Aus der Bibliothek Ernst Jüngers

Ernst Jünger (29. März 1895 – 17. Februar 1998)



Der Antiquar Rainer G. Feucht bietet Bücher aus der Bibliothek des 1998 im Alter von 102 Jahren verstorbenen Schriftstellers Ernst Jünger an. In dem ersten Katalog, der soeben erschienen ist, befinden sich Raritäten, Bücher mit Widmungen Jüngers und an ihn adressierte Bücher. Eine wahre Schatz-Truhe für Jünger-Sammler!
Rainer G. Feucht
Antiquariat für Außergewöhnliches und Abgelegenes
Sonnengasse 7
89597 Munderkingen
Telephon: (07393) 95 24 31
E-Mail: bmcf1975@aol.com
Dank an Tobias Wimbauer: www.waldgaenger.de



Innerer Reichsparteitag

Gipfel der Moderne: Der Nürnberger Reichsparteitag 1938

 

Das ZDF hat sich jetzt offiziell für die „verbale Entgleisung“ seiner Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein entschuldigt, die während des Deutschland-Spiels Miroslav Klose einen „inneren Reichsparteitag“ angedichtet hatte. Sie hatte in der Halbzeit-Pause gesagt:
„Und für Miroslav Klose: ein innerer Reichsparteitag, jetzt mal ganz in Ernst, dass er heute hier trifft“.

Diese Entgleisung, „die ihr und uns leidtut“, sei „im Eifer der Situation entstanden“, sagte ARD/ZDF-Teamchef Dieter Gruschwitz.

Gruschwitz bezeichnet die Formulierung „innerer Reichsparteitag“ als „umgangssprachlichen Ausdruck“: „Wir bedauern das, und das wird so auch nicht mehr vorkommen“, so Gruschwitz. „Das ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der nicht in die Fernsehsprache gehört.“ 


Lucian Freud – The Studio

Nackte Bewunderin (Naked Admirer). Photo von David Dawson



Zur großen Werkschau von Lucian Freud im Pariser Centre Pompidou 
(noch bis zum 19. Juli 2010)

Ist Kunst vielleicht nur ein einziges großes Mißverständnis?

Der 1922 in Deutschland geborene Lucian Freud, Enkel des egomanischen Seelen-Analysten, gilt als einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart. Sein lebensgroßes Aktgemälde »Benefits Supervisor Sleeping« ist Mitte Mai diesen Jahres in New York für den Rekordpreis von 33,6 Millionen Dollar (21 Millionen Euro) versteigert worden. Noch nie zuvor ist bei einer Auktion für ein Werk eines noch lebenden Künstlers so viel Geld gezahlt worden. Den bisherigen Weltrekord hielt mit 23,6 Millionen Dollar der US-amerikanische Pop-Künstler Jeff Koons mit seinem Werk »Hängendes Herz«. Den Geist des aktuellen Kunstmarktes macht das Faktum des Käufers klar: Ein Ölmilliardär aus der Ukraine.

Nun gibt es eine große Werkschau im Centre Pompidou in Paris. Die Ausstellung richtet ihren Fokus – wie der Titel lautet – The Studio/ L’Atelier (noch bis zum 19. Juli 2010). Das heißt, die Ausstellungsmacher sahen ein zentrales Anliegen darin, Werk und Schaffen des Künstlers im Zusammenhang mit ihrem Entstehungsort zu präsentieren. Mehrere Essays in dem fulminanten Ausstellungskatalog begründen und veranschaulichen diesen Ansatz. Die Museums-Ausgabe ist französisch, die internationale Ausgabe in englischer Sprache. In der Tat spielt das den Raum spendende Atelier die räumliche Bedingung, Voraussetzung für das jeweils entstehende Gemälde. Freud selbst hat stets betont, in dem Bild auch immer die Einheit des Raum-Zeit-Momentes festhalten zu wollen.

