Fritz Kempe – Gesichter hinter der Kamera

Fritz Kempe, André Kertész, 1982
© Fritz Kempe

 

 

Die Berliner Galerie Argus Fotokunst zeigt ab heute 40 photographische Portraits bedeutender Photographen von Fritz Kempe (1909-1988).

Fritz Kempe beeinflusste die deutsche Nachkriegs-Photographie durch seine Arbeiten und seine Bücher. Während des Zweiten Weltkrieges hatte Kempe ein Atelier für Industrie- und Werbefotografie. Von 1949 bis 1974 war er Direktor der Landesbildstelle in Hamburg.

 

Fritz KempeGesichter hinter der Kamera
Fotografen Porträts

Bis zum 23. Juni 2012

Galerie argus fotokunst
Marienstr. 26, 10117 Berlin
+49 (0)30 283 59 01
mail@argus-fotokunst.de
www.argus-fotokunst.de
Öffnungszeiten: Do-Sa 14-18 Uhr.

 

 

Henry van de Velde in Deutschland

Ein Belgier im Kreis von deutschen Dandys:
Ursula Muschelers Buch über Henry van de Velde
© Bild: Berenberg Verlag 2012

 

 

 

Ursula Muscheler, Möbel, Kunst und feine Nerven. Henry van de Velde und der Kultus der Schönheit 1895-1914.
Berenberg Verlag, Berlin 2012. 192 Seiten, Halbleinen, Euro 22.

 

Ende des 19. Jahrhunderts taten sich einige Dandys zusammen, um in Deutschland eine Epoche neuer Kultur zu begründen. Sie folgten dabei dem Diktum ihres Haus-Philosophen Nietzsche, zuerst die höhere Gesellschafts-Schicht ästhetisch zu erziehen, um in der Folge ein Land im Stile der Renaissance formen zu können.

Im Zentrum dieses Kreises stand Harry Graf Kessler. 1868 in Paris geboren, besuchte er ein Elite-Internat in Ascot. Aufgrund der Abstammung seiner Eltern war Kessler neben Deutschland und Frankreich in London ebenso zuhause wie in Italien. Die Edition seines umfangreichen Tagebuchwerkes seit 2007 machte den adligen Kultur-Europäer wieder einem größeren Publikum bekannt. Kessler wollte Deutschland kulturell auf eine höhere Ebene heben und suchte sich dafür geeignete Mitstreiter. Einen sah er in dem Belgier Henry van de Velde (1863-1957).

Beide waren sich einig in der Absicht, das Leben als Gesamtkunstwerk gestalten zu wollen. Und beiden waren die Einrichtungen der Wohnungen des deutschen Bürgertums ein Greuel. Der historisierenden Geschmacksverirrung mit Ornamenten, biedermeierlicher Spießigkeit mit dunklen Räumen voller schwerer Möbel wollten sie klare Linien, lichtdurchflutete Freiheit mit wenigen Farben entgegensetzen, die aufeinander abgestimmt waren. Der Belgier ging dabei konsequent weiter als all seine Mitstreiter – wodurch er auch vielerlei Anfeindungen auf sich zog. So musste seine Frau jeweils ein zur Einrichtung passendes Kleid anziehen. Das Geschirr und selbst die Blumen waren en detail integriert. Als van de Veldes Frau einmal ein Kleid aus Kamelhaar anhatte, konnte sich selbst Kessler des Spottes nicht enthalten und berichtete, die Frau hätte ausgesehen, als sei sie achtundvierzig Stunden mit der Eisenbahn gefahren.

Kessler setzte dennoch alles daran, den Großherzog davon zu überzeugen, dass van der Velde zum Bevollmächtigten zur Hebung des Sachsen-Weimarischen Kunstgewerbes ernannt würde. Dies geschah 1901. Sieben Jahre später wurde der belgische Künstler zum Direktor der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule Weimar berufen, was er bis 1915, zu deren Schließung blieb.

