Paul Almásy – Paris

Romy Schneider und Alain Delon, 1961
Photo © Paul Almasy / akg-images





Paul Almásy – Paris
Mit einer Einführung von Ralf Hanselle
144 Seiten mit 117 Schwarz-Weiß-Photographien.
Neuausgabe, teNeues Verlag 2020, 19,90 €.






Paul Almásy gehörte zu den großen Photo-Reportern, die die Stadt Paris in unzähligen Schwarz-Weiß-Aufnahmen festhielten. teNeues veröffentlicht sein grandioses Buch über die europäische Kulturhauptstadt des 20. Jahrhunderts neu.






Paul Almásy (1906-2003) wurde in Budapest geboren und ging mit 17 Jahren zum Studium der Politischen Wissenschaften nach Deutschland und Österreich. Er wurde zunächst Journalist und schrieb Reportagen aus Rom. Um seine Artikel zu illustrieren, begann er 1935 bei einer Südamerika-Reise, Photographien anzufertigen. Dabei war der direkte Anlass dafür eher ein Zufall: Joachim Krack, Photograph der vor dem Zweiten Weltkrieg renommierten Berliner Illustrierten Zeitung, hatte dem talentierten Reporter eine Zusammenarbeit vorgeschlagen, aus der einige Reportagen hervorgingen. Kurz vor einer geplanten gemeinsamen Reise nach Finnland mußte Krack wegen einer Krankheit absagen und schlug seinem schreibenden Kollegen vor, doch selbst die Bilder zu machen. So tat der das dann auch.



Avenue de l’Opéra, 1950s
Photo © Paul Almasy / akg-images




Während des Zweiten Weltkriegs produzierte Almásy  für Schweizer Zeitungen Reportagen aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Nach dem Ende der deutschen Besatzung wählte er Paris als Wohnort. Von hier aus unternahm er ausgedehnte Reportage-Reisen in alle Teile der Welt. Beim Zusammenbruch des Ostblocks in den 1990er Jahren konnte Almásy von sich behaupten, in fast allen Ländern der Welt gewesen zu sein. In seiner Laufbahn hat der umtriebige Reporter insgesamt 1.560 Reportagen produziert.




Almásys Paris-Photos halten alltägliche Situationen fest. Es sind die Menschen, die den geschulten Reporter interessieren. Dabei gelingen ihm echte Schnappschüsse: So, wie sich ein Junge auf einer Treppe nach einer wartenden Prostituierten umdreht. Oder wie bei der Anlieferung von Käse in Les Halles ein Mitarbeiter auf den riesigen runden Stücken sitzt, als diese auf einem kleinen Wagen transportiert werden.



Nonnen des Ordens von St. Vincent, 1952
Photo © Paul Almasy / akg-images




Neben den berührenden Straßen- und Alltagsszenen sind auch die Portraits von Pariser Persönlichkeiten hervorzuheben. Die Aufnahmen von Alberto Giacometti, Man Ray, André Breton oder Jean Cocteau erinnern an das besondere Paris der 1950er Jahre, das längst untergegangen ist.




Es ist eine Reise zurück in die mystifizierte Vergangenheit der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als Paris wieder erwachte. Der Stil von Almásys Photos ist der eines Neugierigen, dabei nicht unfrei von Humor. Nicht zufällig ist man als Betrachter an die Werke von den großen Photographen Kertész und Robert Diosneau erinnert, die ebenfalls ihrem geliebten Paris ein Gros ihres Werkes widmeten.



Die Neuausgabe von Paul Almásys Pars-Buch ist erschienen bei teNeues

© Matthias Pierre Lubinsky 2020

Ernst Jünger – 125. Geburtstag

Ernst Jüngers Werk hat die Elite Deutschlands geprägt
– teils in der Abgrenzung
Photo: DANDY-CLUB 2012. All rights reserved.



Am 29. März 2020 wäre der Schriftsteller und politische Philosoph Ernst Jünger 125 Jahre alt geworden.




Die deutschen Mainstream-Medien verschlafen dieses Jubiläum konsequent. Kein Wunder, wahrscheinlich sind alle PraktikantInnen gerade beurlaubt…



Hier eine empfehlenswerte Video-Reihe von einem kleinen, unabhängigen Kanal, Epoch Times Deutsch:

https://www.youtube.com/watch?v=vPetIe0mLP4



Hölderlins Orte – Fotografien von Barbara Klemm

Photo: Barbara Klemm
All rights reserved.





