Alvin Langdon Coburn – Auf der Suche nach der Schönheit

Alvin Langdon Coburn, Selbstportrait 1905

 

 

 

Alvin Langdon Coburn, Auf der Suche nach der Schönheit.
Schriften zur Photographie.
Wilhelm Fink Verlag, München 2015, 379 Seiten, Ppb., 49,90 Euro (D).

 

 

Alvin Langdon Coburn (1882-1966) ist in der Photographie-Geschichte ein großer Name. Mit sieben Jahren begann er zu photographieren. In den 1920er Jahren war er bedeutender Mitstreiter von Alfred Stieglitz‘ epochaler Zeitschrift Camera Work. Er portraitierte berühmte Künstler dieser Zeit und setzte sich dafür ein, die Photographie als eigenständige Kunstform anzusehen. Sein Gesamtwerk erscheint nun erstmals in Deutsch in einem Band.


Für Alvin Langdon Coburn schien es eine Familiensache zu sein. Einer seiner Vorfahren stammte aus Lacock, just dem kleinen englischen Ort, in dem 200 Jahre später die Papierphotographie erfunden wurde. Und die Geburt in eine vermögende Familie verbunden mit dem frühen Tod seines Vaters gab Coburn die Freiheit, seinen Interessen zu folgen.

  

Dabei half dem jungen Mann sein Geschick, an die Menschen heranzukommen, die er portraitieren wollte und auch sein Talent der Selbstvermarktung. Für die Photographie waren es Photokünstler wie Stieglitz und Coburn, die zum einen mit künstlerischem Anspruch photographierten. Zum anderen gaben sie dieser neuen Technik ein Theorie-Gerüst durch eigene Zeitschriften, Bücher und Aufsätze, in denen sie sich auf kunst-philosophischer und historischer Ebene mit dem revolutionären Medium auseinandersetzten.

  

1913, als die Photographie allgemein noch längst nicht als Kunst angesehen wurde, schrieb Coburn in einem Aufsatz: »Heutzutage verfügen wir über ein Instrument, das eine perfekte Darstellung der Natur ermöglicht, und das in einem Grad, der einem primitiven Menschen wie übernatürliche Kräfte erscheinen mag. In Gegenwart der Kamera werden wir Zeugen der Angst, welche die amerikanischen Indianer, die Wasserträger der Wüsten Nordafrikas und andere unzivilisierte Völker im Angesicht der Kamera empfinden. Sie fürchten den bösen Blick oder ängstigen sich gar, der magische Kasten könnte ihre Seele einfangen, oder sie entwickeln andere äußerst phantasievolle Vorstellungen […] Denn die Kamera hat wirklich etwas Magisches an sich, und wie vertraut man auch mit ihrer inneren Arbeitsweise sein mag, erscheint es einem doch immer ein wenig unverständlich, wie sie einen Teil der Natur, dessen Abbild durch das dem Auge nachempfundene Objektiv huscht, dauerhaft auf eine empfindliche Oberfläche einzuprägen vermag«.

  

Der Wilhelm Fink Verlag bringt in seiner niveauvollen Reihe Photogramme unter dem Titel Auf der Suche nach der Schönheit sämtliche Texte von Alvin Langdon Coburn zur Photographie erstmals in deutscher Sprache. Reizvoll allein ist die Autobiographie Coburns, in der er auf charmant-selbstbewusste Art sein Leben mit dem Großwerden der Photographie verbindet. Das stattliche Paperback enthält auch die bislang schwer zugänglichen Aufsätze Coburns, in denen er sich mit Facetten der Photographie beschäftigt. Dutzende von Photos runden das gelungene Buch ab, für das durchaus ein höherer Preis gerechtfertigt gewesen wäre.