Die Frankfurter Allgemeine Zeitung interviewt Nick Cave aus Anlass seines neuen Romans Der Tod des Bunny Munro. Die Handlung: Bunny Monro ist ein zutiefst nihilistischer Vertreter von Kosmetikprodukten, der sich selbst vollständig aufgegeben hat. Seine einzigen egiostischen Interessen, die er im Leben bedient sehen will, sind Alkohol, Sex und andere Drogen.
Also kein Grund, sich aufzuregen; ein typischer Bürger unserer westlichen Zivilisation halt. Auszug aus dem Interview:
„Inwieweit ist das Buch sehr persönlich?
Lassen Sie mich zuerst sagen, dass Bunny Munro ein Monster ist, das monströse Dinge tut. Aber es gibt etwas an seinem Verhalten, das ich bewundere: die unbedingte Konsequenz, mit der er seine Sehnsüchte verfolgt. Und das ist etwas, das ich nachvollziehen kann. Ich bin Künstler, und als solcher ist es mir nicht fremd, auf Kosten der Menschen, die einen umgeben, abstrakte Ideen zu verfolgen. Es ist ein sehr egoistischer, eigennütziger Akt, ein kreativer Mensch zu sein. Das kann ich nachvollziehen. Und ich kann mich auch damit identifizieren, dass er die Welt sexualisiert sieht. Als Männer tun wir das.
Ihr Roman handelt also im Grunde vom Elend des modernen Mannes?
Bang, das war’s: Cave glaubt nicht an Erlösung
In der Regel verhalten sich Männer heute nicht mehr so wie Bunny Munro. Er scheint aus einer anderen Zeit zu kommen, aus den sechziger oder siebziger Jahren, als die Leute geswingt haben. Er ist anachronistisch in seinem Versuch, ständig seinen Charme spielen zu lassen, was bei den Frauen ja auch gar nicht ankommt. Er ist sogar wahnsinnig erfolglos damit.
Beim Lesen habe ich immer auf den Moment gewartet, an dem er sich ändert. Warum haben Sie ihm keinen Moment der Einsicht erlaubt?
Weil ich nicht an Veränderung glaube. Ich glaube nicht, dass wir Menschen unser Leben leben, jede Menge Unheil anrichten und an irgendeinem Punkt einsehen, dass wir gefehlt haben und dafür Verantwortung übernehmen und eines Tages glücklich sterben. So läuft das nicht. Ich glaube, wir krachen irgendwie durchs Leben und, bang!, sterben, und das war’s dann auch. Heute herrscht eine Kultur, die uns einreden will, dass wir Erlösung erreichen, wenn wir unsere Sünden im Fernsehen beichten (…)“