Dankenswerterweise ist die internationale Ausgabe des bibliophilen Kataloges nun auch im Buchhandel erhältlich. Sie dokumentiert sämtliche Werke der Ausstellung, ist opulent ausgestattet mit zahlreichen ganzseitigen Farbabbildungen und einem ausführlichen Dokumentarteil, in dem Stationen aus dem Schaffen Freuds und wesentliche Einflussgeber präsentiert werden.


Lucian Freud, Naked Admirer, 2005


Kehren wir zurück zum Mißverständnis. Denn trotz Preisrekord und allgemeiner Anerkennung des Wertes seiner Kunst in Handbüchern und Lexika, sind Ausmaß und Vehemenz der Kritik an der Ausstellung erstaunlich. Die französischen Medien waren deutlich in ihren Verrissen, – was einen deutschen Beobachter erstaunt. Bislang war man als Deutscher doch so froh über die frankophile Toleranz als Bestandteil des savoir vivre. Deutsche Leitmedien waren da durchaus differenzierter. So schreibt Werner Spies in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: »Die Rückkehr zum Gegenständlichen oder besser gesagt der Stillstand in der Wiedergabe von Realität, die die zumeist großen Leinwände Freuds vorführen, schockiert. Denn im Unterschied zu Francis Bacon, der in der Transgression des Appetitlichen mindestens ebenso weit geht, gibt es bei Lucian Freud nichts zu entdecken, was auf eine stilistisch gewollte Deformation schließen ließe. Ja, eigentlich gibt es keine Stilisierung. Das ist im Übrigen eine Feststellung, die das gesamte Werk betrifft. In den wenigen Arbeiten der Ausstellung, die sich nicht mit der Aktfigur oder mit Hunden abgeben, den Wald- und Pflanzenbildern, die bei der Beschäftigung mit Constable einsetzen, fällt auf, dass auch sie nirgends die korrekte Perspektive aufgeben wollen. Auch dort, wo man meinen könnte, in ein symbolisches, psychisches Dickicht einzutreten, offeriert diese Malerei eine logische Verknüpfung von Vorder- und Hintergrund.« Spies urteilt, dies unterscheide die Werke von Freud grundsätzlich »von der irrealen Vegetation in Bildern Gustav Klimts, die das Auge umstrickt und fesselt«.

Besonders beeindruckend scheinen Ausstellung und Katalogbuch dort, wo die Schöpfung des Werkes, die Arbeit am Bild dokumentiert wird. So sind es die Photographien von David Dawson, die in der Ausstellung neben den Portraits und Selbstportraits von Freud präsent sind. Sie geben uns mehr als einen Aufschluss, wie es im Atelier am Holland Park in Kensington zugeht. Das Buch dokumentiert sie großzügig auf ganzseitigen Farbtafeln. – Aber auch Freud selbst offenbart sich permanent. Offenbart sich geradezu exhibitionistsich. The Painter Surprised by a naked Admirer (2004-05) ist so ein frivoles Bild: Auf dem Dielenboden des Ateliers sitzt eine nackte junge Frau im Schneidersitz. Sie will etwas. Der Maler/ das Objekt ist gleichzeitig irritiert und fasziniert. Die nächste Seins-Stufe erhält die Situation durch ihre Bändigung auf die Leinwand.

Es sind die Bilder von einem nächtens wütenden Maler in seinem Atelier. Besudelt von Farbe und Schweiß. Man hört förmlich die Musik von Rammstein erdröhnen. So sind es wiederum die Kritiker, die ironischer Weise auf den Spuren von Großvater Sigmund Freud – psychologisieren: Es gehe bei dem »Zuviel an Fleisch um Hygiene um Berührungsangst «, freuen wir uns über die Nachhilfe. Lucian Freuds Antwort darauf: Selbstportraits in Metzgerschürze.

