Eine Doppelseite aus dem Buch: Between Hours, Berlin 2013
© Edward B. Gordon 2013
Edward B. Gordon, Tag und Nacht und die Zeit dazwischen.
Tägliche Beobachtungen eines Malers.
Kein & Aber Verlag, Zürich, Berlin 2014, 192 Seiten, Ppb., 24,90 Euro (D).
Edward B. Gordon ist zu DEM Berlin-Maler avanciert. Seine Idee, jeden Tag ein Bild von der Stadt, in der er lebt, zu malen und dann anschließend im Internet zu versteigern, hat ihn zum Chronisten eines Lebensgefühls – und bekannt – gemacht. Nun erscheint sein zweites Buch mit seinen Bildern.
Als 2012 sein erstes Buch mit Berlin-Bildern erschien, passierte erstmal nicht so richtig viel. Der Band, für einen Bild-Band in eher ungewöhnlich kleinem Format – wurde erst durch eine Reihe von begeisterten Rezensionen bekannt. Darunter der inzwischen verstorbene Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frank Schirrmacher und der DANDY-CLUB.
So wurde auch sein Blog edwardbgordon.blogspot.com bekannt, der auf dem schlauen Prinzip beruhte, tatsächlich jeden Tag ein neues Berlin-Bild, das gerade erst entstanden war, anzubieten. Doch abgesehen von der intelligenten Vermarktungsstrategie entstand noch etwas ganz anderes. Etwas wirklich Wertvolles im nicht kommerziellen Sinn:
Ein gemalter Reflex auf den vergangenen Tag, die vorige Nacht oder vielleicht auch eine besondere Party, auf der der Maler zufällig anwesend war. Für die, die in Berlin lebten, boten die Bilder eine unvergleichliche Erinnerung. Es gab Berliner, die morgens im Büro ihren Rechner anmachten und als Erstes nach ‘dem neuen Gordon‘ schauten. Wie häufig haben sie genau diesen Sommerabend-Himmel wiedergefunden, diese melancholische Spätsommer-Stimmung oder eine andere spezielle Konnotation des so vielsprechenden Berliner Abendhimmels?
Nun hat der 1966 in Hannover geborene Künstler ein wenig Abstand genommen von seinem Berlin. Er hat auch woanders noch ein Atelier. Er geht fremd. So sind im zweiten Buch auch Bilder aus München zu sehen. (Wo genau liegt das noch mal?)
Entstanden ist wiederum ein wunderschönes Bilder-Buch, das verzückt, das Spaß macht, das wahrgenommen werden will.
Edward B. Gordons Tag und Nacht trägt den Untertitel Tägliche Beobachtungen eines Malers. Konsequent ist es nach den Tageszeiten gegliedert. Das erleichtert dem Betrachter die seelische Orientierung.
Man merkt dem Buch an, dass Gordon nun nicht mehr nur in Berlin lebt, sondern auch in London. Sein Stil hat sich ein wenig verändert. Er ist subtiler geworden. Vielleicht urbaner.