Ulrich Mack – Kennedy in Berlin

© Ulrich Mack, John F. Kennedy, Berlin 1963

 

 

Ulrich Mack – Kennedy in Berlin
Ausstellung im Willy-Brandt-Haus Berlin 2. Mai bis 6. Juni 2013
Katalogbuch im Hirmer Verlag, hrsg. von Hans-Michael Koetzle, 144 Seiten mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen, 29,90 Euro.

 

 

Es sind die wohl berühmtesten Worte eines Politikers der Nachkriegszeit: »Ich bin ein Berliner«, sagte der junge US-Präsident John F. Kennedy in Berlin vor dem Rathaus Schöneberg. Doch welch ungeheure Wirkung dieser Deutschlandbesuch für die folgenden Jahrzehnte haben sollte, konnte damals niemand ahnen.

Kennedy besuchte vom 23. bis 26. Juni 1963 Deutschland. Vorher mochte er die Deutschen nicht. Danach hatte er sich in die Mauerstadt und ihre Bewohner verliebt. Euphorisiert sagte er seinem Nachfolger, der solle, wenn er einmal in eine schwierige Lage komme, nach Deutschland reisen: »Go to Germany, go to Berlin!«

Ulrich Mack war damals Photo-Reporter der Illustrierten Quick und begleitete als einer von wenigen Journalisten die gesamte Deutschland-Reise von J.F.K. – Köln, Bonn, Wiesbaden, Frankfurt am Main und Berlin(-West) waren die Stationen. Heute nicht allgemein bekannt ist, wie sich vieles auf dieser Reise intuitiv ergeben hat, nicht geplant war. Anders, als es Präsidenten heute tun. So wäre Kennedys mehrfacher sehr naher Kontakt zu den Deutschen heute für die Sicherheitsleute wohl kaum vorstellbar. Macks Aufnahmen bezeugen auch, wie sehr es dieser US-Präsident, der in diesem Amt der erste Pop-Star war, den Kontakt zu den Menschen genießt. Er sucht den Kontakt, er will kennenlernen. Und er selbst will wahrgenommen und bewundert werden.

 

J.F.K. am Checkpoint Charlie in Berlin
© Ulrich Mack, John F. Kennedy, Berlin 1963

 

Macks Aufnahmen sollen keine Kunstwerke sein – und sind dennoch welche. Die Schwarz-Weiß-Photographien sind subtile Dokumente, die das Große zeigen und gleichzeitig die kleinen Augenblicke, das scheinbar Abseitige nicht übersehen. Ein kleines Mädchen, das gerade laufen kann, vor der Absperrung, Bewegungen, Gesichter. Aus all diesen Details ergibt sich auch für den heutigen Betrachter ein Verstehen-Können dieses außergewöhnlichen, so nicht geplanten und für alle Beteiligten einflussreichen Deutschland-Besuchs des ersten Mannes der westlichen Welt.

Der 1934 geborene Ulrich Mack, von Freunden und Familie nur »Mack« genannt, bewarb sich als junger Mann bei der aufstrebenden Illustrierten Quick und wurde sogleich um die Welt geschickt. Seine Photo-Reportagen sind Zeugnisse einer Zeit, als die Deutschen an den Lifestyle des Westens anschließen wollten und ihre Vergangenheit verdrängten. Mack sieht den Photographen der Neuen Sachlichkeit Albert Renger-Patzsch als sein Vorbild. Macks Stil orientiert sich an einem Festhalten-Wollen, das dokumentarisch ist, ohne den Blick dahinter auszulassen. Macks Photo-Serie über die Insel Pellworm, die über viele Jahre entstand, hat auch international Beachtung gefunden und zeugt von der großen Geduld und Neugier des Photographen. Er selbst sagt, es sei wesentlich, »dass wir aufzeichnen und behalten, was noch da ist, bevor es für immer verschwunden ist. Das ist mein Geschenk an die Inselmenschen. Das ist mein Geschenk an die Geschichte.« Dasselbe ließe sich über den bedeutenden Kennedy-Besuch sagen.

Die Ausstellung der Photos im Willy-Brandt-Haus läuft vom 2. Mai bis 6. Juni 2013.

Das Katalogbuch zur Ausstellung präsentiert bedeutende Bilder der Photo-Reportage. Egon Bahr, damals hautnah in Berlin dabei, gibt in seinem Vorwort den historischen Rahmen. Der Herausgeber und Kurator der Ausstellung, Hans-Michael Koetzle, schildert in seinem Essay den Werdegang von Mack und die Umstände dieses sagenhaften dreitägigen Besuches.

Die Ausstellungs-Eröffnung im Willy-Brandt-Haus war der Bedeutung des Kennedy-Besuchs würdig: S. E. Philip D. Murphy, Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, gab in seiner launigen Rede einen Einblick in Kennedys damalige Schwierigkeiten, in Berlin einige Sätze in Deutsch sagen zu wollen. Und er erzählte dem interessierten Publikum, wie seine Deutsch-Lehrerin, – so wie die Kennedys – an ihm zuweilen verzweifle.

 

© Ulrich Mack, John F. Kennedy, Berlin 1963

 

 

Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.
Willy-Brandt-Haus
Stresemannstraße 28, 10963 Berlin
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