Alexandra Vogt in Ulm

Alexandra Vogt, ohne Titel
Lambdaprint, 2006, 60 x 40 cm
© Alexandra Vogt/VG Bild-Kunst Bonn 2012

 

 

»Erlösung vom Denken überhaupt«, antwortet Alexandra Vogt auf die Interview-Frage, ob sie Erlösungskunst mache. Die 1970 geborene Künstlerin nutzt Malerei, Photographie und Zeichnung als Medien, als Transportmittel für Infragestellungen, Zerstörungen, um neue Blickmöglichkeiten zuzulassen. Die Kompositionen zwischen Inszenierung und Dokumentation lassen unseren konditionierten Blick unerfüllt. Der Betrachter gerät an seine ureigensten Fragen. Ungewollt.

Die zuvor in Berlin gezeigte Ausstellung ist nun im Stadthaus Ulm zu sehen. Im Zentrum des Werkes von Alexandra Vogt scheint das Pferd zu stehen. Dieses mythologische Tier, das den Menschen seit Jahrtausenden begleitet. Von der Landwirtschaft bis zum Krieg. Alexandra Vogt arbeitet mit den Tieren in ihrem Atelier, dem ehemaligen Milchwerk St. Mang in Kammlach im Unterallgäu. Die Photos zeigen häufig Mädchen, nicht mehr Kinder, aber noch nicht Frauen, in einer eigenwilligen Intimität mit dem Pferd. Das Mädchen ist oft nur spärlich bekleidet, häufig mit Nachthemd oder Unterwäsche. Manchmal trägt dafür das Pferd Teile der Kleidung. Die Aufnahmen besitzen eine sexuelle Aufladung. Dabei sind sie nicht geschönt; Pickel werden nicht retuschiert. Es ist nicht nur Adoleszenz, von der so häufig geschrieben wird, wenn die Arbeit von Alexandra Vogt beschrieben werden soll. Die Künstlerin selbst sieht ihre Tätigkeit auch als eine Art von »Research«. Alexandra Vogt: »Irgendwie betreibe ich ja auch eine Art Heimatpflege.«

Bei ihren verschiedenen Werkgruppen setzt die Künstlerin Schichtungen, Bearbeitungen ein. Das Unfertige existiert bei ihr nicht. Besonders intensiv wirken die Zeichnungen, die mittels nur weniger Striche eine asketische Intensität von ungeheurem Ausmaß erhalten.

Das Katalogbuch wäre nicht von einem der besten deutschen Kunstbuch-Verlage, wenn es nicht in hervorragender Weise eine Annäherung an das Schaffen der deutschen Künstlerin erlaubte. In großzügiger Gestaltung werden die Werkgruppen präsentiert. Einen Einstieg ins Verständnis bietet das Gespräch, das Erwin Wurm und Claudia Fischer mit der Künstlerin geführt haben und aus dem wir oben zitierten.

Alexandra Vogt, deutsch/ englisch, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2011, 280 Seiten, 188 farbige Abbildungen, gebunden, Euro 39,80.

 

 

Alexandra Vogt, ohne Titel
Lambdaprint, 2002, 170 x 170 cm
© Alexandra Vogt/VG Bild-Kunst Bonn 2012

 

 

 

Alexandra Vogt noch bis 23. Juni 2013

Stadthaus Ulm