Dieter Meier – In Conversation

Dieter Meier, Two Words, 1971
Performance, 25.2.1971, 57th Street/8th Avenue, New York
Photo: Jean Haubensak

 

 

Dieter Meier – In Conversation.
Ausstellung 7. September – 17. November 2013 im Aargauer Kunsthaus, Aarau.

Katalog: Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2013, 191 Seiten, Paperback, 35 Euro.

 

Dieter Meier (geboren 1945) kennen viele vor allem als die eine Hälfte des sehr erfolgreichen schweizerischen Elektro-Pop-Duos Yello. Dass er darüber hinaus bereits in den 1960ern Performances veranstaltet hat, bevor es dafür überhaupt diesen Namen gab, wissen viele nicht.

 

Dieter Meier ist ein Weltbürger, ein Avantgardist und dandyesker Anarchist, der all diese Bezeichnungen nicht braucht. Wer ihm begegnet, schwärmt von der ungeheuren Höflichkeit und Bescheidenheit des Schweizers. Das Aargauer Kunsthaus Aarau veranstaltet die erste umfassende Werkschau dieses Sohnes des Ortes. Denn Aarau ist einer der Orte, in denen für den talentierten Dandy seine Musik-Karriere begann: Ende der 70er spielte er in der Punk-Band Fresh Colour, mit der er auch 1978 seine erste Platte aufnahm.

 

Yello, Oh Yeah!, 1987
Video, 3’05“, zum Yello-Album «Stella»

 

 

 

Dieter Meier hat sich früh für die Bildende Kunst interessiert. Er fand sein Leben lang stets eine passende Form, um sein Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Am 11. Juli 1970 kündigt der Züricher Tages-Anzeiger mit folgendem Text eine Aktion im öffentlichen Raum an:

 

»Der Zürcher Dieter Meier wird am Montag, den 13. Juli, um 18 Uhr auf dem Bellevueplatz in Zürich eine Strecke von 20 Metern abmessen, die beiden Endpunkte der Strecke bezeichnen und die Strecke während 60 Minuten in beiden Richtungen begehen. Wer die Aktion des Filmmachers und ‚Anregers‘, wie er sich selber nennt, (unser Standbild), beiwohnen und sich über den Sinn derartiger Manifestationen eigene Gedanken machen möchte, ist freundlich eingeladen, zu besagtem Zeitpunkt an besagten Ort zu kommen.«


Der »Anreger« hat insbesondere in den 1970er Jahren eine ganze Reihe solcher Performances veranstaltet, die zu dieser Zeit kaum verstanden, noch als ‚Kunst‘ angesehen worden sind. Heute ist Dieter Meier als Künstler anerkannt. Sein gesamtes bisheriges Schaffen genießt nun den Ruf eines mutig-anarchischen Gesamtkunstwerkes.

 

Die Ausstellung In Conversation und das begleitende Katalogbuch zeigen viele Facetten im Werk des Performers, Musikers, Dichters, Weinbauern und aristokratophilen Weltmannes. Die Ausstellung selbst soll – entsprechend dem Denken des Künstlers – ein Mittel der Kommunikation sein. Denn nach seiner, Marcel Duchamp folgenden Auffassung, entsteht das Kunstwerk erst in der Wahrnehmung des Betrachters. So wird die Ausstellung in Aarau begleitet von Conversations mit geladenen Gästen und musikalischen Kurzauftritten Dieter Meiers.

 

Der Katalog dokumentiert wesentliche Werke. Er enthält ein Gespräch mit Philip Ursprung, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich und einen Essay von Madeleine Schuppli, Direktorin des Aargauer Kunsthauses.

 

Ist die Kunstwissenschaft beflissentlich bemüht, Dieter Meier nun in ihren Kanon einzugliedern, bleibt der Gentleman Dieter Meier bescheiden. Nach seinen Motiven befragt, antwortet der stets elegant gekleidete Dandy-Künstler:

 

»Es ist eigentlich eher dieses Unwichtig-Sein, dieses Sich-Entziehen aus den Zwängen und Abläufen des Systems, und es ist auch die tiefe Überzeugung, dass ich selbst eigentlich ein Nichts bin.«

 

 

Dieter Meier

 

 

Dieter Meier – In Conversation. 7. September – 17. November 2013.
Aargauer Kunsthaus Aarau
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