Hölderlins Orte
Fotografien von Barbara Klemm
Begleitband zur Wanderausstellung im Hölderlin-Jubiläumsjahr 2020
128 Seiten mit 43 Duplex-Abbildungen, Kerber Verlag 2020, 24 €.





Deutschland begeht das 250. Geburtsjahr von Friedrich Hölderlin mit 600 Veranstaltungen. Ein Höhepunkt ist die hochkarätige Wanderausstellung mit Photographien von Barbara Klemm, die auch in einem wohlfeilen Buch dokumentiert werden.



Einer der bedeutendsten Nationaldichter Deutschlands, Friedrich Hölderlin (1770–1843), hat im Jahr 2020 ein rundes Jubiläum: Er wurde am 20. März vor 250 Jahren geboren. Das Programm Hölderlin 2020 umfasst etwa 600 Veranstaltungen. Ein besonderes Highlight ist die Ausstellung Hölderlins Orte mit Photographien von Barbara Klemm. Nach der ersten Station in Nürtingen sollte die Schau Anfang April 2020 im Hölderlinturm in Tübingen eröffnen, wurde jedoch wegen des Corona-Virus abgesagt




Der Hölderlinturm in Tübingen
Photo: Barbara Klemm. All rights reserved.





Umso wertvoller wird nun der die erst einmal ausfallende Wanderausstellung begleitende wohl gestaltete Bildband, der sämtliche Photos von Barbara Klemm Gedichten Hölderlins an die Seite stellt. Barbara Klemm, lange Jahre Photographien bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, suchte Orte aus des Dichters Biographie auf und suchte, sie mit der Kamera zu fassen. Dabei photographierte sie nicht die biographischen Orte, sondern ging einen indirekteren Weg. Statt des Wohnhauses von Hölderlin in Nürtingen hat sie den Neckar dokumentiert. Anstelle des Geburtshauses hat sie das Lauffener Hölderlin-Denkmal abgelichtet.




Hölderlins Leben teilt sich in zwei extreme Hälften. In den ersten 36 Jahren wohnte er an nicht weniger als dreizehn verschiedenen Orten. Er war unstetig und auf seinen vielen Reisen auf der Suche nach geistigen Anregungen und inspirierenden Orten. 1807 wurde er von der Familie Zimmer in deren Haus in Tübingen aufgenommen – dem heutigen Hölderlinturm. Hier lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1843. In zunehmender geistiger Umnachtung verfasste er hier Verse, die noch heute zum Größten in der deutschen Literatur zählen.




Das Hölderlin-Denkmal in Laffen
Photo: Barbara Klemm. All rights reserved.






Friedrich Hölderlin war einer der bedeutendsten Lyriker nicht nur seiner Zeit. Er übte mit seinen Oden, Elegien und Hymnen großen Einfluss auf andere Dichter wie Stefan George, Georg Trakl, Ingeborg Bachmann und Paul Celan aus. Seine Gedichte wurden in mehr als 80 Sprachen übersetzt. Das schön gestaltete Buch mit den kongenialen Photographien von Barbara Klemm bietet Gelegenheit, sich mit diesem großen Nationaldichter zu beschäftigen.

© Matthias Pierre Lubinsky 2020

Karl Lagerfeld. Fotografie. Die Retrospektive

Karl Lagerfeld: Suite 3906, Fendi Herbst/Winter 2010/11, Foto © Karl Lagerfeld







Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale) zeigt ab morgen unter dem Titel Karl Lagerfeld. Fotografie. Die Retrospektive die erste Werkschau von Karl Lagerfelds Photographie seit dessen Tod im vergangenen Jahr weltweit.





Präsentiert werden mehr als 300 Photographien, die noch zu Lebzeiten gemeinsam mit Karl Lagerfeld ausgewählt und eigens für die Präsentation im Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt produziert wurden. Kuratoren der außergewöhnlichen Schau sind Eric Pfrunder, Directeur de l’Image Chanel Fashion und Gerhard Steidl, der Lagerfelds Photobücher im Sinne des Künstlers produzierte.



Karl Lagerfeld: Selbstporträt, 2007,
Foto © Karl Lagerfeld





Deutlich werden in der Ausstellung die verschiedenen Schaffensgebiete Karl Lagerfelds, der nicht nur Modemacher, Designer, Verleger, Photograph, Lektor und arbiter elegentiarum gewesen ist: vor allem Architektur, Landschaft, Abstraktion, Porträt, Selbstporträt und Modephotographie. Einige der ausgestellten Werke sind erstmals überhaupt öffentlich zu sehen.



