© Markus Lüpertz, Seite aus dem Buch
VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Markus Lüpertz, Arkadien oder Die Abstraktion hat noch nicht begonnen.
272 Seiten auf 150g Munken Fly 02, gebunden mit Leseband und Schutzumschlag, Hirmer Verlag, München 2016, 24,90 Euro (D).
Arkadien oder die Abstraktion hat noch nicht begonnen heißt das neueste Buch von Markus Lüpertz. Es enthält die poetische Auseinandersetzung mit ‚Arkadien‘ des vor allem als Maler und Bildhauer bekannten Künstlers.
Aber wofür steht der Begriff ‚Arkadien‘ überhaupt? Arkadien bezeichnet eine recht karge Landschaft in Griechenland, ein von Bergen umschlossenes Hochland in der Mitte des Peloponnes. Doch heute verbinden wir damit die Vorstellung einer blühenden Landschaft, wo die Menschen glücklich und in Einklang mit der Natur leben. Vergil ist schuld. Um 42 v. Chr. schrieb er seine Hirtengedichte. Seine Hirten waren schöne Menschen, die sich zeitloser Jugend erfreuten. Als Sehnsuchtsfiguren der Poesie harrten sie dem verlorenen Paradies. Sie waren Vergils Antwort auf die tiefe geistig-moralische Krise, in die das Römische Reich auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung fiel und die letztlich zu dessen Untergang führen sollte.
Was will uns Markus Lüpertz sagen, wenn er einerseits den Namen Arkadiens wählt und andererseits hinzufügt, die Abstraktion habe noch nicht begonnen? Denselben Untertitel trug die Ausstellung im Bode Museum im vergangenen Jahr, wo Zeichnungen und Bronzeplastiken zu sehen waren, die Lüpertz geschaffen hatte inspiriert von Ludwig Münstermanns Apollo aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Markus Lüpertz weigert sich, seine Kunst zu kommentieren, zu erläutern oder zu erklären. Er geht eben nicht unter sein Niveau, wie Ernst Jünger gesagt hätte. Einem Interviewer sagte er nur, er habe sich »immer mit der Antike auseinandergesetzt, die ja zum Bildungsstandard in der bildenden Kunst gehört; unsere ganze Kultur hat dort ihre Wurzeln«.
Lüpertz kritische Haltung zum Staat und zu der Zeit, in der er lebt, ist bekannt. In Interviews sagte der Maler, wir lebten in einer »bildungsmäßig langsam verblödenden Zeit«. Er sieht unsere aktuellen Gesellschaften als »verwalteten Kriegs-Frieden«, in welchem die Politik versuche, »die Menschen in einem Zustand der Angst und Verzweiflung zu halten«, um ihre individuellen Rechte und Freiheiten immer weiter zu beschneiden.
So kann Markus Lüpertz Auseinandersetzung mit dem Mythos Arkadien nicht nur gelesen werden als Kritik am Kunstbetrieb. In einem Bild des Buches im Schlußkapitel Manifest heißt es:
Ein ganz bescheidenes Verlangen ist Arkadien
Verlangen nach Hoffnung