The Manic Street Preachers – Morrissey – Oscar Wilde

Morrissey – Oscar Wilde – diese Reihung küstlerischer Vorbilder macht Nicky Wire von den Preachers in einem Interview mit laut.de.

Ein Auszug:

laut.de: Andere Kunstformen waren euch immer wichtig. Schon im Booklet eures Debüts hattet ihr unzählige Zitate von Rimbaud bis Camus, dann das Jackson Pollock-Zitat bei „Everything Must Go“, der „Song for Willem de Kooning“ und so weiter. Immer wieder auch die Bildende Kunst …

Nicky Wire: Und Jeremy Deller, der Turner Prize-Träger, hat einige Videos für uns gemacht. 

laut.de: Wo kommt die her, die Begeisterung für Kunst?

Nicky Wire: Das hat uns alle irgendwie angezogen. Wenn man mit 15 Vorbilder wie etwa Morrissey hat, der über Oscar Wilde redet, dann folgt man diesen Spuren. Manchmal kann ein Zitat oder ein Kunstwerk bestimmte Dinge einfach besser ausdrücken, als die Band dies könnte…


Das gesamte Interview: http://www.laut.de/vorlaut/feature/21933/


Joseph Roth als unbeschwerter junger Dandy

Der Wiener Standard rezensiert eine neue Bildbibliographie über Joseph Roth (Victoria Lunzer-Talos und Heinz Lunzer: Joseph Roth. Leben und Werk in Bildern, Köln 2009).

 

 

Ein Auszug:  »Überraschend bourgeois wirkt Roth in jungen Jahren, gerade zu der Zeit, in der er als Journalist der Arbeiterzeitung linken Ideologien zugetan ist. Ein junger, unbeschwerter Dandy spaziert gemeinsam mit seiner modernen Frau durch Paris, Nizza, Berlin, neugierig, suchend, hinterfragend, lernend. Eine humanistische Grundhaltung prägt den Kosmopoliten gegenüber Monarchie, Demokratie und Diktatur. Der Verlust der eigenen Identität geht einher mit der Müdigkeit einer Generation, dem wehmütigen Niedergang einer Epoche. Wie seine Romane seine Rastlosigkeit widerspiegeln, so verändert sich auch das Antlitz seiner von Wehmut und Unentschlossenheit geprägten Umgebung. Sein später stets suchender, introvertierter Gesichtsausdruck spiegelt die unstete Melancholie der ehemaligen Wiener Jeunesse dorée, gefangen in Bitterkeit, Resignation und Orientierungslosigkeit, wider; treffend beschrieben in seinem klar und nuanciert formulierten Werk. Wanderschaft und Exil sind wiederkehrende Themen seiner Vita.«

http://derstandard.at/?url=/?id=1242316489072

 

 

 

Sherlock Holmes – der exzentrische Dandy

Zum 150. Geburtstag des Schöpfers von Sherlock Holmes, Sir Arthur Conan Doyle, adelte die Süddeutsche Zeitung in der vergangenen Woche den legendären Privatdetektiven zum Dandy.
„Der exzentrische Dandy mit Kokain, Pfeife und Geigenspiel“ lautet die zweite Überschrift des Artikels.

Die SZ befasst sich vor allem mit dem Geigespiel des erfundenen Schnüfflers:
„Dass die Geige zu den unveräußerlichen Accessoires von Sherlock Holmes gehört, hebt ihn neben seiner Kokainsucht, seinem exzessiven Pfeiferauchen und anderer Exzentritäten besonders heraus aus dem mächtigen Häuflein der Meisterdetektive. Holmes ist ein Dandy, zweifellos, der seine ganz eigenen Wege geht, das Leben zu genießen. Und wenn es ihn langweilt, greift er zum Opiat oder – wie kann es bei einem Mann mit solchen Fähigkeiten, solchem untrüglichen Differenzierungssinn und Qualitätsbewusstsein anders sein – zu seiner Stradivari, um sich mit weitschweifigen Improvisationen die Zeit zu vertreiben. Doch es gibt eine schöne Ausnahme, bei der Holmes sein Geigenspiel strategisch einsetzt und so mit Hilfe der Musik den Fall wahrhaft virtuos löst.“

http://www.sueddeutsche.de/B5u38f/2900054/Ein-verhaengnisvolles-Violinsolo.html

Viktor Hofmann – neu entdeckt

Der kleine aber feine Düsseldorfer Lilienfeld Verlag hat den russischen Dandy Viktor Hofmann fürs Deutsche wiederentdeckt und veröffentlicht erstmalig sämtliche Erzählungen. Hofmann, ein hochsensibler Schriftsteller und Décadent, starb im Alter von 27 Jahren nach seinem zweiten Siuzid-Versuch.