Karl Lagerfeld: Die Mädchen auf Gelmeroda oder der Dorfskandal – Hommage à Feininger, 1990,
Foto © Karl Lagerfeld





Gezeigt werden auch zwei besondere Werke: ein 18 Meter langes hinterleuchtetes LED-Paneel zu Homers Odyssee sowie Lagerfelds große Inszenierung der Geschichte von Daphnis und Chloë, der Erzählung des antiken Dichters Longus.



KARL LAGERFELD. FOTOGRAFIE
Die Retrospektive

Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
08.03.2020 – 23.08.2020


Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)

T: +49 345 21259-0






Harry Graf Kessler – Erinnerungen eines Europäers

Harry Graf Kesslers erster Erinnerungsband ist nun wieder erschienen





Harry Graf Kessler – Erinnerungen eines Europäers
256 Seiten, gebunden in Leinen, mit Leseband
L.S.D. Verlag 2019, 24 Euro.





Harry Graf Kesslers erster Erinnerungsband erscheint neu beim L.S.D. Verlag. Die einzigartige Schilderung der aristokratisch-mondänen Gesellschaft zu Ende des 19. Jahrhunderts gemahnt unsere aktuelle Kultur an europäische Ideale.




Harry Graf Kessler (1868-1937) war eine absolute Ausnahmepersönlichkeit. Wir haben im DANDY-CLUB bereits mehrere Bände seines opulenten Tagebuches vorgestellt.

Harry Graf Kessler – Das Tagebuch – 1. Band

Harry Graf Kessler – Das Tagebuch – 6. Band

Harry Graf Kessler – Das Tagebuch – 7. Band

Harry Graf Kessler – Das Tagebuch – 9. Band





Kessler wurde in Paris geboren und wuchs in Frankreich und England auf. Seine Mutter Alice Harriet Gräfin Kessler war die Tochter von Henry Blosse-Lynch, einem Offizier der Royal Navy, der es bis zum Befehlshaber der anglo-indischen Flotte in Bombay gebracht hatte. Sein Vater, Adolf Wilhelm Kessler war ein Nachfahre des Theologen und Reformators Johannes Kessler (1502–1574) aus St. Gallen. Er war als Banker zu erheblichem Vermögen gekommen.





Seine Ausbildung in mehreren Ländern, seine mehrsprachige Erziehung und das soziale Umfeld prädestinierten Kessler schon früh zu einer außerordentlichen Karriere. Ursprünglich wollte er dem Diplomatischen Dienst beitreten, wo er jedoch abgelehnt worden ist. Das war vielleicht auch gut so, denn so konnte Kessler später konsequent seinen Leidenschaften frönen. Kessler war dabei stets von einem allumfassenden Blick begleitet. Wenn er Bücher konzipierte, dann ließ er zum Text eine passende Schrift entwerfen, einen adäquaten Einband und Grafiken. Er engagierte sich für Kunst-Zeitschriften und war ein bekannter und großzügiger Mäzen. Später versuchte er sich ohne Auftrag in diplomatischer Mission, verkennend, dass es dabei weniger um ehrlichen Ausgleich von Mächten und Nationen geht als meist um blindes Machtkalkül.





Der nun wieder publizierte Band Erinnerungen eines Europäers hieß bei seiner Erstveröffentlichung 1935 Gesichter und Zeiten. Er erzählt die Schul- und Studienjahre. Besonders aufschlussreich sind die Schilderungen seiner Mutter, die eine berühmte Gesellschaftsdame war und bereits in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts einen Salon in Paris führte, wo sie die Mitglieder der höchsten Kreise empfing.





Umso tiefer man in das Leben von HGK – wie er von Verehrern liebevoll genannt wird – eindringt, desto mehr drängt sich die Parallele eines anderen großen deutschen Dandys auf: Karl Lagerfeld. Beide hatten eine sehr gebildete Mutter, die sie zu Leistungen in Sprachen und Kunst animierte. Die Väter verdienten viel Geld, sodass es den Söhnen möglich wurde, ihren gewünschten Weg ohne Kompromisse einzuschlagen. Kessler verhöhnte die Bankgeschäfte seines Erzeugers, so wie Karl Lagerfeld die Dosenmilch seines Vaters.