In ihrem Buch »Möbel, Kunst und feine Nerven. Henry van de Velde und der Kultus der Schönheit 1895-1914« zeichnet Ursula Muscheler ein detailliertes Panorama von van de Veldes Bemühungen. Vor allem von seinen Erfolgen und seinem Scheitern. Denn es war wahrhaftig nicht so, dass ganz Deutschland die neue Kultur-Richtung mit offenen Armen empfangen hätte. Ein beredtes Beispiel für die teils barsche Ablehnung des minimalisierten Designs bot Kaiser Wilhelm II. 1902 nahm van de Velde an der Düsseldorfer Industrieausstellung teil. Als Wilhelm den Raum betrat, blieb er stehen, warf einen entzürnten Blick in den Saal – wie van de Velde später berichtete – drehte sich der ihm folgenden Menge zu und sagte: »Nein, nein, meine Herren, ich verzichte darauf, seekrank zu werden.«

Ähnlich verhielt es sich mit der deutschen Presse: Es gab grenzenlose Verrisse der von van de Velde gestalteten Wohnungen – und glänzende Lobpreisungen. Durch Ursula Muschelers chronologische Schilderung dieser bewegten Jahre, die durch den Ersten Weltkrieg so abrupt beendet werden sollten, entsteht eine Anschaulichkeit, die uns über das bisherige  Bild eines bedeutenden Kunsthandwerkers hinausführt, der nach Deutschland kam und erfolgreich war in seinen Bemühungen, dunklem Biedermeier filigranes Art Déco entgegenzusetzen. Diese kleine Geschichte des Kreises um Harry Graf Kessler – das ist das Buch eigentlich – schildert neben den vielfältigen Bemühungen auch die Verbindungen Kesslers mit Hugo von Hofmannsthal, Edvard Munch, Gerhard Hauptmann und anderen.

Die promovierte Architektin geht auch manchmal Nebenwege, die das damalige Denken, den Zeitgeist versinnbildlichen. Erhellend ist, dass Kessler die Bibel der Décadence, Joris-Karl Huysmans Buch Gegen den Strich zwar kannte, aber ablehnte, weil dessen Held Jean Floressas Des Esseintes ihm zu parvenühaft-verweichlicht war. Nicht ohne Ironie ist dabei, dass van de Velde wie viele andere aus dem Kreis der Kultur-Enthusiasten nervlich ähnlich zerrüttet waren – wie der Romanheld.

Anschaulich eröffnet das in Halbleinen gebundene Buch den Veröffentlichungsreigen, der im nächsten Jahr, zum 150. Geburtstag van de Veldes auf uns zukommen wird. Als Manko wären (noch) mehr Abbildungen wünschenswert, da der Text gerade von der Schilderung der Werke und Ensembles van de Veldes lebt.

 




Rainald Goetz – Antrittsvorlesung der Heiner Müller-Gastprofessur für Poetik

Rainald Goetz nach der Antrittsvorlesung
© DANDY-CLUB 2012

 

 

 

Der Schriftsteller Rainald Goetz hielt seine Antrittsvorlesung der Heiner Müller-Gastprofessur für Poetik an der FU Berlin. Dem Anspruch, eine ‚Schreibwerkstatt‘ zu veranstalten, erteilte er eine deutliche Absage: »Alle Schreibtheorie ist Mumpitz«, sagte er in einem vollen Hörsaal.

Die wichtigsten Voraussetzungen des Schreibens seien hingegen »Sprachgefühl und Menschenkenntnis«. Vielmehr sollten die am Schreiben Interessierten gute Texte lesen: »Am Beispiel schult das Lesen den Leser«. Die übliche Übung an universitären Seminaren, an schlechten Texten etwas lernen zu wollen, hält er für unsinnig. Schlechte Texte gehörten einfach beiseite gelegt. Die könne man nicht verbessern.

Weitere exklusive Bilder von der kultigen Vorlesung, die es an der wissenschaftlichen Zurückhaltung missen lies, sind auf unserer Facebook-Seite:
Rainald Goetz‘ Antrittsvorlesung exklusiv beim DANDY-CLUB

 

 

Robert Longo – Stand/ Charcoal

Robert Longo, Untitled (Leaving Iraq), 2012
© Robert Longo, Photo: Erma Estwick, Courtesy Capitain Petzel, Berlin & Metro Pictures, New York.

 

 

Die Galerie Capitain Petzel präsentiert eine Ausstellung des US-amerikanischen Künstlers Robert Longo. Seine großformatigen Kohlezeichnungen erschüttern den Betrachter bereits aufgrund ihrer Form: Erst bei größter Näher eröffnet sich, dass es kein Photo ist.

