Paul Klee und die Surrealisten

Giorgio de Chirico, Ritratto [premonitore] di Guillaume Apollinaire, 1914
© 2015, ProLitteris, Zurich

 

 

 

Paul Klee und die Surrealisten
Ausstellung im Zentrum Paul Klee, Bern
noch bis 12. März 2017.
Katalog im Hatje Cantz Verlag
400 Seiten mit ca. 380 Abbildungen, gebunden, 49,80 Euro (D.).

 

 

Die Beziehung des Malers Paul Klee zu den Surrealisten ist neu erforscht worden: Eine fulminante Ausstellung im Zentrum Paul Klee in Bern und das begleitende Katalogbuch leuchten bislang dunkle Ecken dieser schillernden gegenseitigen Befruchtung aus.

 


Am 14. September 1922 schrieb der französische Schriftsteller Louis Aragon, der später zu Weltruhm gelangen sollte, aus Berlin einen Brief an André Breton: »Ich werde vielleicht doch Klee sehen…«. Damit wollte er gegenüber dem Chef der französischen Surrealisten seine Hoffnung zum Ausdruck bringen, trotz einiger Widrigkeiten doch Werke des von ihm bewunderten Malers und Bauhaus-Künstlers sehen zu können.

 

 

Alberto Giacometti, Table, 1933/1969
© Succession Alberto Giacometti / 2015, ProLitteris, Zurich

 

 

Aragon war es wohl auch, der die Surrealisten überhaupt auf Paul Klee aufmerksam gemacht hat. Auf jeden Fall war er derjenige aus dem Kreis der Surrealisten, der als erster über den in Bern geborenen Expressionisten schrieb. Seine berühmten Zeilen über Klee erschienen 1922 in der von ihm, André Breton und Philippe Soupault herausgegebenen Zeitschrift Littérature: »In Weimar blüht eine Pflanze, die einem Hexenzahn gleicht.« Damit spielte Aragon auf den sehr eigenen Stil Klees an, der sich bisherigen Sehgewohnheiten entzog und in seiner Reduziertheit mit Andeutungen spielte.

 

 

Die Surrealisten halfen letztlich Paul Klee dabei, bekannt und erfolgreich zu werden. Sie veröffentlichten immer wieder seine Bilder in ihren Zeitschriften und berichteten über seine Ausstellungen. Dennoch blieb das Verhältnis des Malers zu den Surrealisten ein wenig einseitig: Trotz einer grundsätzlichen Sympathie des ab 1920 am Bauhaus in Weimar lehrenden Klee mit den Ideen der Surrealisten, wahrte er Distanz und achtete darauf, von ihnen nicht vereinnahmt zu werden.

 

 

Die Begegnung der Surrealisten mit Paul Klee kann aus heutiger kunsthistorischer Sicht als ungeheuer befruchtend angesehen werden. Antonin Artaud charakterisierte Klee als »peintre mental«. Paul Éluard, Max Ernst, Tristan Tzara sprachen offen von dem großen Einfluss, den das Schaffen Paul Klees auf sie ausgeübt habe.

 

 

Das Zentrum Paul Klee versteht sich nicht nur als Ausstellungsort, sondern darüber hinaus auch als Forschungszentrum. Das in der Kunstgeschichte so spannende Zusammentreffen des Malers und Graphikers mit den revolutionären Kunstaktivisten wurde nun zum ersten Mal umfassend aufgearbeitet. Das fast 400 Seiten starke Katalogbuch enthält neben nützlichen Kurzportraits der bedeutendsten Mitstreiter aus dem Kreis der Surrealisten eine Chronologie der Ereignisse. Ein 55seitiges Beiheft (in der Tradition surrealistischer Zeitschriften!) beinhaltet sämtliche erhaltene Korrespondenz und Kurzkritiken der Surrealisten nebst den Schreiben von Paul Klee.

 

 

Ausstellung und Katalog gehören zu den großen Kunst-Ereignissen des Winters 2016/17.