G. K. Chesterton – Die Bäume des Hochmuts

Gilbert Keith Chesterton (1874-1936)





Der britische Schriftsteller und Journalist G. K. Chesterton ist in Deutschland – wenn überhaupt –bekannt als Autor der Kriminalromane mit dem Protagonisten Father Brown. Dabei verstand sich der streitbare Autor vor allem als Journalist und schrieb daneben etwa 100 Bücher. Der Steidl Verlag veröffentlicht nun zum ersten Mal in Deutsch Die Bäume des Hochmuts – eine Kriminal-Erzählung, die jedwede Erwartung des Lesers unterläuft.




Der Plot. Squire Vane lebt mit seiner Tochter Barbara an der Steilküste von Cornwall. In einem Wäldchen zum Meer hin erheben sich drei Baumkronen eines Pfauenbaums. Die Leute der Gegend wissen alles Mögliche und Unmögliche über diesen unwirklich wirkenden Baum zu erzählen. Jeder der Nachbarn hat eine eigene Geschichte parat. Man sagt, in der Nähe des Baumes würden Menschen spurlos verschwinden. Ein Einwohner weiß, der Baum würde Menschen essen. Squire, ein rein rationaler Mann, der sowohl religiösen Glauben wie auch Aberglauben strikt negiert, lädt nach einer lebhaften Diskussion mit einigen Frühstücksgästen, diese dazu ein, die folgende Nacht unter diesem angsteinflößenden Baum zu verbringen. So finden sich neben ihm und seiner Tochter noch ein Arzt, ein Poet und ein Anwalt ein, um dem phantastischen und bislang nicht tot zu kriegenden Gerüchtespuk ein Ende zu setzen. Dann passiert etwas Erstaunliches…


G(ilbert) K(eith) Chesterton (1874–1936) wurde im Londoner Stadtteil Kensington geboren. Zuerst studierte er Malerei an der Slade School of Art. Zu seiner wahren Berufung, dem Schreiben, musste er förmlich überzeugt werden: Als er von befreundeten Journalisten aufgefordert worden war, Artikel zur Kunstkritik zu verfassen, hatte er schlagartig seine Profession gefunden. 1902 erhielt Chesterton eine wöchentliche Kolumne in der Daily News, dazu kam 1905 eine weitere wöchentliche Kolumne in The Illustrated London News, die er schließlich 30 Jahre lang schreiben sollte.


Chesterton wog bei einer damals stattlichen Größe von 1,93 Meter um 134 Kilogramm. Seine Körperfülle ist überliefert durch eine berühmte Anekdote: Zu seinem Freund George Bernard Shaw soll Chesterton gesagt haben: „Jeder, der dich ansieht, würde denken, dass es eine Hungersnot in England gäbe.“ Worauf Shaw zurückgab: „Wenn man dich ansieht, glaubt man, dass du sie verursacht hast.“


G. K. Chesterton wurde einer der erfolgreichsten und produktivsten Schriftsteller aller Zeiten – nicht nur in England. Die Bäume des Hochmuts hat der Göttinger Steidl Verlag erstmals ins Deutsche übersetzen lassen von Andreas Nohl. Es erscheint in der Reihe Steidl Nocturnes, in der noch andere besondere Erzählungen in gleicher Ausstattung zu entdecken sind, die die Nacht schlaflos werden lassen: So unter anderen von Virginia Woolf, Marcel Proust oder Nikolai Gogol.

© Matthias Pierre Lubinsky 2022




C. K. Chesterton: Die Bäume des Hochmuts
Herausgegeben und aus dem Englischen von Andreas Nohl.
Gebunden in Leinen, mit Leseband.
Steidl Verlag, Göttingen 2022, 18 Euro.