Stand ist eine ortsspezifische Installation, die der 1980er Jahre-DDR-Architektur der Capitain Petzel Galerie in der Karl-Marx-Allee in Berlin neue Impulse gibt. Robert Longo setzt eine Polemik ein: »Die Überzeugung des Amerikaners, dass die unveräußerlichen Rechte der gesamten Menschheit über territoriale Grenzen und die Bande des Blutes hinausgehen, wodurch der Nationalismus im Kern internationalistisch gemacht wird.« (Robert Kagan, Dangerous Nation)

Die Installation gestaltet den Galerieraum um und verkompliziert dessen Struktur, angefangen mit der Außenhülle des Gebäudes, die mit einer riesigen Darstellung der US-Flagge in Schwarzweiß verborgen wird. Beim Betreten der Galerie wird der Betrachter mit einer großen Kohlezeichnung konfrontiert, auf der die Außenseitengestaltung der Galerie basiert. Longos Darstellung der amerikanischen Flagge wird von zwei riesigen Zeichnungen flankiert: Auf der einen Seite eine gewaltige Menschenmenge von Occupy Wall Street-Demonstranten, auf der anderen Seite ein einsamer US-Soldat, der einer ungewissen und bedrohlichen Zukunft entgegengeht.

 

 

Robert Longo, Charcoal Drawing, Homage to Hans Haacke, 2012,
Mixed media installation
© Robert Longo, Photo: Nick Ash, Courtesy Capitain Petzel, Berlin & Metro Pictures, New York.

 

 

ROBERT LONGO – Stand
Capitain Petzel, Berlin noch bis 16. Juni 2012
Karl-Marx-Allee 45
10178 Berlin

T: + 49 30 2408 8130
F: +49 30 2408 81318
E: info@capitainpetzel.de

Opening Hours
Tuesday – Saturday
11 am – 6 pm

 

Zugleich erschien im Verlag Hatje Cantz, Ostfildern, die Monographie Robert Longo, Charcoal. Ein bibliophiles Meisterwerk, das Arbeiten aus den vergangenen Jahren meist ganzseitig präsentiert. Gedruckt im Triplex-Verfahren auf Naturpapier, ist der Halbleinenband  in vier verschiedenen Covervarianten lieferbar. 252 Seiten, 157 Abbildungen., davon 131 Duplex, 26 farbig, Schwazschnitt, Euro 68.

Ausstellung und Buch: DANDY-CLUB Empfehlung!

 

 

Robert Longo: Study of Kim K.2012,
© Robert Longo, Photo: Erma Estwick, Courtesy Capitain Petzel, Berlin & Metro Pictures, New York.

 

 

 






Theatergespräche Münster: Sergej Diaghilew

Sergej Diaghilew: Eine US-amerikanische Biographie

 

 

Heute ist Montag, und das bedeutet: Es gibt an den Städtischen Bühnen Münster wieder einen interessanten Vortrag über einen echten Dandy. Heute referiert Dalia Klipperstein aus Münster über Sergej Diaghilew (1872-1927).

Der Sankt Petersburger gründete 1909 mit den besten Tänzern und Tänzerinnen Russlands das Ballets Russes.  Das Ensemble bereiste große Teile der Welt und erarbeitete sich Weltruhm. Nach der Oktoberrevolution blieben die Mitglieder im Ausland.

Der Tagesspiegel über eine Ausstellung über die Ballets Russes im Victoria & Albert Museum London



Die Revolution des Sergej Diaghilew – Film-Teaser:

Städtische Bühnen Münster
Neubrückenstraße 63
48143 Münster
Telephon: (02 51) 59 09-0
Veranstaltungsort: Theatertreff.
20 Uhr.
Eintritt: 8 Euro.


Phantom/ Ghost in Köln und Heidelberg

Phantom/Ghost: Plattencover



Phantom/Ghost, das musikalische Duo von Dirk von Lowtzow und Thies Mynther, tritt im Mai in Köln und Heidelberg auf.

Aufgrund seiner lasziv-melancholischen Attitüde wird Dirk von Lowtzow, Texter, Gitarrist und Sänger bei Tocotronic, allenthalben als ‚Dandy‘ bezeichnet. 1999 gründete er mit Thies Mynther das Projekt Phantom/Ghost – ursprünglich mit der Absicht,  John-Cale-Songs zu spielen. Daraus entwickelte sich dann eine Melange aus elektronischer Musik und Literatur.

Die Texte sind intensiv, die Musik eher asketisch.

Termine:
10.05.2012 Köln – Museum Ludwig
11.05.2012 Heidelberg – Karlstorbahnhof.

