Pink Floyd – Another Brick In The Wall – live




Aus Anlass der Veröffentlichung des Pink Floyd – The Wall Immersion Box Set bringen wir ein Live-Video von Pink Floyd – Another Brick In The Wall.




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Armani Jeans 2012

Benjamin Disraeli – Dandy, Poet, Staatsmann

Die vielen Leben des Benjamin Disraeli: Adam Kirsch verfasste die erste Biographie aus jüdischer Sicht

 

 

 

Adam Kirsch, Dandy, Poet, Staatsmann. Die vielen Leben des Benjamin Disraeli. Insel Verlag, Frankfurt am Main, 2011, 256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Euro 22,90.

 

Thomas Carlyle bezeichnete ihn als »einen beispiellosen hebräischen Taschenspieler«, was selbst noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine deutliche Ehrverletzung war. Aber diese Bezeichnung für Benjamin Disraeli (1804-1881) zeugt auch davon, wie wenig die Juden zur englischen Gesellschaft gehörten – wie wenig man mit ihnen zu tun haben wollte.

Biographien über den berühmten Britischen Premierminister gibt es eine stattliche Anzahl. Die neueste des US-Amerikaners Adam Kirsch versucht sich über das jüdische Element in Disraelis Leben dieser beeindruckenden Lebensleistung zu nähern. Adam Kirsch ist Literaturkritiker für  The New Yorker, The New York Review of Books und andere renommierte liberale Zeitungen in Amerika. Er sieht Disraeli primär als Juden und schreibt an diesem Faktum entlang seine Lebensschilderung.

»Denn Disraelis Jüdischsein stand seinen Ambitionen mehr im Weg als alles andere und war gleichzeitig seine stärkste Antriebskraft. Es inspirierte ihn zu seinen höchst originellen Vorstellungen von Politik und Geschichte, doch machte gerade diese Originalität ihn auch zum ewigen Außenseiter in dem Land, das er schließlich führte. Er war, wie Hannah Arendt schrieb, das Paradebeispiel für die ‚Ausnahmejuden‘ des 19. Jahrhunderts in Europa – assimilierte Juden, die sich Kraft ihrer Fähigkeiten und Begabungen eine gesellschaftliche Stellung eroberten, denen man aber jede darüber hinausgehende echte und ebenbürtige Zugehörigkeit verweigerte.«

Kirsch zeichnet den Lebensweg eines hochintelligenten Mannes, der von ungeheurem Ehrgeiz getrieben ist. Von frühen Jahren an sei es sein Ziel gewesen, es nach ganz oben, in die Führung seines Landes zu schaffen. Seine Herkunft, seine Schulbildung, seine mangelnden Griechisch-Kenntnisse und vieles andere standen dem entgegen. Disraeli schaffte es trotzdem. Er ging als bedeutender Premier in die Geschichtsbücher ein.

Adam sieht einen Grund dafür in Disraelis Fähigkeit, sich die Fakten so zu schaffen, dass sie nicht nur nicht mehr einer Karriere hinderlich sein würden, sondern sogar hilfreich. Ein Beispiel dafür ist die völlig frei erfundene Familiengeschichte der Disraelis. In einer Denkschrift für seinen Vater schrieb der begabte Dandy, die Familie habe einem alten Gutsherrengeschlecht angehört. Die Story klingt wahrlich abenteuerlich: Als die Juden 1492 aus Spanien vertrieben wurden, hätte die Familie Asyl in Venedig erhalten und sich auf der Terraferma niedergelassen. Dankbar, dass der Gott Jakobs sie beschützt habe, hätten sie ihren alten Namen abgelegt und den Namen Disraeli angenommen.

