Morrissey in Berlin




Die Märkische Allgemeine berichtet vom Morrissey-Konzert in Berlin und lässt uns an einer wunderbaren Stilblüte teilhaben: Morrissey gelte nicht nur „als Dandy, sondern auch als intoleranter Typ (vor allem als Vegetarier), als Miesepeter, gar als Misanthrop“. Klasse. Jetzt wissen wir vor allem, dass Vegetarier „intolerante Typen“ sind.

„Zunächst kommt Morrissey in labbrigen Jeans und Strickjacke und singt vor silbern glitzernder Hinterwand „This Charming Man“. Es ist ein Song aus der Smiths-Ära, die er in den nächsten 75 Minuten noch ein paar Mal streifen wird, unter anderem mit „Ask“ und „Some Girls Are Bigger Than Others“. Er wirbelt, das Mikrofonkabel wie ein Lasso schwingend, wie ein Flamencotänzer über die Bühne. Der Narziss, der früher gern mit Lilien in der Hosentasche auftrat, um die Nähe zu seinem Idol Oscar Wilde zu illustrieren, erscheint wie ein junger Opa. Doch das täuscht (…)
Irgendwann wirft Morrissey sein Hemd in die Menge und steht mit nacktem, leicht schwabbeligem Oberkörper da. Es sieht ziemlich unsexy aus, aber nicht stillos. Stil ist, wenn man weiß, dass man groß ist und sich nicht ums Drumherum scheren muss (…) Kürzlich hat er gesagt: ‚Du bist entweder fabelhaft oder langweilig, das Alter hat keinen Einfluss darauf‘. So etwas sagen nur Leute, die wissen, dass sie fabelhaft sind.“
(Von Gunnar Leue)

Photo: Sanctuary records