 


Hier das offizielle Video Phantom/Ghost – Perfect Lovers



Peter Bialobrzeski – The Raw and the Cooked

Peter Bialobrzeski #7″ aus der Serie The Raw and the Cooked

 

 

 

Peter Bialobrzeski photographiert unsere Zukunft: Asiatische Megastädte, wo Hochhäuser und Slums direkt nebeneinander liegen, zeugen von einer Welt, in der vielleicht bald alle Menschen leben werden – aber niemand wirklich leben will.

Der Professor für Photographie an der Hochschule für Künste in Bremen ist in diesem Jahr mit dem renommierten Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet worden. Sieht man seine Photos, versteht man, warum: Der 1961 Geborene hat einen Blick für die Extreme und Widersprüchlichkeiten der sich rasant modernisierenden Gesellschaften, in denen so viele Menschen auf der Strecke bleiben.

Die Robert Morat Galerie in Berlin zeigt in einer kleinen und feinen Ausstellung Arbeiten aus der gerade im Verlag Hatje Cantz publizierten Serie The Raw and the Cooked. Peter Bialobrzeski wurde international bekannt durch seine Ausstellungsprojekte und Buchveröffentlichungen.

 

Peter Bialobrzeski – The Raw and the Cooked
Ausstellung bis zum 23. Juni 2012

Robert Morat Galerie
Schauraum Berlin
Kleine Hamburger Str. 2
10115 Berlin – Germany 

Telefon +49 172 4348781
berlin@robertmorat.de
www.robertmorat.de

 





Europäische Identitäten

Gabriele Croppi (Italien), Hamburg #1, 2011. Series: Metaphysics of an Urban Landscape.
Fine Art Glicée Print on Cotton Paper

 

 

 

Vom 3. Mai bis 3. Juni 2012 zeigt das Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg die Photo-Essays von zwölf jungen Photographen aus Europa zum Thema ‚Europäische Identitäten‘.

Die präsentierten Photographen sind Teilnehmer des ersten European Photo Exhibition Award (epea), einem Gemeinschaftsprojekt der Fondazione Banca del Monte di Lucca, der Fundação Calouste Gulbenkian, der Institusjonen Fritt Ord und der Körber-Stiftung.

 

Katalog
Zur Ausstellung erscheint ein englisch-sprachiger Katalog beim Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin. 144 Seiten. 86 Abbildungen. Preis in der Ausstellung: Euro 20.

 

Rahmenprogramm
»Europäische Identitäten«
Podiumsdiskussion mit Frederic Lezmi (Photograph), Ingo Taubhorn (Kurator Haus der Photographie),
Dr. Monika Mokre (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
Montag, 14. Mai 2012, 19 Uhr
Ort: KörberForum, Anmeldung: ab 14 Tage vorher unter www.koerberforum.de

Weitere Informationen zu dem Projekt epea: www.epeaphoto.org

 

Haus der Photographie/Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstrasse 1 – 2 . D-20095 Hamburg
Tel.:+49 (0)40 321030
Fax: +49 (0)40 32103-230
mail@deichtorhallen.de
www.deichtorhallen.de
Di-So 11-18 Uhr. Jeden 1. Donnerstag im Monat 11-21 Uhr.
Führungen: Jeden Sa und So 15 Uhr

 

 

Friederisiko – Friedrich der Große

Das Neue Palais in Potsdam: Friedrichs Machtbeweis
© DANDY-CLUB 2010

 

 

Friederisiko – Friedrich der Große 

Ausstellung im Neuen Palais Potsdam noch bis zum 28. Oktober 2012

Katlog
Die Ausstellung. Hirmer Verlag, 420 Seiten mit 400 teils farbigen Abbildungen, Euro 39,90.
Die Essays. Hirmer Verlag, 360 Seiten, 120 teils farbige Abbildungen, Euro 45.

 

Wer war Friedrich der Große? Mancher sieht ihn als Philosophen-König, andere als genialischen Feldherrn. Im 19. Jahrhundert wurde das Bild gefestigt vom Alten Fritz, dem weisen und greisen Herrscher, der gebückt und nachdenklich durch seinen Garten in Sanssouci schreitet.

Eine groß angelegte Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Neuen Palais in Potsdam will uns diese facettenreiche Persönlichkeit zum 300. Geburtstag näherbringen. Schwierig scheint es, hinter die Maske zu blicken, war es doch der Hohenzollern-König selbst, der bewusst an seiner Erscheinung arbeitete: Er wollte als bescheidener, der Philosophie zugeneigter König in die Geschichte eingehen, als erster Diener seines Volkes. Den großen Prunk wollte er anderen überlassen. Auch wenn er Ludwig XIV. bewunderte, – ganz so glamourös musste es dann doch nicht sein.

