Kostbare Manschettenknöpfe

Knöpfe für den Frack, um 1890-1900,
Originaletui: Zinser, kgl. Hofjuwelier, Stuttgart,
aus dem Privatbesitz von König Wilhelm II. von Württemberg
© Anna-Maria Decker, München, Hirmer Verlag

 

 

Walter Grasser/Franz Hemmerle/Alexander von Württemberg,
Kostbare Manschettenknöpfe.
Von Pablo Picasso bis James Bond.
128 Seiten mit 150 Farbabbildungen, Hirmer Verlag, München 2016, 39,90 € (D.)

 

 

Manschettenknöpfe sind neben der Armbanduhr die einzigen Schmuckstücke, die ein Mann tragen darf. Das großformatige Buch Manschettenknöpfe – Von Pablo Picasso bis James Bond präsentiert Manschettenknöpfe der Juwelierkunst aus der Zeit von 1880 bis heute.

 


Im Gegensatz zur Damenwelt haben die Herren es wesentlich schwerer, anhand ihres Äußeren Individualität zu zeigen. Für den Gentleman ist Schmuck grundsätzlich ein Tabu. Mit zwei Ausnahmen: Der Uhr und den Manschettenknöpfen. Heute, wo die Taschenuhr eher ungebräuchlich geworden ist, schaut man dem neuen Verhandlungspartner auf das Handgelenk: Welche Marke trägt er? Ist es ein eher sportliches Modell, das vielleicht seine Sportart preisgibt? Oder ist es die Uhr einer Luxus-Marke, an der seine ästhetischen Vorlieben zu erkennen sind?

 

 

Frack-Smoking-Garnitur, Theodor Heiden, München, um 1960,
© Franz Hemmerle, München, Hirmer Verlag

 

 

 

Noch stärker kann ein Gentleman seiner Persönlichkeit Ausdruck verleihen durch die Wahl seiner Manschettenknöpfe. Im Gegensatz zur per Knopf geschlossenen Manschette setzt sich der Mann von Welt so schon einmal vom Herren ab. Man zeigt damit weniger eine bestimmte Vermögensregion als vielmehr einen gewissen Anspruch und Lebensstil.

 

 

Das Schöne an Manschettenknöpfen ist, daß sie durchaus eine gewisse Ironie zulassen, ohne daß ihr Träger sogleich als unseriös deklassiert ist. In diese Kategorie gehören solche mit Totenköpfen, die es so lange gibt, wie Manschettenknöpfe überhaupt.

 

 

Walter Grasser, Franz Hemmerle und SKH Alexander Herzog von Württemberg stellen kostbare Manschettenknöpfe aus den vergangenen 135 Jahren vor. Wer wäre dazu eher berufen, Grasser ist promovierter Kunsthistoriker, Hemmerle war als Goldschmied über 30 Jahre Geschäftsführer seines Familienunternehmens und anschließend in derselben Funktion bei Bulgari. SKH Alexander von Württemberg ist ebenfalls promovierter Kunsthistoriker und ausgewiesener Schmuckexperte.

 

 

Zwei Totenknöpfe, Italien, um 2010, © Marco Struckhoff, München, Hirmer Verlag

 

 

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts taten sich einige Länder als Heimstätten dieses Schmuckes besonders hervor. In Englands Hauptstadt London war die Zahl der produzierenden Juweliere vielleicht die höchste in ganz Europa. Viele solcher Kunsthandwerker gab es auch im Wien der Donaumonarchie aber auch verstreut in den deutschen Gliedstaaten.

 

 

Eine besondere Rolle spielte das zaristische Rußland vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Zar Nikolaus II. besaß weit über einhundert Paar der Schmuckstücke, von denen er kein einziges selbst erworben hatte. Wie in adligen Herrscherhäusern üblich, hatte er sie als Geschenke erhalten zu Geburtstagen, zum Namenstag, der Hochzeit oder Krönung. Leider sind sie heute sämtlich verschollen. Erhalten geblieben ist ein vom Zaren penibel geführtes Verzeichnis mit kolorierten Zeichnungen, sodaß zumindest neben Anlaß und Zeitpunkt der Schenkung auch das Aussehen der besonderen Manschettenknöpfe überliefert ist.