 Lucian Freud, Königin Elizabeth II. von England, 2001



Der inernationale (englischsprachige) Katalog zur Ausstellung:
Lucian Freud – The Studio.  
Centre Pompidou/ Hirmer Verlag 2010, 239 Seiten mit 50 Farb- und 10 Schwar-weiß-Tafeln. Gebunden. Euro 44, 90.

© für alle Bilder bei den Künstlern. All rights reserved.



4 Dandys in London

 Charles Rupert Tsua, Ray Frensham und Mark Davids bei Beau Brummell in London



Am vergangenen Wochenende besuchten die drei Gentlemen Charles Rupert Tsua, Ray Frensham und Mark Davids das Sherlock Holmes Museum in London. Anschließend statteten sie dem Denkmal für den Ur-Dandy Beau Brummell in der Jermyn Street einen Besuch ab. 

Last weekend the three gentlemen Charles Rupert Tsua, Ray Frensham and Mark Davids visited the Sherlock Holmes Museum in London. After that they went to the fist dandy Beau Brummell in Jermyn Street.

Ray Frenshams Blog: http://rayfrenshamworld.blogspot.com/

Mark Davids Seite: http://www.thetruegentleman.nl/

 Photo: © Mark Davids. All rights reserved. 




Voyage d’Hermès



Zum Wochenende ein ästhetisches (Werbe-)Video von Voyage d’Hermès. Es vereint französische Lebensart mit Freiheit…


Gustave Courbet

Gustave Courbet, Charles Baudelaire, 1848/ 49



Heute ist der Geburtstag des Malers Gustave Courbet (10. Juni 1819 in Ornans bei Besançon bis 31. Dezember 1877 in La-Tour-de-Peilz/ Schweiz). Er wurde wegen seiner realistischen Malweise stark angefeindet und als ‚Realist‘ bezeichnet, wogegen er sich verwahrte. Er war befreundet mit Charles Baudelaire, den er portraitierte, und der ihn vor seinen Kritikern in Schutz nahm.

Im Jahr 1853 stellte die französische Regierung Courbet in Aussicht, ihm für die Weltausstellung 1855 einen Auftrag für ein großformatiges Bild zu erteilen. Die Bedingung: Er müßte zuvor einen Entwurf zur Begutachtung einer Jury zeigen. Der Maler lehnte dies ab, da er sich in seiner künstlerischen Freiheit nicht beschneiden lassen wollte. Letztlich wurden drei der vierzehn Bilder, die er zur Ausstellung eingereicht hatte, abgelehnt. Daraufhin errichtete Courbet seinen eigenen Pavillon du Réalisme.

Siehe auch:  http://www.kronberger-maler.de/maler/courbet.html

http://fuerwahrheitundrecht.blogspot.com/2010/06/191-jahre-gustave-courbet.html


Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit

Terry Rodgers, The Apotheosis of Pleasure, 2005



Morgen eröffnet in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München eine grandiose Ausstellung. Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit
UND: Heute ist der Geburtstag des Malers Gustave Courbet (10. Juni 1891 bis 31. Dezember 1877).

