Harry Graf Kessler – Flaneur durch die Moderne – Katalog

Das Katalogbuch zur Ausstellung im Liebermann Haus
© Nicolai Verlag 2016

 

 

Harry Graf Kessler – Flaneur durch die Moderne.
Katalog zur Ausstellung im Liebermann Haus.
248 Seiten mit 48 Abbildungen, gebunden in Halbleinen, Nicolai Verlag 2016, 24,95 Euro.

 

 

»Er ist wieder da«, schreibt Christoph Stölzl im Ausstellungs-Katalog der feinen kleinen Kabinett-Ausstellung Harry Graf Kessler – Flaneur durch die Moderne im Liebermann-Haus am Pariser Platz im Zentrum Berlins. Dass der adlige Mäzen, Kunst-Sammler, Verleger, Museumsdirektor und was er noch alles war, nun »zurückgekehrt« ist, wie Stölzl, Kurator der Schau behauptet, ist natürlich nicht wahr. Aber es ist ein schönes Bild.

 

Denn hier am Brandenburger Tor waren viele der wichtigsten Wirkungsorte Kesslers. Im Wohnhaus der Liebermanns fand er den ersten Ansprechpartner für Fragen der Kunst, Qualität und Ästhetik, nachdem er nach Berlin gekommen war. Und mit dem Maler Max Liebermann war er sich in vielen Ansichten einig.

 

Im Nachbarhaus wohnte in den 1920er Jahren Karl Vollmoeller. Hier war Kessler 1926 zu Gast und sah die außergewöhnliche Josephine Baker tanzen. Schräg gegenüber, im Hotel Adlon, war Harry Graf Kessler unzählige Male an verschiedenen Gesprächsrunden beteiligt, um die Kultur und später die Politik voranzubringen.

 

Das schöne, in Halbleinen gebundene Katalog-Buch ist eine profunde Ergänzung der Ausstellung. Christoph Stölzl beschreibt in seiner gebildeten und nonchalanten Art die Wirkungsorte Kesslers in Berlin. So wird der Besucher in eine Zeit zurück verführt, in der die Stadt ähnlich brodelte wie heute wieder.

 

Heike Gfrereis erzählt in ihrem Beitrag von Kesslers Weltreise. Ingeborg Becker bettet den Baron in die Moderne um 1900 ein. John Dieter Brinks bringt dem interessierten Leser die Cranach Presse näher, Kesslers ambitionierte Verlagsgründung, die noch heute von Bibliomanen für einen der besten deutschen Verlage  des 20. Jahrhunderts gehalten wird. Kaum ein anderer Verlag machte sich die Mühe, für jeden Autoren einen eigenen Schrifttyp zu verwenden, teils sogar entwerfen.

 

Unendlich viel Weiteres ließe sich über den großen Harry Graf Kessler sagen. Diese kleine Ausstellung an einem für den Dandy Kessler wichtigen Ort verbunden mit dem adäquaten Katalogbuch sind wichtige Erinnerungen an den bedeutenden Europäer. Das Buch bietet die Möglichkeit, sich tiefer zu befassen mit der Biographie und dem Umfeld Kesslers. Da der Katalog komplett dreisprachig ist (Deutsch, Englisch, Französisch), haben auch Interessierte, die nicht der deutschen Sprache mächtig sind die Chance, einen bedeutenden Deutschen kennenzulernen.