Kein Wunder also, dass der vor einem Jahr verstorbene arbiter elegentiarum als Programm-Verantwortlicher für den L.S.D. Verlag, dieses besondere Buch auswählte. Es vermittelt einen einzigartigen Einblick in die Welt der mondänen High Society aus Wirtschaft, Politik und Kunst des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts. Es sollte dem Leser Anlass sein, sich mit HGK weiter zu beschäftigen.



Merci beaucoup Karl Lagerfeld und Gerhard Steidl!



© Matthias Pierre Lubinsky 2020

IconiCars Porsche 911


Zwei Kunstwerke in einem: Der Porsche 911, G-Modell photographiert von René Staud
Photo © Staud Studios GmbH, Leonberg, Germany. www.staudstudios.com







IconiCars Porsche 911
Mit Photos von René Staud
Text: Elmar Brümmer
160 Seiten, gebunden. teNeues 2019, 24,95 €.





Der Porsche 911 ist im Laufe der Jahrzehnte vom Auto zur Ikone mutiert. Kein Wunder also, dass teNeues diesem Sportwagen den ersten Band seiner neuen Reihe IconiCars widmet.




Zum Porsche 911 muss man nicht mehr viele Worte verlieren: Seit den 1960er Jahren ein Traum vieler Jungs, ein Kunststück deutscher Ingenieurs-Leistung, bei dem über 50 Jahre und über ein halbes Dutzend verschiedener Baureihen fast alles stimmt. Vom kultigen Design, über die Verarbeitung bis zum Motorsound – ein unverwechselbarer Sportwagen, der auf der ganzen Welt eine ungeheuer treue Fan-Gemeinde hat.



Robert Redford redet mit einer Frau in einem Porshe in einer Szene
im Film ‚The Downhill Racer‘, 1969. (Photo by Paramount/Getty Images)





Der Photo- und Textband IconiCars Porsche 911 bringt auch in der großen Menge von Büchern über dieses Auto noch viel überraschend Neues. Selbst eingeschworene Fans des Elfers – wie er von ihnen respektvoll genannt wird – sehen eine Vielzahl von Photos, die noch nicht veröffentlicht worden sind. Hier hatte der Photograph René Staud anscheinend die Freiheit, andere als die bekannten Aufnahmen auszuwählen. So überraschen viele Photos, die den 911 in ungewohnte Umgebung stellen. Über die Ästhetik der jeweiligen Jahrzehnte geben die Reproduktionen alter Werbemotive Auskunft, die die Staud-Photos wunderbar ergänzen.


Porsche 911 Carrera RSR
Photo © Staud Studios GmbH, Leonberg, Germany. www.staudstudios.com





Die Baureihen werden mit technischen Daten und Photos vorgestellt. Last but not least lesenswert  sind die diversen Anekdoten. So hat sich der berühmte Dirigent Herbert von Karajan 1974 einen speziellen Porsche Turbo anfertigen lassen. Der wog rund 200 Kilogramm weniger als das Serienmodell, hatte aber aufgrund eines größeren Turboladers noch einmal 100 PS mehr. Am Heck stand in Karajans üblichem Selbstbewußtsein statt turbo in derselben Schrift von Karajan.


© IconiCars Porsche 911, erschienen bei teNeues, € 24,95, www.teneues.com, Photo © Staud Studios GmbH, Leonberg, Germany. www.staudstudios.com

Zum Buch

© Matthias Pierre Lubinsky 2020


Choupette by Karl Lagerfeld

Eine pusthum erschienene Liebeserklärung an seine Katze
von Karl Lagerfeld





Choupette by Karl Lagerfeld
112 Seiten mit 53 Photographien von Karl Lagerfeld
Gebunden in Leinen, mit Leseband
L.S.D./Steidl Verlag 2018, 24 €.






Choupette by Karl Lagerfeld ist eine bibliophile Liebeserklärung des am 19. Februar 2019 verstorbenen Modemachers an seine Katze. Die weiße Birma wurde unter der Ägide von Lagerfeld zu einem der bestbezahlten Werbe-Models der Welt und zum internationalen Medienstar. Das stilvolle Photobuch enthält etwa 50 Aufnahmen, gemacht und ausgewählt von Herrchen.




Choupette gehörte ursprünglich Karl Lagerfelds Model und Muse Baptiste Giabiconi. Der bat seinen Mentor eines Tages, das Tier für einige Zeit in Obhut zu nehmen. Daraus entwickelte sich schnell einige innige Bindung – und Lagerfeld übernahm die weiße Birma-Katze.