Der Ideengeber und Kurator der Realismus-Ausstellung, die am morgigen Freitag, 11. Juni 2010 in München eröffnet, schreibt im Katalog-Buch: »Im Rückblick auf seine Geschichte lässt sich die paradoxe Beobachtung machen, dass der Realismus immer gerade in dem Moment auflebt, in dem der Glaube an das realistische Bild endgültig verschwunden zu sein scheint.« Nils Ohlsen hat Recht. Aber so paradox, wie es scheint, ist es nicht. Die unter dem Begriff des Realismus subsumierte Kunst lebt immer dann auf, wenn eine neue technische Entwicklung unsere Sehgewohnheiten in Frage stellt. Der Beginn der Photographie ging einher mit einer neuen Sachlichkeit in der Malerei. So beginnt die Ausstellung nicht zufällig mit Gustave Courbet (1819-1877). Der ist für seinen Stil heftigst attackiert worden und sah sich genötigt, 1855 in Paris gar eine Gegenausstellung zur offiziellen Jahresausstellung der damaligen Kunstwelthauptstadt zu organisieren. Welche Wellen dieses Ereignis damals schlug, kann man heute sehr plastisch bei Charles Baudelaire nachlesen. In diesem Kontext bedeutend ist auch der dem allgemeinen Publikum weniger bekannte Gustave Caillebotte, der insbesondere die plastische Stadtansicht zu einem neuen Höhepunkt brachte. Theoretisch Substantielles geäußert hat Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist noch heute ein kunsttheoretisches Standardwerk, in dessen Bahnen erst seit wenigen Jahrzehnten weitergeforscht wird. Die aufkommende Photographie schien den Wert des einzig-authentischen Ölbildes zu schmälern, denn nun war es ja unendlich reproduzierbar geworden. Das Gleiche erleben wir heute: Die umfassende Digitalisierung lässt jedermann jedes Photo verändern, bearbeiten, frisieren. Und wieder erlebt der Realismus in der Kunst eine Renaissance, wenn dieses Wortspiel gestattet ist. Es scheint also ein guter Zeitpunkt für diese umfassende Realismus-Ausstellung. Nachdem sie bis Ende Mai diesen Jahres in Emden zu sehen war, ist sie noch bis zum 5. September 2010 in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München zu sehen. Aber was ist denn überhaupt »realistische« Kunst? Die umfassende Einleitung von Nils Ohlsen, macht die Problematik des Begriffs und überhaupt des Kategorisieren-Wollens deutlich. Der Realismus könne abgegrenzt werden vom Naturalismus, der an der Oberfläche der Welt stehen bleibe. Der Realismus gehe über die bloße Imitation der Oberfläche hinaus, »er dringt erkennend in das Wesen des Geschehenen ein und interpretiert seinen Gegenstand, ohne ihn optisch zu modifizieren«, lesen wir da. So geht es uns mit allen weiteren Eingrenzungsbemühungen: Sie alle haben Richtiges an sich. Dennoch bleibt ein Unbehagen. Eine endgültige Definition scheint nicht möglich. Und das liegt im Wesen der Kunst: Wie soll etwas Kunst sein, wenn es sich so problemlos Kategorisieren ließe?


Gustave Courbet, Die Steineklopfer, 1848-49



Gustave Courbet verwahrte sich 1855 in einem Text zu seiner Gegen-Ausstellung gegen den Realismus-Begriff: »Wissen, um zu können, das war mein Gedanke. Imstande zu sein, die Sitten, die Vorstellungen, das Gesicht meiner Epoche nach meinem Dafürhalten zu übertragen, nicht nur ein Maler, sondern auch ein Mensch zu sein – mit einem Wort, lebendige Kunst zu machen, das ist mein Ziel.« Faszinierend an dem, was gemeinhin als »Realismus« bezeichnet wird ist, dass die jeweilige Genauigkeit des Dargestellten uns über die Realität des Dargestellten reflektieren lässt. Entweder erschaudern wir über die Genauigkeit, wie bei den gemalten Portraits von Chuck Close oder Andrew Wyeth. Oder wir stellen das Gesehene sogleich in Frage: So sieht es doch gar nicht aus! Umso realistischer Kunst ist, desto stärker scheint sie unsere Reaktion zu provozieren. 1950 photographierte Josef Breitenbach das weibliche Geschlechtsteil (Akt). Man kann sich heute rückblickend die Reaktion des Publikums vorstellen. Es fühlte sich provoziert. Dabei wurde nur ein Teil des menschlichen Körpers abgebildet.


