Photographie aus der Sammlung Wemhöner

Photographie aus der Sammlung Wemhöner: Cover des Bildbandes
© Kerber Verlag 2012/David Derbin

 

 

 

Im Blick. Photographie aus der Sammlung Wemhöner.
Text von Ulrike Münter, herausgegeben von Philipp Bollmann. Kerber Verlag, Bielefeld 2012. 288 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 44 Euro.

 

Heiner Wemhöner repräsentiert einen Unternehmer-Typus, der in Deutschland nicht eben häufiger zu werden scheint. Er selbst wirkt zurückhaltend, bescheiden. Sein Engagement und Mäzenatentum dagegen reicht weit über seine Heimatstadt Herford hinaus. Aber hier ist seine Gönnerhaftigkeit besonders deutlich sichtbar: Im Jahr 2005 eröffnete das Museum für zeitgenössische Kunst MARTa Herford. Die Wemhöner Stiftung engagiert sich auch für die Wiederbelebung der fünf Herforder Stadttore und das kulturelle Leben des Wohnortes und Firmensitzes von Heiner Wemhöner.

Parallel dazu baut Heiner Wemhöner eine Kunstsammlung von internationalem Renommee auf. Nun ist der zweite Band über die Sammlung erschienen. Im Blick – Fotografie aus der Sammlung Wemhöner präsentiert Photographien, die der Unternehmer seit nunmehr 15 Jahren sammelt. Im Oktober 2011 war der erste Band über seine Kunst-Sammlung, Focus Asia, erschienen.



Isaac Julien, Glass House
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Isaac Julien, courtesy Shanghart Gallery Victiria Miro





Das erste Photo, das Wemhöner erwarb, war von Spencer Tunick aus dem Jahr 1997. Wemhöner sah es im selben Jahr auf dem Art Forum Berlin und war »sofort begeistert«, wie er im Interview in dem Buch schildert. Sympathisch ist seine Offenheit, sich nicht als profunder Kunstkenner darzustellen. Vielmehr sagt Wemhöner, er nähere sich der Kunst grundsätzlich intuitiv: »Was mich bei Wisconsin anzog, war diese Stimmung, die so typisch für den mittleren Westen ist – bis auf die nackte Frau natürlich! Die passt so gar nicht in diese prüde Gegend.« Zu dem Zeitpunkt, als Wemhöner das Photo gekauft habe, sei er viel in den Vereinigten Staaten unterwegs gewesen. So verbinde er noch heute mit dem Bild sein Erleben dieser Landschaft. Und so hält er es mit allen Werken seiner Photo-Sammlung. Er lässt sich auf ein Photo ein. Lässt sich faszinieren. Zumeist kennt er dabei weder das Gesamtwerk des Künstlers noch dessen Vita. Genauso verhielt es sich auch beim zweiten Kauf, David Drebins Flasher (2002), das als Titelbild des großzügig gestalteten Bandes dient. Fünf Jahre nach dem ersten Kauf hätte er sich schon wesentlich besser in der Photographie ausgekannt, erzählt Heiner Wemhöner. Dennoch habe er über Drebin nichts gewusst. Die abgebildete Szene erinnere ihn an Situationen, wie er sie auf den US-Highways selbst erlebt habe – wenn auch ohne flashende Frau auf einer Brücke.



Lawrence Schiller, Roll 14 Frame Marilyn
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Polaris Communications Inc., courtesy Lawrence Schiller





Wemhöner führt ein Familienunternehmen, das spezialisiert ist auf die Produktion von Maschinen und Anlagen für die Veredelung von Holzwerkstoffen. Im abgedruckten Gespräch gibt er einen Einblick, wie die Kunst sein Leben verändert und täglich bereichert. »Die Kunst, der ich begegne und die mich umgibt, verbessert meine Lebensqualität. Sie gibt mir Kraft und inspiriert mich«, sagt er im Gespräch mit der Autorin Ulrike Münter und dem Herausgeber Philipp Bollmann.

Der umfangreiche und wohlfeile Photo-Band stellt Werke aus der Sammlung in fünf Kapiteln dar. Jeder einzelne Künstler wird durch einen kurzen Text von Ulrike Münter informativ portraitiert. Den kurzen Werkbiographien ist eine fundierte Recherche anzumerken. Ein gelungenes und aufwendig gestaltetes Photo-Buch, das dem bescheidenen und engagierten Sammler und Mäzen zur Ehre gereicht.