Disraeli arbeitete auf verschiedenen Ebenen an seinem gesellschaftlichen Ansehen, an seiner Maske, die dem grenzenlosen gesellschaftlichen und politischen Aufstieg vorausging. Nicht ohne Grund lautet der Untertitel des Buches »Dandy, Poet, Staatsmann«, wobei wir dieser Reihenfolge ausdrücklich zustimmen. Eine Anekdote über Disraelis dandysm schildert er selbst in einem Brief aus Malta:

»Affektiertheit gilt hier noch mehr als Witz. Als ich gestern beim Tennis auf der Galerie unter Fremden saß, flog der Ball zu uns herein, traf mich leicht und fiel mir zu Füßen. Ich hob ihn auf, und, da ich einen jungen Infanteristen sah, der ungewöhnlich steif dasaß, bat ich ihn ehrerbietig, ihn ins Spielfeld zurückzubefördern, da ich wirklich in meinem ganzen Leben noch nie einen Ball geworfen hätte.«

Nicht zufällig orientierte der junge Disraeli seinen Dandyismus an Lord Byron, der stilgebenden Figur der Regency-Ära. Dieser Über-Dandy hatte die britische Gesellschaft schockiert mit seinen offen geschilderten Sex-Abenteuern, seiner Verhöhnung der gesellschaftlichen Verlogenheit und mit seiner grandiosen Selbst-Mystifizierung.

Byron hatte noch nach seinem Tod die upper class gespalten: Viele rümpften die Nase und konnten die Verehrung gegenüber diesem Selbstdarsteller nicht verstehen oder akzeptieren. Andere einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft, wie der Dandy, Schriftsteller und Politiker Edward Bulwer-Lytton, beklagten nach Byrons Tod eine starke Hinwendung zum Utilitarismus. Diese Situation konnte Disraeli geschickt nutzen: Er suchte Personen, die Byron noch begegnet waren, er begab sich zu Orten, die Byron in seinen Romanen nannte. Ja, Disraelis Byron-Kult ging so weit, einen Roman zu schreiben, der an das Leben des großen Vorbildes angelehnt war (Venetia, dt: Der tolle Lord).

Liest man die Biographie von Adam Kirsch, so ist man unweigerlich an Stendhals Julien Sorel aus Le Rouge et le Noir erinnert: Einem von grenzenlosem Ehrgeiz getriebenen jungen Mann steht seine Herkunft im Weg; er jedoch versteht es meisterhaft, die persönlichen Mängel in Stärken umzumünzen.

© DANDY-CLUB 2012




Camera Work Contemporary (CWC Gallery) präsentiert Robert Polidori

© Robert Polidori, Gallery of Battles, Chateau de Versailles, 1985

 

 

Eine der bedeutendsten Photo-Galerien Deutschlands, Camera Work, hat in Berlin eine weitere Dependence eröffnet: vier große Räume, 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche, das ist die ehemalige Jüdische Mädchenschule Berlin. Der 1928 fertiggestellte Bau des Architekten Alexander Beer verbindet spätexpressionistische Elemente mit der Neuen Sachlichkeit.

Zur Premiere zeigt die CWC (Camera Work Contemporary) Gallery eine Ausstellung zum Photographen Robert Polidori. Der Fokus der Ausstellung liegt auf Polidoris umfangreicher Dokumentation der Umbau- und Restaurationsarbeiten im Schloss Versailles, die er seit nunmehr über 25 Jahren photographisch begleitet. Sie geht noch bis zum 21. April 2012.

Eine für das Auge kaum fassbare Überfülle an Goldverzierungen, polierten Intarsien und glitzernden Kronleuchtern zeigen hingegen Polidoris Photographien aus dem Kreml in Moskau, dem ehemaligen Sitz der Zaren und Fürsten, der heute wieder Regierungssitz ist. Die Spuren der Zeit sind auch in Polidoris Aufnahmen aus Havanna deutlich.

Die kontemplative Stille der Aufnahmen harmoniert synästhetisch mit ihrer Detailgenauigkeit. Die Präsentation an diesem Ort wird zu einem speziellen Genuss.

