Bruce Davidson – Circus

Bruce Davidson, The Dwarf and the Clyde Beatty Circus, 1958
© Bruce Davidson courtesy Magnum Gallery

 



In der Magnum Gallery in Paris eröffnet heute eine Ausstellung der Circus-Serie von Bruce Davidson. Diese frühe Serie stellt den kleinwüchsigen Clown Jimmy Armstrong, genannt »Kleiner Mann« in den Mittelpunkt.

Bruce Davidson sagte selbst zu den Circus-Photos:

»There was a cold drizzle on that afternoon when I first saw the dwarf. He was standing alone outside the tent smoking a cigarette. His distorted torso, normal size head, and stunted legs both attracted and repelled me. He was dressed in a « Little Tramp » costume wearing a tux with tails, sporting a black derby, and holding a small bouquet of fake paper flower. He stood there pensively in the privacy of his inner thoughts. As I moved closer he sensed my presence but the click of my camera shutter did not seem to disturb him. He seemed to know that it was the inner moment I was drawn to and not his clown face or physical appearance. I wanted him to be himself and not act the clown because I was taking his picture. He was waiting for the musical cue that would send him into the brassy sounds and glitter of the wonderment world exuding from inside the big top.
He disappeared into the tent and I felt his loneliness and at the same time a certain power standing over a man less than half my height.
«



Bruce Davidson, The Dwarf and the Clyde Beatty Circus, 1958
© Bruce Davidson courtesy Magnum Gallery

 



The Dwarf and the Clyde Beatty Circus, 1958
© Bruce Davidson courtesy Magnum Gallery




 

  MAGNUM GALLERY
13, rue de l’Abbaye, 75006 Paris
+33(0)1 46 34 42 59

gallery@magnumphotos.fr
www.magnumgallery.fr

Tues-Sat 11am-7pm



Max Liebermann am Meer

Max Liebermann, Reiter und Reiterin am Strand, 1903
Öl auf Leinwand, 72,5 x 101 cm
© Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln



»Max Liebermann am Meer« heißt eine Ausstellung, die den Berliner Dandy-Maler von eher unbekannter Seite zeigt: von der der Küste, des Meeres und den Dünen. In den vergangenen Jahren zeigte die Liebermann-Villa am Berliner Wannsee vor allem Bilder von Liebermanns so heiß geliebtem Garten, an dem er sich selbst nicht satt sehen konnte.


Nun also endlich einmal die See-Bilder, mit denen es doch ihre eigene Bewandtnis hat. Denn seit 1872 zog es den Maler immer wieder nach Holland, um an der Küste den Sommer zu verbringen. Die Orte Scheveningen, Noordwijk, Katwijk und Zandvoort hatten ihn in ihren Bann gezogen. Das Meer hat auf Künstler stets seine Wirkung; es waren jedoch zuerst die Menschen, von denen Liebermann beeindruckt war. Liebermann gilt nicht zuletzt als Dandy, weil er mit der Zeit, mit dem Jahrhundert und seinem rücksichtslosen Fortschritt, haderte. In Holland fand er die Vergangenheit und Beschaulichkeit, nach denen er sich sehnte. Denn Holland war im Vergleich zu Frankreich und Deutschland in der Industrialisierung etwa 50 Jahre zurück.  So konnte sich der sensible Künstler berauschen an den traditionellen sozialen Strukturen, an den Gewerken und den mehrere hundert Jahre alten Häusern, in denen die freundlichen Menschen ihr bescheidenes aber nicht ärmliches Leben verbrachten.

In einem Brief an seinen Bruder Felix berichtet Max Liebermann 1879, wie beeindruckt er ist:  »Ich möchte fast glauben, dass Ruysdal und Hobbema hier Studien gemacht haben. Jedenfalls ist der Charakter ihrer Bilder der hiesigen Gegend entnommen und inzwischen hat sich nichts geändert. Die Häuser stehen seit 250 bis 300 Jahren… Am Küchentisch sitzen Kuhirt, Mädchen, Knecht, Herrschaft alles beisammen und essen aus derselben Schüssel. Ales duzt sich wie eine große Familie. Armut gibt es hier nicht. Wie mein Wirt, der im Rat ist, mir erzählte, werden zwei Männer auf Armenkosten erhalten…«

Liebermann, der später mit seinen Strandansichten und Reiterbildern mit die bedeutendsten Bilder seines Werkes am Meer schuf, hatte zunächst große Probleme, die See zu malen. Zu sehr waren traditionelle Meer- und Schiffsbilder bekannt und künstlerisch besetzt. So ist interessant, dass Liebermann in den ersten Jahren an der holländischen Küste nicht das Meer darstellte, sondern Lotsen in ihrer Stube, wie sie auf ihren nächsten Einsatz warten oder Jungs im Schwimmbad. Erst später gelang ihm eine neue Sichtweise der See. Diese war inspiriert durch Malerbekanntschaften in Holland und den Impressionismus. Der Einfluss des Impressionismus erlaubte ihm quasi eine Überwindung der Romantik: Liebermanns Seebilder wurden wesentlich farbenfroher. Das grelle Sonnenlicht der holländischen Küste wurde zu ihrem Grundtenor, das sich in den anbrandenden Wellen weiß widerspiegelte.

