Grogor von Rezzori – Aphorismen des Dandys

Gregor von Rezzoris Männerfibel
© Photo: DANDY-CLUB

 

 

 

Wenn du Charakter und ein Schicksal haben willst, wenn du nicht kriechen willst unter der Bürde der Lebenden und Toten, so wirst du als ein Dandy leben müssen bis zur Verwechslung. Du wirst für einen Nichtsnutz und Müßiggänger gelten, denn du wirst dir die Zeit mit vielerlei Beschäftigung vertreiben und jene Arbeit meiden, unter der die Zeitgenossen stöhnen: die Arbeit des Atlas, die ganze Welt auf den Schultern zu tragen. Du wirst dich nicht – wie sie alle – überheben.

 

 

Sei lässig! Die Prophezeiung, daß es in hundert Jahren nur noch Verbrecher und Mönche geben wird, soll dich nicht anfechten: du wirst dann weder zu diesen noch zu jenen gehören. In der Weise, auf die du dich der Alternative entziehen wirst, liegt eine Ironie, die du zum Grundgefühl deines Lebens machen sollst.

 

 

Du wirst dich als ein Individualist gebärden müssen, obwohl es dir barock vorkommt, eine Selbstverständlichkeit zu unterstreichen. Aber alles Aufzeichenbare will stilisiert sein.

 

 

Dein Geschmack wird dir den Ruf eines Menschen eintragen, der nach ästhetischen Maßstäben lebt. Achte mit Vorsicht auf derartige Versuche, dich in Komlicenschaften hineinzuziehen. Man lebt ästhetisch in unserer Zeit, wenn man den lächerlichen Bibelot- und Whisky-Soda-Ästhetizismus der emporgekommenen Kolonialwarenhändler vermeidet.

 

 

Aus: Gregor von Rezzori, Männerfibel, Auszüge.