 

 

© Robert Polidori, Neues Museum, Berlin 2009

 

 

 

CWC GALLERY
Auguststr. 11–13, 10117 Berlin
Tel: +49 30 31 00 77 – 3 | Fax: +49 30 31 00 77 – 50
info@camerawork.de | www.camerawork.de
Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag ⋅ 12–20 Uhr

Emilio Pucci Fall/ Winter 2012-2013



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Hedi Slimane wird CD bei Yves Saint Laurent

Für Bazar photographiere Hedi Slimane Giorgia May Jagger
© Bazar 2011

 

 

 

Wie wir soeben erfahren, wird der von uns geschätzte Hedi Slimane – für dessen Dior-Anzüge Karl Lagerfeld 40 Kilogramm abnahm – neuer Creativ Director bei Yves Saint Laurent. Das wird Montag sicher bestätigt werden.

Karl Lagerfeld gibt Kanzlerin Merkel Styling-Tipps

Karl Lagerfeld ist weltweit Arbiter elegantiarum No. 1
© Photo: DANDY-CLUB 2011

 

 

Karl Lagerfeld hat in einem Interview mit der Zeitschrift Focus auf Nachfrage Bundeskanzlerin Angela Merkel Styling-Tipps gegeben.

»Im Grunde ist ihr Dresscode richtig, aber der Schnitt müsste akkurater sein, und sie sollte die Jacken offen tragen über einer Bluse, mit besser geschnittenen Hosen«, sagte der weltweit wohl bekannteste Deutsche.

Lagerfeld weiter:  »Dann würde sie sich auch relaxter bewegen können. Die Haarfarbe und Frisur sind ohnehin immer richtig für ihre hübschen blauen Augen und die geistreiche Spitznase.«

 

Saul Leiter – Retrospektive

Saul Leiter, Straw Hat, etwa 1955
© Saul Leiter, Courtesy Howard Greenberg Gallery, New York

 

 

 

Das Haus der Photographie der Deichtorhallen in Hamburg präsentiert noch bis zum 15. April 2012 den Photokünstler und Maler Saul Leiter. Damit bestätigen die Deichtorhallen ihren Ruf als eine der ersten europäischen Orte für bedeutende Photokunst, die von der Allgemeinheit noch unentdeckt ist.

 

Denn der 88jährige Künstler wird gerade erst zu einem Ereignis. So ist diese Schau mit über 400 Arbeiten die erste umfassende Retrospektive überhaupt. Saul Leiter ist ein Pionier, weil er der Farbphotographie bereits in den 1960er und 1970er Jahren einen künstlerischen Stellenwert beimaß, als dies noch Naserümpfen erzeugte.

 

Der 1923 in Pittsburgh Geborene sah sich früh als Maler an. Das ist auch seinen Photoarbeiten anzumerken, die teilweise großflächig übermalt oder umgestaltet sind. Bei Leiter verschwimmt jedweder Gegensatz von Malerei und Photographie. Begonnen hat Saul Leiter nach dem Zweiten Weltkrieg im künstlerischen Underground Manhattans, der damals tatsächlich noch avantgardistisch war. Er nutzte die Farbphotographie dann konsequent ab den 1970er Jahren für außergewöhnliche Straßenaufnahmen, die auf ganz unabhängige Art von der Urbanität New Yorks sprechen: Unscharfe Bewegungen, angeschnittene Personen, die dem Bild nur seine Aura geben. Leiters Straßenphotographie steht wohl vor dem Durchbruch. Sie ist Photographie, intendiert dabei so viele Eigenschaften von Malerei, dass der Betrachter fasziniert ist von der Urbanität des Bildes, die über die Urbanität des abgebildeten Raumes noch hinausweist.

 

 

 

Saul Leiter, Lanesville, etwa 1958
© Saul Leiter, Courtesy Saul Leiter, Howard Greenberg Gallery, New York

 

 

 

Saul Leiter, Harlem, 1960
© Saul Leiter, Courtesy Saul Leiter, Howard Greenberg Gallery, New York

 

 

Der begleitende Katalog erschien im Kehrer Verlag, Heidelberg. Herausgegeben von Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik. Festeinband mit Schutzumschlag, etwa 300 Seiten , 80 Farb- und 40 S/ W-Abbildungen., Deutsch/ Englisch, Euro 49,90.

