Stuart Franklin – Narcissus

Stuart Franklin, Dark Cloth I, 2011
© Stuart Franklin/ Magnum Photos 2011

 

 

Stuart Franklin, Narcissus. Hrsg. Magnum Photos, Englisch, 152 Seiten, 90 Abbildungen in Schwarz-Weiß auf Photopapier Hello Fat Matt, 150 g, Hatje Cantz 2013, 39,80 Euro.

 

1989 erstickte die chinesische Führung den demokratischen Aufruhr mit Militär-Gewalt. Ein Photo ging als Emblem des Massakers am Tian’anmen Platz um die Welt. Ein Demonstrant riskiert sein Leben und stoppt mit dem Einsatz seines Körpers eine ganze Armada von Panzern. Der Photograph: Stuart Franklin.


Der 1956 in London geborene Photograph reiste viele Jahre um die ganze Welt, um als Korrespondent für bedeutende Agenturen Bilder von den aktuellen Schauplätzen zu liefern. Doch dann vermochte ein Ort, ihn festzuhalten.

Im Jahr 2009 führte ihn das Nordic Light International Festival of Photography nach Norwegen, in dessen Rahmen der renommierte Photo-Reporter eine Ausstellung palästinensischer Kollegen kuratierte. Sein Reise-Betreuer zeigte ihm die Umgebung. Stuart Franklin verliebte sich in die Landschaft und ihre Einsamkeit. So kaufte er sich auf der Insel Otrøya an der Westküste eine Hütte. Hier sollte er in den nächsten drei Jahren viel Zeit verbringen.

In dem sehr persönlichen Nachwort des daraus entstandenen Photo-Bandes Narcissus schildert Franklin, was diese Landschaft, die Natur und ihre Stille mit ihm gemacht haben. Es sei, schreibt der weitgereiste Photograph, als habe ihm diese Gegend nach seinen anstrengenden Jahren als Präsident von Magnum Photos etwas gegeben, was er zuerst gar nicht bewusst vermisst hätte: Den Raum und damit die Zeit nachzudenken. Dazu beigetragen hätten auch die Menschen mit ihrer besonderen Art: »Despite not speaking the language, I found a generosity of spirit in the people I met and a positive feeling about just about everything«, beschreibt er sein Gefühl in Norwegen.

 

 

Stuart Franklin, Stela I, 2010
© Stuart Franklin/ Magnum Photos 2010

 

 

 

Der bibliophile Photo-Band bringt eine Auswahl seiner Eindrücke an diesem Fleck der Welt. Sie sind völlig subjektiv und vermögen so, das was der Engländer fühlt, zu verdeutlichen. Es sind die Fjörde, Eis und Schnee und die scheinbare Endlosigkeit dieser Landschaft, die als erstes dem Betrachter auffallen. Dabei sind keineswegs nur die großen Flächen in dem wohlgestalteten Buch vertreten. Das Verständnis der Welt erfolgt ja auch über die mikro-kosmische Betrachtung: So finden wir Wurzeln, Baumrinde oder auch den spärlich gedeckten Tisch mit einem Brotlaib und einer Flasche, die die Atmosphäre des Hierseins festhalten.


Franklin, der seit 1990 mehr als 20 Reportagen für National Geographic geschaffen hat, schenkt uns mit diesem wunderbar ruhigen Buch einen Einblick in sein Refugium, in den von ihm so geschätzten Ort der Kontemplation und geistigen Sammlung. Die sensitiven Schwarz-Weiß-Photos laden ein zu einer Reise an einen Ort, der für einen bedeutenden Magnum-Photographen zu seinem persönlichen Paradies geworden ist.