Jean-Luc Godard und Roger Corman

Das Original-Filmplakat zu À bout de souffle (Außer Atem) von Jean-Luc Godard (1960)

 

 

Harald Harzheim, The Kings of the B’s. Jean-Luc Godard & Roge Corman..
Hrsg. von der Kunsthalle Marcel Duchamp, Cully.
144 Seiten, mit Abbildungen, gebunden in Leinen, 20 Euro.

 

Die beiden Filmemacher Jean-Luc Godard und Roger Corman beschäftigten sich ihr Leben lang mit den gleichen Themen. Und sie bearbeiteten sie mit ähnlichen stilistischen Mitteln. Doch – erstaunlicher Weise  – sind ihre Werke bislang kaum miteinander in Verbindung gebracht worden.

Der Autor und Dramaturg Harald Harzheim wagt nun einen Vergleich: The Kings Of The B’s – Jean-Luc Godard & Roger Corman heißt sein kleines und feines Büchlein.

»Dass ein solcher Vergleich bisher nicht stattfand«, schreibt Harzheim, »liegt an der zementierten Einschätzung, dass Godard Kunst macht und Corman Trash- und B-Movies. Man bezeichnet Corman als King of the B‘s, obwohl Regisseur Edger G. Ulmer bereits in den vierziger Jahren die Grenze zwischen B-Movie und Hochkultur gesprengt hatte, indem er schnell gedrehte Filme mit Elementen der Hochkultur versetzte.«

Der Autor, in dessen beeindruckender Vita auch die Tätigkeit des Sargträgers enthalten ist, listet eine ganze Reihe von Parallelen der beiden Cineasten auf. Beide entstammen derselben Generation. Godard wurde 1930 in Paris geboren, Corman 1926 in Detroit/ Michigan. Beide beschäftigten sich in ihren Filmen seit den 1950er Jahren mit dem Zeitgeschehen, – das sie bis heute äußerst kritisch und frivol-anarchisch begleiten. Sie suchen ihr Publikum nicht im »Kommerzkino«, wie es Harzheim nennt, sondern in Filmclubs, Programmkinos oder Drive-In-Kinos (Corman). Hier finden sich die wirklich an Filmen Interessierten. Im Drive-In ist das Leben in die Filmhandlung per se mit einbezogen, indem die Jugendlichen wohl eher mit anderem als mit der Filmhandlung beschäftigt sind.

Wie in anderen Bereichen, so sind es auch beim Film nicht die Erfinder der Ideen, die die Lorbeeren ernten, sondern die kommerzieller gesinnten Nachahmer. Ihre Namen sind heute weitaus bekannter. Sowohl Godard wie auch Corman inspirierten hingegen die Regisseure einer ganzen Generation. Godard war Mitbegründer der noch heute einflussreichen Nouvelle Vague. Zu ihr gehörten auch François Truffaut, Claude Chabrol und Jacques Rivette. Corman, schreibt Harzheim, habe »fast sämtliche Vertreter des New Hollywood im Alleingang entdeckt und gefördert«: Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Jack Nicolson, Dennis Hopper, Robert De Niro und viele andere.

Harald Harzheim sieht als Filmkenner das Substanzielle. Er nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise durch Filmgeschichte der letzten 50 Jahre. Unterhaltsam und niveauvoll.

Die ästhetisch gestaltete Publikationsreihe der Kunsthalle Marcel Duchamp, dessen zehnter Band dies Büchlein ist, wählt bewusst das Kleinformat: In Anlehnung an Duchamps »Schachtel im Koffer«. Die Kunsthalle Marcel Duchamp im schweizerischen Cully von den Künstlern Caroline Bachmann und Stefan Banz gegründet, steht dort, wo Duchamp vom Wasserfall Le Forestay beeindruckt war. Nach Angaben der Gründer »das kleinste Museum der Welt«.