Ausstellung und Katalog geben ein Zeugnis von Liebermanns Liebe zur See, seiner Entwicklung mit ihr und an ihr.

Die Liebermann-Villa am Berliner Wannsee ist heute öffentliches Künstlerhaus, Garten und zugleich Museum. Es ist das Haus, das sich Liebermann 1909 als Sommerhaus erbauen ließ. Er nannte es stolz sein »Schloß am See«. Hier fand der Freund von Walter Rathenau und Harry Graf Kessler die nötige Ruhe von der brodelnden Metropole. In dem fast 7000 Quadratmeter großen Garten entstanden mehr als 200 Gemälde. Der Garten ist heute so wiederhergestellt, wie Max Liebermann ihn damals unterstützt von dem Leiter der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, geplant hatte.

www.liebermann-villa.de


Max Liebermann am Meer.

Ausstellungen
noch bis 15. August 2011 in der Liebermann-Villa am Wannsee.
18. September 2011 bis 15. Januar 2012
Museum Kunst der Westküste, Alkersum/ Föhr.

Katalogbuch zur Ausstellung. Hirmer Verlag, München 2011. 140 Seiten mit 95 zum größten Teil großformatigen Farbabbildungen auf Photopapier, kartoniert, 34,90 Euro.



Max Liebermann, Strandbild Noordwijk,1911
Öl auf Leinwand, 65,3 x 61 cm
© Privatbesitz



 

Max Liebermann: Strandleben, 1916
Öl auf Leinwand, 66,5 x 80 cm
© Privatbesitz



 

Max Liebermann, Reiter am Strand, um 1911
Pastell, 16,5 x 30 cm
© Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett





Gottfried Benn zum 125. Geburtstag

Der Journalist Thilo Koch interviewte fürs Fernsehen 1956 den größten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts: Gottfried Benn.



Der DANDY-CLUB würdigt den größten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts, Gottfried Benn, zu seinem 125. Geburtstag mit einem absolut legendären Fernsehinterview. Es ist das wohl einzige TV-Interview mit Benn überhaupt und entstand aus Anlass von Benns 70. Geburtstag.

Der Dichter wurde am 2. Mai 1886 in Mansfeld, Brandenburg geboren und starb am 7. Juli 1956 in Berlin. In der ehemaligen Reichshauptstadt erinnert heute kaum noch etwas an den genialischen Benn.

In einer kleinen, noch heute lesenswerten Studie zu Gottfried Benn schrieb der Interviewer Thilo Koch 1957: „Gottfried Benn war ein persönlich gütiger Mensch mit vielen Hemmungen und von großer Empfindlichkeit; er war ein führender Kopf seiner Generation und ihr großer Lyriker. Sein Bild vom Menschen mag verzerrte Züge aufweisen – es ist das subjektiv ehrlichste in der ganzen modernenen deutschen Literatur, wenn man von Kafka absieht.“


Am heutigen 2. Mai 2011 findet in der Kulturbrauerei in Berlin eine Veranstaltung aus Anlass der Veröffentlichung einer 5-bändigen Werkausgabe bei Klett-Cotta statt:

In Lesung und Gespräch: Ulrike Draesner (Autorin, Berlin), Gerhard Falkner (Autor, Weigendorf), Michael Lentz (Autor, Berlin)
Moderation: Norbert Hummelt (Autor, Berlin)

Literaturwerkstatt Berlin
Knaackstraße 97/ Kulturbrauerei
10435 Berlin
Telephon: (030) 48 52 45-0
Fax: (030) 48 52 45-30
E-Mail: mail@literaturwerkstatt.org
Webseite: http://www.literaturwerkstatt.org


Gottfried-Benn-Gesellschaft e. V.



Markus Lüpertz zum 70.


Markus Lüpertz im Gespräch mit Hajo Schumacher, Deutsche Welle-TV, 2010.



Der DANDY-CLUB gratuliert Markus Lüpertz zum 70. Geburtstag. Der war am Ostermontag, dem 25. April 2011. Wir wollten nicht so contenancelos sein und vorher gratulieren, – wie eine Zeitung, die den Maler als »Exzentrischen Dandy« bezeichnete, also quasi als weißen Schimmel. Lüpertz eckt in Deutschland schon deshalb an, weil er sich den Luxus einer Meinung erlaubt. Die vertritt er dazu auch noch. Sein schwarzer Gehstock mit silbernem Totenkopf-Knauf, seine ungewöhnlichen Anzüge und großen Ringe werden als seine »Markenzeichen« bezeichnet.