 Edward Hopper, Hotel Lobby, 1943


Ausstellung und Katalog-Buch sind auch aufgrund der dargestellten Bandbreite besonders: Gegliedert sind beide unter dem Titel »Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit« in die acht Kapitel Stilleben, Interieur, Stadt, Landschaft, Historie, Genre, Porträt und Akt. Das Buch ist durchgehend farbig. Ein zeitloses Sammlerstück wird der Katalog nicht nur aufgrund der herausragenden Druckqualität werden. Er dokumentiert die gesamte Ausstellung und erläutert Gezeigtes durch einen verständlichen und ausführlichen Kommentar. Eine Wertanlage und ein Standardwerk im Bücherregal!


 Weegee, Leiche mit Revolver, um 1940



Alle hier gezeigten Bilder sind Bestandteil der Ausstellung.
Realismus- Das Abenteuer der Wirklichkeit. 
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München
11. Juni bis 5. September 2010.
Katalog zur Ausstellung: 
Hirmer Verlag, München, 280 Seiten mit 250 Farbabbildungen, 39,90 Euro.
 © Text: Matthias Pierre Lubinsky/ DANDY-CLUB. All rights reserved. 
© für alle Bilder bei den Künstlern. All rights reserved.



Ein Dandy für Karstadt?

Spiegel online bezeichnet den Käufer und vermeintlichen Retter der Karstadt-Warenhauskette als Dandy: Nicolas Berggruen sehe aus „wie der perfekte Dandy, ein amerikanischer Geschäftsmann, wie aus dem Film. Dreitagebart, Strahlelächeln“. Seine teuren Anzüge trage der Sohn des Kunstsammlers und Mäzäns Heinz Berggruen „lässig, ohne Krawatte. Sein Zuhause ist eine Suite im teuersten Hotel von Los Angeles. Die meiste Zeit ist der 48-Jährige sowieso mit dem Privatjet irgendwo in der Welt unterwegs. Kurzum: Die Welt des Sohns des verstorbenen Kunstsammlers Heinz Berggruen ist denkbar weit von der eines durchschnittlichen Karstadt-Kunden oder gar der der Belegschaft entfernt“, urteil das Nachrichtenmagazin.

Die Titulierung Berggruens als Dandy ist von den meisten Medien begierig übernommen worden.

Hier geht’s zu der kompletten Story:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,699204,00.html

Mehr Infos gibt es auf der Seite der Nicolas Berggruen Holdings GmbH:
http://www.berggruenholdings.de/site/content.php?page=unternehmen&id=1%E2%8C%A9=de

Zum Nicolas Berggruen Institute:
http://www.nicolasberggrueninstitute.com/team.php


Einblick in intimste Oasen

 Atemberaubende Einblicke in intime Oasen. Die Gärten von New York



Der DANDY-CLUB rezensiert ein wahrlich besonderers Buch:

Der Autorin und der Photographin wurde von etwa zwei Dutzend Privatleuten ein intimer Einblick in ihre atemberaubend-stillen Dachgärten in New York gewährt.

Veronika Hofer und Betsy Pinover Schiff: Die Gärten von New York. Hirmer Verlag, München 2010, 240 Seiten, Großformat, gebunden, durchgehend farbig, 58,- Euro.