 

Haus der Photographie / Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstrasse 1 – 2 . D-20095 Hamburg
Tel.:+49 (0)40 321030
Fax: +49 (0)40 32103-230
mail@deichtorhallen.de
www.deichtorhallen.de
Di-So 11-18 Uhr, jeden 1. Do im Monat 11-21 Uhr 

 

 

 




Jeff Koons – Der Künstler als Täufer

Raphaël Bouvier untersucht in seiner umfangreichen Arbeit »Jeff Koons – Der Künstler als Täufer«

 



Wir rezensieren eine neue Doktorarbeit über die Kunst des US-Provokateurs Jeff Koons:

Raphaël Bouvier,  Jeff Koons – Der Künstler als Täufer. Wilhelm Fink Verlag, München 2012, 276 Seiten, Paperback, 34,90 Euro.

 

Jeff Koons erlangte auf der Biennale in Venedig 1990 internationale Aufmerksamkeit: Seine exhibitionistisch-pornographische Kitsch-Serie Made in Heaven zeigte ihn selbst mit dem italienischen Porno-Star Cicciolina (Ilona Staller) bei der Kopulation und anderen sexuellen Handlungen. Das Ausmaß der Anfeindungen und zugleich der Bewunderung waren riesig. Seitdem zählt der US-Amerikaner zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation. Nach seinen ersten Aktphotos trainierte Koons im Fitnesstudio, was ihm sofort den spöttischen Spitznamen »Gym-Dandy« einbrachte.

Doch bislang gibt es – erstaunlicher Weise – kaum substanzielle Untersuchungen über die Motivation seiner Arbeit. Ist sie tatsächlich kitschig oder pornographisch oder verbirgt sich hinter dieser Oberfläche der Kunst als Sündenfall eine ganz andere Dimension. Raphaël Bouvier untersucht in seiner umfangreichen Arbeit »Jeff Koons – Der Künstler als Täufer«, ob das Werk des Provokateurs als »Taufe« gedeutet werden kann. Die Taufe sei dem Sündenfall zwar gänzlich entgegengesetzt, argumentiert Bouvier, sie habe diese jedoch als Grundlage und Voraussetzung.

Die Untersuchung intendiert jedoch mit dem Begriff der Taufe nicht den engen christlichen; »vielmehr werden grundlegende Konzepte der religiösen Taufe – etwa Reinigung, Sündenvergebung, Erneuerung, Wiederherstellung und Inkorporation – als Ausgangspunkt genommen«. Bouvier untersucht verschiedene Werke aus dem bisherigen Œuvre von Koons, darunter Baptism, Saint John the Baptist, Michael Jackson and Bubbles und den absolut pornographischen Siebdruck Ilona’s Ashole von 1991.

Nach Erkenntnis von Raphaël Bouvier wird in Made in Heaven die Pornographie »als eine universelle Ästhetik der Kommunikation bearbeitet, die zur gesellschaftlichen Nivellierung beitragen soll«. Koons rekurriert auf eine gemeinhin als sündig bezeichnete Ästhetik und nimmt damit die Schuldfrage erneut auf. Die hatte er schon in einer früheren Werkserie zum Kitsch thematisiert. Das herkömmliche Bild der Pornographie, meint Bouvier, erfahre in Made in Heaven eine vollkommene Umkehrung, da der Künstler sie als »Folie für seine Rekonstruktion eines durch Unschuld gekennzeichneten, gleichsam himmlisch-göttlichen Raumes einsetzt«. In diesem Sinne diene auch das Pornographische bei Koons nur als Emblem von Verdrängtem, das es zurückzuerobern gelte.

Die Untersuchung von Raphaël Bouvier vermittelt einen substanziellen Einblick in das kultur-historische Fundament des bisherigen Werkes von Jeff Koons.