Kalt Lagerfeld, der im Februar des vergangenen Jahres starb, war nicht nur der wohl berühmteste und einflussreichste Modeschöpfer der Nachkriegszeit, Photograph, Designer, Büchermacher und –sammler &C. &C. Der aus Hamburg stammende Deutsche war auch einer der brillantesten Marketing-Profis.




So konnte es nicht verwundern, dass er seine Katze für sein Marken-Konsortium einspannte und ihr eine adäquate Beschäftigung besorgte. Choupette bekam einen eigenen Facebook-Auftritt, einen Instagram- und natürlich einen Twitter-Kanal.




Karl Lagerfeld spitze die Vermarktung seiner Birma-Katze dandyesk zu, indem er sich im Jahr 2012 darüber beschwerte, die Katze sei berühmter als er. Der weiteren kollaborativen Medien-Karriere schadete dies nicht. Choupette posierte für den neuen Opel Corsa wie für japanische Kosmetika. Noch heute sind ganze Serien von Lagerfelds eigenen Marken mit dem Antlitz der Katze geschmückt.




Choupette by Karl Lagerfeld ist eine sehr persönliche Liebeserklärung. Das Photobuch enthält 53 Portraits der Katze, die von gegenseitiger Zuneigung zeugen.

© Matthias Pierre Lubinsky 2020

Philipp Tingler – Rate, wer zum Essen bleibt

Philipp Tinglers neuer Roman ist ein Bravourstück von Beobachtungsgabe





Philipp Tingler: Rate, wer zum essen bleibt
Roman. 208 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Leseband.
Kein & Aber 2019, 20 Euro.









Stellen Sie sich vor, Sie hätten wichtige Gäste eingeladen. Ihre Karriere stockt und heute kommt quasi Ihr Chef zum Essen. Kurz vorher klingelt es an der Tür – und jemand anderes hagelt herein. Und dieser Mensch soll alles durcheinander wirbeln.




Philipp Tinglers neuer Roman lässt sich kaum aus der Hand legen. Zu spannend, zu überdreht ist die Handlung. Franziska arbeitet an der Uni. Doch die Karriere stockt. Da eine für sie interessante Stelle frei geworden ist, denkt sie strategisch – und lädt den Dekan des Fachbereichs zu sich nach Hause ein. Leider kommt zuvor noch eine alte Schulfreundin ihres Mannes Felix vorbeigerauscht.




Und Conni Gold ist alles andere als pflegeleicht. Vor allem erschüttert sie in der Folge alle Anwesenden dadurch, dass sie stets ungefiltert ihre Meinung sagt. Ob dies jemand hören will oder nicht… Philipp Tingler erspinnt in seinem neuen Roman eine so haarsträubende wie realistische Geschichte, die man sich selbst nicht wünscht. Franziska hat alles für den Abend perfekt geplant. Doch dass noch jemand Uneingeladenes kommt, war nicht vorherzusehen.




Rate, wer zum Essen bleibt ist ein Dialog-Roman, der seine eigentliche Wirkung erst nach dem Lesen entfaltet. Denn die so voll unmögliche Conni Gold ist ja weder dumm noch hat sie einen schlechten Charakter. Sie ist halt ehrlich. Damit kommen wir zu Fragen des gesellschaftlichen Umgangs im Allgemeinen: Sind denn die übliche Oberflächlichkeit und Unehrlichkeit wirklich notwendig und angebracht?




Philipp Tingler wurde in Berlin-(West) geboren und lebt inzwischen in der Schweiz. Er ist Schriftsteller und Kritiker im Literaturclub des Schweizer Fernsehsenders SRF und beim SRF-Format Steiner & Tingler.




Rate, wer zum Essen bleibt ist ein schneller, frivoler Dialog-Roman, der vor Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis sprüht und dabei noch richtig Spaß macht.


Matthias Pierre Lubinsky

Hannes Kilian – Photographien 1937-1977

World Trade Center, New York 1977
© Hannes Kilian






„Hannes Kilian war“, schreibt Ralf Hanselle, „das Auge eines langen Jahrhunderts – eines, das oft so verrückt und atemberaubend war, wie die Zeichen, die es hinterlassen hat. Manchmal, da ist es Kilian gelungen, diese Verrücktheit auf einem einzigen Foto festzuhalten – mal wissentlich und wohl überlegt, mal eher zufällig und en passant. So ist es auch 1977 gewesen, als der 1909 in Ludwigshafen geborene Photograph im Schatten der zwei großen Türme des damals jungen World Trade Centers die geheimnisvolle Silhouette einer kleinen Kirche erblickte.