Markus Lüpertz ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart. Er ist Maler, Graphiker und Bildhauer. Wikipedia schreibt: »Seine Bildgegenstände zeichnen sich durch suggestive Kraft und archaische Monumentalität aus. Lüpertz dringt darauf, den Darstellungsgegenstand mit einer archetypischen Aussage seines Daseins festzuhalten.«

Mit der Charakterisierung als Dandy liegen viele Medien wohl nicht ganz falsch, beherrscht er doch die Kunst der Selbstdarstellung und -stilisierung, – was wir allerdings nicht mit Tadel verbinden. Lüpertz war 26 Jahre lang Rektor der Staatlichen Kunsthochschule in Düsseldorf, die er nach seinem eigenen Stil führte. Lüpertz ist allergisch gegen Mittelmaß und weiß, dass künstlerisches Können letztlich göttlich ist. Sein dandysme zeigt sich mehr in seiner Geisteshaltung als in seinem Äußeren. Wobei seine Allüren durchaus als dandyesk bezeichnet werden können. In der Sendung »Durch die Nacht mit…« weigerte sich der Künstler, in ein Taxi einzusteigen, weil er darin weder Rotwein trinken noch Rauchen durfte. Lüpertz gibt eine ironisch-verspielte Zeitschrift heraus mit dem Namen »Frau und Hund«.

Markus Lüpertz ist einer der wenigen im Fernsehen Präsenten, denen es lohnt zuzuhören. Der DANDY-CLUB sagt: Herzlichen Glückwunsch, Herr Professor!

Wir sind sehr gespannt auf die Akademie in Potsdam. Aus Anlass des Geburtstages bringt der DANDY-CLUB Auszüge aus einem Gespräch mit Hajo Schumacher (Deutsche Welle-TV).

Karl Lagerfeld interviewt von Gero von Boehm

Über fünf Jahre hat dieses legendäre Interview Gero von Boehms mit Karl Lagerfeld mittlerweile auf dem Buckel – und man merkt es ihm nicht an. Der bedeutendste Deutsche im Ansehen weltweit sprüht voller Esprit ob der klugen und differenzierten Fragen und leicht-sprudelnden Provokationen des Journalisten. Zuerst gesendet im September 2005 ist das vollständige Gespräch jetzt bei Youtube, – wir dokumentieren es.
Der Spiegel war ganz begeistert und schrieb, es habe zwischen Lagerfeld und Boehm »Waffengleichheit« geherrscht.







Der Spiegel schrieb voller Enthusiasmus:

»Jeder schien die Strategien des anderen zu kennen. Wenn Boehm versuchte, den Meister zum privaten Bekenntnis zu verführen, konterte Lagerfeld mit der Schnellfeuer-Sentenz, Innenleben preiszugeben sei unmöglich. Das kam so unnachahmlich plötzlich aus der Hüfte geschossen, dass jedes ‚Warum eigentlich?‘ getroffen hinsank, bevor es dem Reporter überhaupt über die Lippen kam. Von ähnlich erdrückender Blitzesschnelle war auch der Lagerfeld-Satz: ‚Ich kann alles erklären und auch das Gegenteil sagen.‘ Boehm machte das einzig Richtige: Er ließ solche Sätze unkommentiert passieren, diese hingeworfenen Aperçus. Zur Freude des Zuschauers. So durfte Lagerfeld schöne Sätze schneidern, die nur unkommentiert ihren Zauber entfalteten: „Ich bin Autofaschist. Ich diskutiere nicht mit mir.«

Unsere Empfehlung als Oster-Unterhaltung! Frohe Ostern wünscht der DANDY-CLUB!

Pückler-Muskau, Herman von: Briefe eines Verstorbenen.

Mittlerweile gibt es wieder verschiedene Ausgaben.

Sehr lesenswert sind die Schilderungen des abgebrannten deutschen Dandys auf der Suche nach einer vermögenden englischen Adligen. Er traf auch noch Beau Brummell…

Bohrer, Karl Heinz: Der Abschied.

Theorie der Trauer: Baudelaire, Goethe, Nietzsche, Benjamin. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M., 1996.

Essenzen.

Wuthenow, Ralph-Rainer: Muse, Maske, Meduse.

Europäischer Ästhetizismus, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1978. Edition Suhrkamp 897.

Interessante Forschungsarbeit mit eienm Exkurs zum Dandytum.

„Im verwirrenden Trubel der vorübergleitenden Welt der Großstadt, die wenig früher noch etwas Erschreckendes besaß, findet der Dichter als Dandy eine neue Qualität; die verlorene Einsamkeit stellt sich wieder her und in der von der Menge garantierten Isoliertheit die ubiquitäre Kommunikation mit allem Menschlichen, das nun der Offenheit der Stadt, dem Boulevard zugehört.“

Camus, Albert: Der Mensch in der Revolte.

Rowohlt Verlag, Hamburg 1953 (Erstausgabe).

Die Essaysammlung beschäftigt sich mit der Vorstellung von Lebensmodellen, die dem Individuum einen gewissen Freiraum lassen in einer immer anmaßenderen Gesellschaft. Auch der Dandy bekommt hier seinen Platz: „Die Haltung [des Dandys] sammelt in einer ästhetischen Einheit den Menschen, der dem Zufall ausgeliefert und von der göttlichen Gewalt zerstört ist.“

Kreuzer, Helmut: Die Bohème.

Beiträge zu ihrer Beschreibung. Erstausgabe Stuttgart 1968.

Nach wie vor DAS Standardwerk über die Bohème. Häufig kopiert – nie erreicht.