103-0
FAX +49 (0)40 32103-230
MAIL@DEICHTORHALLEN.DE

Der Katalog Eyes on Paris erschien im Münchner Hirmer Verlag, 400 Seiten mit etwa 600 teils farbigen Abbildungen, Ladenpreis 49,90 Euro.

DANDY-CLUB-Empfehlung!



 

Marc Foucault, La Tour Eiffel,
nicht datiert,  Ende 1930er/ Anfang 1940er Jahre



 

Fritz Henle, Street Dancing (Paris), 1938.
Leihgeber: Fritz Henle Estate/ Galerie Kicken Berlin



 

Lucien Hervé, Blick von der Kirche Saint-Séverin, Paris, 1948



 

Peter Cornelius, Farbiges Paris. Düsseldorf/Wien (Econ) 1961.
(Slg. Hans-Michael Koetzle)

 

 

 

 

 



Johan Huinzinga – Amerika

Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huinzinga (1872-1945)

 



Der DANDY-CLUB rezensiert:
Johan Huinzinga, Amerika. Wilhelm Fink Verlag, München 2011, 380 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 49,90 Euro.



Als der niederländische Kulturhistoriker Johan Huinzinga im Frühjahr 1926 für drei Monate die USA bereiste, war er in seiner Heimat bereits ein anerkannter Wissenschaftler. Dabei war sein Weg in die wissenschaftliche Karriere nicht gerade leicht. Zu sehr widersprach er dem üblichen – und vom Betrieb erwarteten – Vorgehen und methodischen Ansätzen. Ein wenig vergleichbar mit der Unkonventionalität des französischen Querdenkers Roland Barthes oder dem österreichischen Architekten Adolf Loos, war Huizingas Geschichtsverständnis eher eine intuitive Mentalitäts- und Kulturgeschichte. Diese Herangehensweise mag noch verstärkt worden sein durch sein  Studium der Sprachwissenschaften. Zu sehr war der 1872 in Groningen Geborene an Kunst und Malerei interessiert, als dass er ganze Lebensbereiche aus der Geschichtsforschung hätte ausblenden wollen.

Huinzinga nutzte seine begrenzte Zeit in Amerika zu intensiven Studien. Insbesondere interessierte ihn der kulturelle Gegensatz zu Europa. Die Rationalisierung der Kultur, der allgemeine Utilitarismus, den er vor allem an den Universitäten beobachtete.

»Der Fortschritt der Technik zwingt den ökonomischen Prozess, seine Richtung auf Konzentration und allgemeine Gleichmachung in immer schnellerem Tempo zu durchlaufen. Je mehr menschliche Geschäftsklugheit und exakte Wissenschaft in der Automation der Betriebe festgelegt wird, desto mehr scheint der handelnde Mensch als deren Träger und Beherrscher zu verschwinden.«

In seinen brillanten Essays, deren erste unter dem Dach-Titel »Mensch und Masse in Amerika« erschienen und nun zum ersten Mal in Deutsch veröffentlicht werden, geht der überzeugte Kultur-Europäer ausführlich auf die Geschichte der USA ein. Er transzendiert quasi die essenziellen Begriffe wie Individualität durch eine Ableitung aus ihrer historischen Bedingtheit und verdeutlicht zugleich, dass diese für das Verständnis der Vereinigten Staaten so zentralen Begriffe dort meist eine andere Bedeutung haben.

Huinzinga abstrahiert und schildert das Substanzielle der amerikanischen Kultur, der Gesellschaft und der Menschen aus der fortschritts-skeptischen Sicht eines Kultur-Europäers, – ohne in ablehnende Klischees zu verfallen.  Selbst wenn der Analyst zu einem vernichtenden Urteil gelangt, spricht er dies nonchalant und ohne Hass aus. So beispielsweise über das politische System der USA:

»So ging der Parteiengegensatz schließlich in der faktischen Kommerzialisierung der Parteien verloren. Die Großunternehmen haben das politische Leben geschluckt. Eine Streitfrage wie die Protektion, die in Amerika übrigens nie nur einen rein prinzipiellen Charakter hatte, löste sich im Gewirr der mit den unterschiedlichen Industrieartikeln verquickten Sonderinteressen in Luft auf. Jede Industrie, jedes ‚special interest‘, wie der Amerikaner sie so unmissverständlich nennt, ist eine Macht, die sich in der Politik selbständig verwirklicht.«

Trotz anfänglicher Skepsis begegnet der niederländische Gast der Neuen Welt voller Respekt und Neugier. Und er warnt seine Leser in der Heimat sogar vor voreiligen Urteilen. Akribisch beschreibt der Professor die Mentalitätsunterschiede.

