In memoriam Charles Baudelaire





Heute vor 142 Jahren, also im Jahre 1867, starb Charles Baudelaire. Der große Erneuerer der fanzösischen Literatur im 19. Jahrhundert und zugleich einer der bedeutendsten Theoretiker des dandysme.

Aus diesem Anlass weisen wir auf die Rezension eines interessanten Aufsatz-Bandes hin:
Karin Westerwelle, Charles Baudelaire. Dichter und Kunstkritiker. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, 260 Seiten, Paperback.



1841 trat der 20jährige Charles Baudelaire eine Seereise an. Allerdings nicht freiwillig. Seine Mutter und sein Stiefvater versprachen sich von der langen Schiffsfahrt nach Kalkutta, der junge Mann würde sich eines Besseren belehren, sein Leben zukünftig ändern und eine bürgerliche Existenz führen.

Dies hatte er bislang nicht gerade getan. Baudelaire war dabei, sein nicht unstattliches Erbe zu verprassen. Er richtete sich auf der Ile Saint-Louis, mitten in Paris und dennoch durch die Seine vom mediokren Trubel abgetrennt, eine luxuriöse Wohnung ein. Er trug edle, ausschließlich schwarze Kleidung und war im Konsum von Alkohol und Kokain nicht geizig. Als die Fregatte mit dem Namen Le Paquebot-des-Mers-du-Sud auf der Ile Bourbon, der heutigen Réunion, östlich von Madagaskar angelegt hatte, war der Passagier Baudelaire zur Weiterreise nicht mehr zu bewegen. Der Kapitän sah sich gezwungen, dessen Stiefvater in einem Brief vom 14. Oktober 1841 mitzuteilen: »Seit unserer Abfahrt von Frankreich haben wir alle an Bord feststellen können, daß es zu spät war, noch darauf hoffen zu können, Herrn Beaudelaire [sic] von seiner uneingeschränkten Vorliebe für die Literatur, so wie man sie heute versteht, oder von seinem Entschluß, sich irgendeiner anderen Beschäftigung zu widmen, abzubringen […] Ich sehe mich gezwungen, Ihnen ebenfalls mitzuteilen, […] daß durch alle seine schneidenden Begriffe und Ausdrücke über alle gesellschaftlichen Bindungen – die jenen entgegenstehen, die wir von Kindesbeinen an respektieren […] – seine gesellschaftlichen Kontakte noch weiter eingeschränkt wurden.«

Karin Westerwelle macht an dieser exemplarischen Anekdote die Konfliktlinien fest, die Baudelaire mit der bürgerlichen Gesellschaft, mit einem derartigen Leben hatte. Diese Konfliktlinien waren nicht nur für Baudelaire verzehrend. Sie waren zugleich Antriebskraft für eines der modernsten und anregendsten Werke der Literatur des 19. Jahrhunderts überhaupt.



Der von der Münsteraner Literaturwissenschaftlerin herausgegebne Sammelband fokussiert die Perzeption Baudelaires von Kunst. Baudelaires Kunstkritiken sind frei von spekulativ philosophischen Betrachtungen des Schönen. Der Pariser Dandy steht an der Seite Stendhals, indem er die Möglichkeit negiert, ein Kunstwerk könne vom Menschen ohne subjektive Regung betrachtet werden.

Dem vorliegenden Band, der zurückgeht auf die Vorlesungsreihe »Charles Baudelaire. Dichter, Kunstkritiker und Zivilisationsdiagnostiker« an der Universität Münster 2003-2004, gelingt die Kristallisation der poetologischen Dimension von Baudelaires Kunstkritiken.



Die vollständige Rezension finden Sie hier:
http://www.webcritics.de/page/book.php.5?id.=2753