 

 

Nach dem Siebenjährigen Krieg schien die Sonne über Preußen:
Das Neue Palais in Potsdam
© DANDY-CLUB 2010

 

 

Die Ausstellung, die noch bis Ende Oktober 2012 zu sehen ist, präsentiert etwa 400 höchst interessante Exponate, darunter das Skelett von Condé. So hieß der Schimmelwallach, der Friedrich von 1777 bis zu seinem Tod neun Jahre später als Leibpferd diente. Sein Name war dem eines  Feldherrn Ludwigs XIV. entliehen. So wie den französischen  Kriegshelden verehrte der König das Pferd und gab ihm meist persönlich nur das Beste: Obst und Brei. Condé überlebte seinen Herrn um 18 Jahre.

Ausstellung und begleitender Katalog sind in zwölf Kapitel gegliedert, die diesen schwer zu durchschauenden Herrscher deutlicher werden lassen.  Der opulente Katalog – er hat über 400 Seiten und wiegt zweieinhalb Kilogramm – beginnt mit einem Photoessay über das Neue Palais, der auch die Renovierungsarbeiten vor der großen Schau einbezieht. Das Schloss ist zugleich Rahmen und wichtigstes Ausstellungsstück. Am Rande des Parks von Sanssouci gelegen, wird es nun durch diese Groß-Ausstellung aus seinem Dornröschenschlaf gerissen. Nach dem Siebenjährigen Krieg in nur drei Jahren errichtet, wollte Friedrich der Große der Welt mit seinem neuen Herrschersitz zeigen, wie die Machtverhältnisse aussehen und zugleich seine Ästhetik präsentieren. So bescheiden, wie er sich gerne gab, ist das Neue Palais dann doch nicht. Passt es sich architektonisch durchaus in die Märkische Landschaft, ist das Schloss innen doch überladen. Friedrich, damals noch zur Selbstironie fähig, nannte das Neue Palais selbst eine »fanfaronnade« – also eine Prahlerei. Marmor, Kristall, Spiegel und Stoffe aus halb Europa ließ der Connaisseur heranschaffen. Aber Friedrich der Große war eben auch ein Sammler von Porzellan und antiker Kunst. Seine Bibliotheken, so erfahren wir im Katalog, waren dagegen zur Nutzung. Friedrich war nicht bibliophil, er wollte seine Bücher tatsächlich lesen. Da ihn das Großformat mancher Bände aus Frankreich störte, lies er die Seiten kleiner schneiden und die Bücher neu einbinden.

 

 

Anmut und Schönheit gepaart mit Machtbewusstsein: Das Neue Palais
© DANDY-CLUB 2010

 

 

Über drei Dutzend Beiträge widmen sich so verschiedenen Themen wie Friedrichs Gartenkunst und Fruchtkultur, seine Rolle innerhalb der Aufklärung  oder seiner bedachten Familienpolitik. Immerhin verstand es der Hohenzoller, durch geschickte Verheiratungen innerhalb von ganz Europa, seine Macht zu festigen.  Aufgrund seines Umfanges und der Breite der behandelten Themen ist hier ein seinen Preis wertes Handbuch entstanden.  Ein zweiter Band bringt Essays, in denen sich der Interessierte weiter in Friedrich den Großen und seine Zeit vertiefen kann.

 





Eckart Kleßmann: Fürst Pückler

Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871)

 

 

 

Im Rahmen der Theatergespräche der Städtischen Bühnen Münster zum Thema ‚Der Dandy‘ referiert heute Abend Eckart Kleßmann über Fürst Hermann von Pückler-Muskau.

Kleßmann ist Kenner der Biographie des deutschen Dandys und Autor des Buches Pückler und Machbuba, das die Liebesbeziehung des deutschen Adligen zu der viel jüngeren Schönheit beschreibt, die er nach Deutschland brachte.

Arnulf Baring urteilte in seiner Rezension: »Der erfahrene Eckart Kleßmann hat diese kuriose, traurige Liebesgeschichte so kenntnisreich wie einfühlsam, meisterhaft beschrieben.«

Städtische Bühnen Münster
Neubrückenstraße 63
48143 Münster
Telephon: (02 51) 59 09-0
Veranstaltungsort: Theatertreff.
Eintritt: 8 Euro.