Friederisiko – Friedrich der Große

Das Neue Palais in Potsdam: Friedrichs Machtbeweis
© DANDY-CLUB 2010

 

 

Friederisiko – Friedrich der Große 

Ausstellung im Neuen Palais Potsdam noch bis zum 28. Oktober 2012

Katlog
Die Ausstellung. Hirmer Verlag, 420 Seiten mit 400 teils farbigen Abbildungen, Euro 39,90.
Die Essays. Hirmer Verlag, 360 Seiten, 120 teils farbige Abbildungen, Euro 45.

 

Wer war Friedrich der Große? Mancher sieht ihn als Philosophen-König, andere als genialischen Feldherrn. Im 19. Jahrhundert wurde das Bild gefestigt vom Alten Fritz, dem weisen und greisen Herrscher, der gebückt und nachdenklich durch seinen Garten in Sanssouci schreitet.

Eine groß angelegte Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Neuen Palais in Potsdam will uns diese facettenreiche Persönlichkeit zum 300. Geburtstag näherbringen. Schwierig scheint es, hinter die Maske zu blicken, war es doch der Hohenzollern-König selbst, der bewusst an seiner Erscheinung arbeitete: Er wollte als bescheidener, der Philosophie zugeneigter König in die Geschichte eingehen, als erster Diener seines Volkes. Den großen Prunk wollte er anderen überlassen. Auch wenn er Ludwig XIV. bewunderte, – ganz so glamourös musste es dann doch nicht sein.

 

 

Nach dem Siebenjährigen Krieg schien die Sonne über Preußen:
Das Neue Palais in Potsdam
© DANDY-CLUB 2010

 

 

Die Ausstellung, die noch bis Ende Oktober 2012 zu sehen ist, präsentiert etwa 400 höchst interessante Exponate, darunter das Skelett von Condé. So hieß der Schimmelwallach, der Friedrich von 1777 bis zu seinem Tod neun Jahre später als Leibpferd diente. Sein Name war dem eines  Feldherrn Ludwigs XIV. entliehen. So wie den französischen  Kriegshelden verehrte der König das Pferd und gab ihm meist persönlich nur das Beste: Obst und Brei. Condé überlebte seinen Herrn um 18 Jahre.

Ausstellung und begleitender Katalog sind in zwölf Kapitel gegliedert, die diesen schwer zu durchschauenden Herrscher deutlicher werden lassen.  Der opulente Katalog – er hat über 400 Seiten und wiegt zweieinhalb Kilogramm – beginnt mit einem Photoessay über das Neue Palais, der auch die Renovierungsarbeiten vor der großen Schau einbezieht. Das Schloss ist zugleich Rahmen und wichtigstes Ausstellungsstück. Am Rande des Parks von Sanssouci gelegen, wird es nun durch diese Groß-Ausstellung aus seinem Dornröschenschlaf gerissen. Nach dem Siebenjährigen Krieg in nur drei Jahren errichtet, wollte Friedrich der Große der Welt mit seinem neuen Herrschersitz zeigen, wie die Machtverhältnisse aussehen und zugleich seine Ästhetik präsentieren. So bescheiden, wie er sich gerne gab, ist das Neue Palais dann doch nicht. Passt es sich architektonisch durchaus in die Märkische Landschaft, ist das Schloss innen doch überladen. Friedrich, damals noch zur Selbstironie fähig, nannte das Neue Palais selbst eine »fanfaronnade« – also eine Prahlerei. Marmor, Kristall, Spiegel und Stoffe aus halb Europa ließ der Connaisseur heranschaffen. Aber Friedrich der Große war eben auch ein Sammler von Porzellan und antiker Kunst. Seine Bibliotheken, so erfahren wir im Katalog, waren dagegen zur Nutzung. Friedrich war nicht bibliophil, er wollte seine Bücher tatsächlich lesen. Da ihn das Großformat mancher Bände aus Frankreich störte, lies er die Seiten kleiner schneiden und die Bücher neu einbinden.

 

 

Anmut und Schönheit gepaart mit Machtbewusstsein: Das Neue Palais
© DANDY-CLUB 2010

 

 

Über drei Dutzend Beiträge widmen sich so verschiedenen Themen wie Friedrichs Gartenkunst und Fruchtkultur, seine Rolle innerhalb der Aufklärung  oder seiner bedachten Familienpolitik. Immerhin verstand es der Hohenzoller, durch geschickte Verheiratungen innerhalb von ganz Europa, seine Macht zu festigen.  Aufgrund seines Umfanges und der Breite der behandelten Themen ist hier ein seinen Preis wertes Handbuch entstanden.  Ein zweiter Band bringt Essays, in denen sich der Interessierte weiter in Friedrich den Großen und seine Zeit vertiefen kann.