Ernst Jünger – Gläserne Bienen

In neuem Gewand: Ernst Jüngers Gläserne Bienen
© Klett-Cotta 2014

 

 

Ernst Jünger, Gläserne Bienen. Roman.
Paperback, 147 Seiten, Klett-Cotta Verlag 2014, 14,95 Euro (D).

 

 

Ernst Jüngers Roman Gläserne Bienen ist in einer Neuausgabe als bibliophiler Paperback-Band erschienen. Ein schöner Grund der (Re-)Lektüre.


Richard ist eigentlich Rittmeister. Eigentlich weil er noch die Ehre hatte, in der Kaiserlichen Armee ausgebildet zu werden. Hier war das Regiment wesentlich strenger. Aber was man lernte, lernte man tatsächlich für das ganze Leben. Tugenden wie Zuverlässigkeit und Kameradschaft wurden einem eingebrannt. Das prägt für immer. Auch für das Leben außerhalb der Armee.

 

Eigentlich aber vor allem, weil es damit nun vorbei ist. All das romantisierende Erinnern bringt nichts. Denn nun ist Richard längst aus der Armee ausgeschieden – und sucht seit längerem Arbeit.  Doch ist dies nicht das einzige Problem, dass der Reaktionär (im Sinne Nicolás Gómez Dávilas) mit der neuen Zeit hat. Botho Strauß würde ihn einen Aus-der-Zeit-Gefallenen nennen.

 

Ein alter Kamerad der Leichten Reiter, Twinnings, empfiehlt ihn dem Unternehmer Zapparoni. Der ist ein ungeheuer erfolgreicher Geschäftsmann, Besitzer von riesigen Fabriken und Filmstudios. Bei ihm soll er arbeiten. Seine Charakterzüge könnten dem modernen Milliardär nützlich und willkommen sein.

 

Die Handlung der Erzählung ist nur der weite und dünne Rahmen. Die längste Strecke des Textes sitzt Richard im Garten von Zapparonis Privatvilla und sinniert über die neue Zeit, die da angebrochen ist. Es sind Reflexionen von großem Tiefgang, auf philosophischem Niveau. So überlegt Richard, der sich die ganze Zeit von Zapparoni beobachtet fühlt, welche Erwartungen dieser so ungeheuer erfolgreiche und vermögende Fabrikant an ihn wohl haben würde. Viele Gedanken spiegeln dabei eine Form von vorauseilendem Gehorsam, was Richard selbst sogleich merkt.

 

Die gläsernen Bienen sind maschinell hergestellte Roboter-Bienen, die die Arbeit der Tiere erledigen – nur wesentlich effektiver. So stellt Richard sich die Frage, ob nicht in absehbarer Zukunft alle Tiere und Pflanzen durch ‚effektivere‘ Maschinen ersetzt werden würden.

 

Die Erzählung kam erstmals heraus 1957 im Ernst Klett Verlag. Interessanterweise erschien die erste Taschenbuch-Ausgabe 1960 als rororo-Bändchen Nummer 385. In drei Auflagen brachte es diese Ausgabe damals auf stattliche 60.000 Exemplare.  Rowohlt zum Inhalt: »Die Auseinandersetzung des Individuums mit jener neuen, inhumanen Ordnung stößt über die kühle Diagnose hinaus zu einem visionär deutenden Entwurf der Welt von morgen vor.«