Cocteau trifft Picasso

Jean Cocteau, Profil mit Eiffelturm, 1958,
Collection Ioannis Kontaxopoulos © Comité Cocteau/VG Bild-Kunst, Bonn 2015

 

 

 

Cocteau trifft Picasso.
Ausstellung im Picasso-Museum Münster bis 18. Oktober 2015.
Katalog im Hirmer Verlag, 240 Seiten mit 250 Abbildungen, geb., 45 Euro (D).

 

 

Pablo Picasso und Jean Cocteau verband eine gegenseitig befruchtende, 50 Jahre währende Freundschaft. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums ihres Kennenlernens zeigt das Picasso-Museum in Münster bis zum 18. Oktober 2015 eine furiose Ausstellung, die diese Beziehung thematisiert.


Der Multikünstler Cocteau war auf Picasso neugierig. Er besuchte den spanischen Maler im Herbst 1915 in seinem Pariser Atelier. Dies sollte ab sofort das Schaffen der beiden Ausnahmetalente beeinflussen. Sie tauschten sich intensiv aus, reisten zusammen und arbeiteten gemeinsam. Bereits im Mai 1917 wurde das Ballett Parade in Paris uraufgeführt: Cocteau hatte das Libretto geschrieben und Picasso kubistisch inspirierte Kostüme und das Bühnendekor entworfen. Das völlig neuartige Stück wirkte auf das Publikum befremdlich und sorgte so – sicher nicht ohne Berechnung seiner Schöpfer – für einen Skandalerfolg.

 

Jean Cocteau (1889-1963) war ein kreatives Multitalent, das Kunst niemals auf ein Genre begrenzt sah, sondern erst in der Gesamtschau des Werkes als Poet, Dramatiker, Essayist, Maler, Zeichner und Keramiker seinen Ausdruck sah. Die frühen Kritiker warfen ihm folglich auch vor, Cocteau würde sich verstricken; seine Tätigkeiten auf zu vielen verschiedenen Feldern würden dazu führen, dass er auf keinem wirklich Hervorragendes hervorbrächte.

 

Cocteau war ein Meister des Wortes und zeichnete quasi mit Sätzen. Andrerseits könnte man vielleicht sagen, dass er mit seinen Zeichnungen ‚schrieb‘. Mit seinen Worten war er wortgewaltiger und sprachwitziger Erläuterer der Kunst Picassos. Der Spanier war von der artifiziellen Fulminanz des Franzosen ebenso begeistert wie von dessen Zeichnungen.

 

 

Jean Cocteau, Orpheus mit Loorbeeren, 1951
Collection Ioannis Kontaxopoulos © Comité Cocteau/VG Bild-Kunst, Bonn 2015

 

 

 

Mit rund 400 Werken beleuchtet die Ausstellung Cocteau trifft Picasso in Münster – einem von fünf Picasso-Museen weltweit – facettenreich diese wechselseitig inspirierende Freundschaft. Die Grafiken, Zeichnungen und Künstlerbücher stammen aus der außergewöhnlichen Cocteau-Kollektion des Sammlers Ioannis Kontaxopoulos. Der Grieche hat auch im empfehlenswerten Katalogbuch zur Ausstellung einen lesenswerten Essay über die Geschichte der Freundschaft beider Künstler geschrieben.

 

Der gebundene Katalog dokumentiert sämtliche Ausstellungsstücke und bietet eine ästhetisch ansprechende Gelegenheit, sich nach dem Besuch der Schau in die spannende Künstler-Freundschaft zu vertiefen.

 

 

Pablo Picasso, Der schwarze Krug und der Totenkopf, 1946
Lithografie © Sucession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2015