Auf einem aus Untersicht photographierten Schwarzweißbild fügt Kilian die drei Gebäude zu einer strukturbetonten Komposition zusammen: Neoromanische Rundbögen werfen ihre Schatten vor die damals höchsten Tempel der Postmoderne. Was im Entstehungsjahr 1977 noch ausgesehen haben mag, wie eine beiläufige Pointe der vielschichtigen Architekturgeschichte Manhattans, das entpuppte sich ein Vierteljahrhundert später als mulmiges Vorgefühl für 9/11: Die Insignien der alten Götter treffen auf die neuen Symbole eines religiös gewordenen Kapitalismus: Turm gegen Türmchen, Gott gegen Götze – wie ein erstes Prélude auf das längst lauernde nächste Jahrtausend …“







Hannes Kilian – Photographien 1937-1977
Eröffnung: Samstag, 9. November, 12-15 Uhr
in Anwesenheit von Gundel Kilian

Johanna Breede PHOTOKUNST

Fasanenstr. 69, 10719 Berlin
T +49 (0)30-889 13 590
photokunst@breede.de
www.johanna-breede.com
www.facebook.com/Johanna-Breede
Di-Fr 11-18 Uhr + n.V.




René Staud – Neo Classics

FERRARI 599 GTZ ZAGATO, SINCE 2015
Photo © 2019 Staud Studios GmbH, Leonberg, Germany.
www.staudstudios.com. All rights reserved.








Neo Classics sind Sportwagen, die besonders edel und hochwertig sind, und zum Zeitpunkt ihres Erscheinens den Stand des technisch Machbaren präsentieren. Hergestellt werden sie meist nur in kleinen Stückzahlen. Damit soll einerseits das Angebot bewusst klein gehalten werden, um die weltweite Begehrlichkeit auf dieses Produkt so hoch wie möglich zu halten. Andererseits gibt es eh nur eine sehr begrenzte Anzahl von Sammlern für solch extrem exklusive und teure Autos.




Die Neo Classics haben sich seit einigen Jahrzehnten für die Autohersteller zu einem probaten Mittel gemausert, ihr verwässertes Image aufzupolieren. Die Markenhersteller wie BMW, Mercedes oder Audi sehen sich gezwungen, wollen sie auf dem globalisierten Weltmarkt weiter erfolgreich sein, sämtliche Sparten von Autos anzubieten. Parallel müssen sie jedoch das genaue Gegenteil ihren Kunden suggerieren: Dass ihre Autos »premium« sind, also besonders hochwertig und exklusiv.


PORSCHE 918 SPYDER, 2013–2015
Photo © 2019 Staud Studios GmbH, Leonberg, Germany.
www.staudstudios.com. All rights reserved.






Zum Beleg von Exklusivität und Individualität eignet sich kaum ein Auto-Typ besser als die Neo Classics. Sie sind nur für eine winzige Zahl von Kunden erschwinglich, durch ihre Limitierung sieht man sie kaum oder gar nicht im Straßenbild. Von den Fans der Marke werden sie dagegen umso mehr bestaunt und dienen ihnen zur Identifikation mit der Marke.




Der bekannte Automobil-Photograph René Staud hat für sein Buch Neo Classics (Texte Jürgen Lewandowski) knapp drei Dutzend dieser Ausnahme-Sportwagen abgelichtet, die in ihrem Design an berühmte Vorbilder des Herstellers erinnern. Ferrari 288 GTO, Porsche 959, BMW Z 8 oder Ford GT 2017 sind vertreten sowie viele weitere moderne Klassiker dieser und anderer Marken.




In einem Interview mit Christian Messina Hembry, der mit seiner Firma Interessenten berät, die sich ein solches streng limitiertes Investmentfahrzeug anschaffen wollen, wird jedoch auch die Krux deutlich, die ein solches Traumauto mit sich bringt: Soll ich es nur stehen lassen und auf die Wertsteigerung warten oder will ich es auch fahren? Schließlich ist es ja zum Nutzen gebaut worden.


Das riesige Table Book ist erschienen bei teNeues



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