Was ist wahrer Luxus? Als John D. Rockefeller Junior 1928 das riesige Areal an der 5th Avenue in New York kaufte, wollte er dort ein Kulturzentrum errichten. Die Metropolitan Opera sollte hier ihren Sitz bekommen. Doch der Börsencrash im Jahr darauf machte einen Strich durch die Rechnung. Rockefeller beschloss, einen abgespeckten Bürokomplex zu errichten, den er privat finanzierte. Rockefeller machte der Welt vor, wie man stilvoll spart. Die Häuser an der 5th Avenue sind nur sieben Stockwerke hoch. Heute fallen sie auch deshalb auf. Da sie von vielfach höheren Wolkenkratzern umgeben sind, kann man sie aus manchem Winkel gar nicht mehr sehen. Aber trotz ihrer geringen Höhe stellten die Gebäude für die Statiker eine besondere Herausforderung dar: Der Bauherr gab in Auftrag, auf den Dächern sollten Gärten entstehen mit einer Erdschicht von 60 Zentimetern Tiefe. Die Rockefeller Rooftops in Manhattan sind die einzigen Dachgärten New Yorks geblieben, die über eine so tiefe Erdschicht verfügen. Sie bilden quasi den Prototyp der in dem opulenten Photoband von Veronika Hofer (Text) und Betsy Pinover Schiff (Photos) »Die Gärten von New York« vorgestellten Dachgärten. Und sie bilden im Wortsinne den Gipfel des Luxus: Dort wo die Grundstückspreise im weltweiten Vergleich in schwindelerregende Höhen geschossen sind, ist es das Höchstmaß an denkbarem Luxus, auf einige (Dutzend) Etagen zu verzichten und sich stattdessen einen Dachgarten zu gönnen. Ein Reiz des ästhetisch anspruchsvollen großformatigen Buches ist, dass auch Privatleute ihre Dachrefugien der Autorin und der Photographin öffneten. So hatten beide die Chance zu tatsächlich intimen und nicht alltäglichen Beschreibungen und Photos. Richard D. Rudder behauptet, sein Garten sei einzigartig in New York. Betrachtet man die Bilder, so will man ihm das neidlos anerkennen. Die Adresse des Gartens, Central Park South in Manhattan, steht für die südliche Grenze des berühmten Parks. Der Blick, der über diesen Garten schweift, geht weiter über den gesamten Central Park; ein riesiges Meer von runden, kräftigen Baumkronen, die in Kilometer-Entfernung begrenzt werden durch die Skyline von Manhattan. Diese wirkt hier, auf der Terrasse über den 80 Quadratmetern künstlich angelegter Natur, beinahe wie eine Filmkulisse: unwirklich und entrückt. Mittlerweile haben die (Dach)begrünungen in New York eine gute, jahrzehntelange Tradition. Fingen in den 1970er Jahren die ersten New Yorker damit an, Brachflächen vor allem in Ghetto-Teilen, zu begrünen und damit aus ihnen wieder lebenswerte Orte zu machen, so wird heute die Begrünung New Yorks längst von allen politischen und gesellschaftlichen Seiten begrüßt und gefördert. So hat die Stadt New York bereits vor Jahren eine Verordnung erlassen, die eine Grünfläche auf dem zu bebauenden Grundstück mit der zulässigen Geschosszahl aufrechnet: Versiegelt der Bauherr nicht das gesamte Grundstück, sondern lässt eine Ecke für einen Garten frei, darf er höher bauen. Es ist diese atemberaubende Intimität der Photos, die die Besitzer und Schöpfer der Dachgärten zuließen, welche das Buch zu einem außergewöhnlichen machen. Der Text von Veronika Hofer ist die kongeniale Ergänzung zu den Aufnahmen. Die Photographien erhalten durch die Worte nochmals eine weitere Dimension: Man versteht, und aus der Teilhabe entsteht Anerkennung des dem Beton und dem Profitstreben Abgerungenen. DANDY-CLUB-Empfehlung!

Happy Birthday Beau Brummell

Portrait von Dighton (1805)



George Bryan (‚Beau‘) Brummell (7. Juni 1778 – 29. März 1840) hat heute Geburtstag. Happy Birthday!
Brummell wird heute allgemein als Ur-Dandy angesehen. Zu seiner Zeit wurde zwar dieser Begriff noch nicht verwandt. Das Lebensmodell jedoch hat er vorgemacht: Ein auf Perfektionismus getrimmtes Äußeres, wozu absolute Unauffälligkeit gehört, perfektes Benehmen, Nonchalance und Zurückhaltung in allen Dingen. Gegen Dummheit und Mittelmaß konnte Brummell rebellieren und verlor schon mal die Fassung…

Mehr über Brummell auf unserer Seite:
http://www.dandy-club.de/dandys/beau-brummell.html