Harry Graf Kessler – Feldpostbriefe

Der schmucke Schuber enthält ein Faksimile der seltenen Felpostbriefe von Harry Graf Kessler nebst einem Begleitband
© edition.K

 

 

 

Felix Brusberg und Sabine Carbon (Hg.)
Krieg und Zusammenbruch 1914/18

Aus den Feldpostbriefen von Harry Graf Kessler
Schuber mit Faksimile und Begleitband mit Beiträgen von Felix Brusberg, Sabine Carbon, Peter Grupp und Florian Illies.
Broschiert im Schuber, 140 Seiten/40 Seiten, edition.K,  29,90 Euro.

 

 

Harry Graf Kessler ist – endlich – einem größeren Publikum bekannt geworden durch die vollständige Veröffentlichung seiner Tagebücher. Diese umfassen einen Zeitraum von sage und schreibe 57 Jahren: 1880-1937. Von den geplanten neun dicken Bänden liegen seit 2004 nun acht vor. Die Faksimile-Ausgabe eines seltenen Briefbandes über den Ersten Weltkrieg will zum 100. Jahrestag seines Beginns, Kesslers Briefe in die Debatten um den Krieg einführen.

 


Krieg und Zusammenbruch 1914-1918. Aus den Feldpostbriefen von Harry Graf Kessler hieß das Buch, dass Kessler auf eigene Kosten drucken ließ und in einer winzigen Auflage von insgesamt 130 bibliophilen Exemplaren 1921 an handverlesene Freunde verteilte.

 

 

Da es so selten ist, ist es heute selbst antiquarisch kaum erhältlich und so praktisch unbekannt. In 35 Briefen an enge Freunde und Kriegskameraden schildert der Adlige seine Eindrücke und Einschätzungen. Anfänglich von der allgemeinen Kriegsbegeisterung an die Front getrieben, verachtet er später die sinnlosen Kampfhandlungen. Nach dem Krieg wurde er gar zum Pazifisten. Es spricht für seine Offenheit und Ehrlichkeit, dass er drei Jahre nach dem Ende des Gemetzels seine anfängliche Euphorie und seinen Nationalismus nicht selbst zensiert hat.

 

 

In einem letzten der abgedruckten Briefe schildert Kessler Berlin in den Wirren der Revolution von 1918. Im Reichstag bekommt er ohne Probleme einen Ausweis ausgestellt, mit dem er »den Ordnungs- und Sicherheitsdienst in den Strassen der Stadt« versehen soll. Das erlaubt ihm, »der Revolution wieder auf der Strasse zuzuschauen«, wie er selbst cool notiert.

 

 

Die Wieder-Edition dieses so raren Brief-Buches soll nach dem Willen der Herausgeber die Gesamt-Edition der Feldpost-Briefe Kesslers anstoßen. »Auch wäre es reizvoll«, schreiben Felix Brusberg und Sabine Carbon in ihrem Vorwort zum kleinen Begleitband, »die Reaktionen seiner Zeitgenossen auf die Feldpostbriefe zu sichten und beizufügen«.

 

 

Eine hehre Absicht, der wir vollen Erfolg wünschen. Denn die Sichtweise und das Engagement von Harry Graf Kessler waren derart umfangreich und auf dem Niveau von internationalem Parkett, dass sie eine Einzelstellung haben. Kessler war Kosmopolit, versuchte sich als Diplomat und förderte gleichzeitig in erheblichem Umfang Kunst und Kultur. Ach – was ließe sich noch alles aufzählen?

 

 

Wir werden die Bemühungen nach Kräften unterstützen; einen ästhetischen Anfang macht dieser schöne Schuber mit den zwei Büchern.