»Die Amerikaner glauben wie alle großen Völker an eine Mission. Seit der Geburt ihres Staates lebt die Idee, dass sie zum Demokratiemodell für die Welt berufen sind, weise, mächtig und prosperierend. Auf der politischen Plattform und von der Kanzel herab wird diese Vorstellung immer wieder mit sichtbarer Aufrichtigkeit proklamiert.«

Die brillanten Essays Johan Huinzingas über die USA sind eher intellektuell-analytische Flanierstücke, vergleichbar mit den Texten von Walter Benjamin oder den Minima Moralia von Theodor W. Adorno. Ergänzt wird diese überfällige deutsche Erstveröffentlichung durch das zweite Buch – ebenfalls erstmalig auf Deutsch – »Amerika – Leben und Denken«. Huizingas Beobachtungen sind punktuell genau und lassen so Abstrahierungen zu. Diese vollzieht der Autor in einer Weise, die für den Leser absolut nachvollziehbar wird und ihm dabei einen eigenen Beurteilungsspielraum belässt. Ergänzt wird der bedeutende Band durch Huinzingas Tagebuch-Aufzeichnungen der Zeit der Reise. Sie zeugen nicht nur von dem strammen Programm, das sich der Reisende selbst auferlegt, sondern auch von seinen Gedanken, Reflexionen und Verarbeitungen. So schreibt Huinzinga am 4. Mai 1926:

»Ich muss mein Urteil jeden Tag berichtigen.«

DANDY-CLUB Empfehlung!




40. Geburtstag von Steve McQueens Le Mans




Am 9. Oktober 1971 war der Kinostart von Steve McQueens Rennfahrer-Film Le Mans. Zum 40. Jahrestag erinnert der DANDY-CLUB mit dem US-amerikanischen Oroiginaltrailer.

Carlo Mollino – Erste umfassende Retrospektive

Carlo Mollino (1905-1973) um 1950



 

Er gilt als der Dandy unter den Rennfahrern: Carlo Mollino. Eine umfassende Retrospektive im Münchner Haus der Kunst widmet sich noch bis zum 8. Januar 2012 dem ungeheuer vielfältigen Werk des außergewöhnlichen Mannes.

Es gibt kaum etwas – so scheint es – das der 1905 in Turin Geborene nicht gestaltet hat: Futuristische Rennautos, zukunftsweisende Möbel, Häuser. Das umfangreiche Schaffen des Multitalents wird nun erstmals dem deutschen Publikum präsentiert. Selbst seine Prostituierten gestaltet sich der Kreative um: Auf den erotischen Polaroids hat er zu breite Rundungen mal eben weggekratzt.

Carlo Mollino ist genauso schwer zu greifen wie andere Dandys. Zu vielseitig erscheint sein Œuvre: Er war nicht nur Rennfahrer, Architekt, Photograph und Designer, was für sich ungewöhnlich genug ist. Dazu kamen noch seine Passionen als Kunstflieger, Sportbuchautor und Kunsthistoriker.

Mollino war so hochbegabt, dass er sich häufig veranlasst sah, Dinge mit denen er zu tun bekam, zu verbessern. Er war Rennfahrer und entwarf einen asymmetrischen Rennwagen, der noch heute durch seine Form zu gefallen vermag. Mollino war Kunstflieger und entwickelte neuartige Flugkunststücke. Er war Photograph und dachte sich aus, die Polaroids per Hand zu bearbeiten.  Das Haus der Kunst präsentiert eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl seines Schaffens, die nicht chronologisch, sondern nach Themen angeordnet ist.

DANDY-CLUB-Empfehlung!

Stiftung Haus der Kunst
Geschäftsführer:
Marco Graf von Matuschka
Prinzregentenstrasse 1
80538 München
Telephon+0049 89 21127-113
f +49 (0)89 21127-157
E-Mail: mail (at) hausderkunst.de
Haus der Kunst

 

Carlo Mollino in seinem Bisiluro, 1955
Photo: Invernizzi



 

Bisiluro da corsa, Nardi – Mollino – Giannini, 1955
© Alessandro Nassiri, Archivio Museo Scienza

 



Carlo Mollino
Untitled polaroid, 1960s





Emporio Armani Women’s Collection Spring/ Summer 2012