Im Folgenden ein Auzug der Rezension von Matthias Pierre Lubinsky. Die vollständige ausführliche Würdigung des liebevoll gestalteten Buches lesen Sie hier:

http://webcritics.de/page/book.php5?id=2751

„… In der Erzählung »Lüge«, die dem Band seinen Namen gegeben hat, schildert er seinen unbeholfenen Versuch, eine verheiratete Frau, mit der er im Konzert war, endlich zum Gehen zu überreden.
»Sie macht große Augen und wendet sich mir sogar zu vor lauter Verständnislosigkeit. – Wohin können wir zwei denn fahren? So mitten in der Nacht? Was denken Sie sich eigentlich?Ich glaube nicht, daß ihre Verwunderung echt ist. Möchte ihr am liebsten sagen, daß sie mit der Maskerade aufhören soll. Aber ich merke schon, das darf nicht sein: Es verstößt wohl gegen die Regeln. Es gilt, mitzuspielen und sich ebenfalls zu verstellen.«

Der kleine Düsseldorfer Lilienfeld Verlag hat die Erzählungen von Viktor Hofmann zum erstenmal in Deutsch veröffentlicht. Hofmann, übrigens Neffe des Innenarchitekten von Schloss Neuschwanstein, Julius Hofmann, nannte seinen Stil selbst »Mystischen Intimismus«. Der russische Idiosynkrat verstand es, seine sublime Beobachtungsgabe und seine Wahrnehmung in eine seinen Gefühlen gemäße Sprache zu transferieren. Seine Offenheit wirkt wie Ironie.»Ich überdenke mein Leben. Bei diesem winterlichen und grauen Tagesanbruch wirkt es auf mich zum Erschrecken trübe. War ich denn jemals, und sei es auch nur für eine Minute, glücklich?«Das Leben als ein langer Prozess des Sterbens. »Gib mir die Hand: Weißt du, mir scheint, daß alles erstirbt. Denn auch das Erblühen unserer Rosen war nur deren langsames Absterben: Alles Leben ist ein Ersetzen von Teilchen durch andere […] «

Hofmann befand sich in der Bewegung der europäischen Décadence, spürte er, »daß ich mit jedem Atemzug sterbe. Oh, ich wittere ihn, diesen Geruch des Herbstes, den Geruch der stickigen Treibhäuser, diese Verwesung der Welt«.
So ist selbst die Liebe nicht die Liebe. Was man dafür am Anfang hielt, – ja halten wollte, war nur ein körperliches Verlangen, nichts weiter als Trieb. Wenn selbst die Liebe nur ein hohles Gefäß ist, kann nichts in der materiellen Welt Erlösung bringen.

Hofmann schrieb bereits als Schüler seine ersten Verse. 1904 gelang ihm die Veröffentlichung seines ersten Lyrikbandes »Buch der Anfänge«, mit dem er einer größeren Leserschaft bekannt wurde. 1909 siedelte er über nach St. Petersburg, wo er eine Anstellung fand zuerst als Sekretär, später als Redakteur beim »Neuen Journal für alle«. In diesem Jahr erschien auch sein zweiter Gedichtband »Die Probe«. Er verkehrte in Symbolistenkreisen und publizierte in Almanachen der Décadence. Zu seinen Freunden zählte der junge Ossip Mandelstam. Hofmann übersetzte Guy de Maupassant und Heinrich Mann. Wie zufällig folgt Hofmann dem décadenten Romanprotagonisten Huysmans’ Jean Floressas Duc Des Esseintes in seiner Nervenkrankheit am Ende seines kurzen Lebens. Huysmans hatte diese zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert moderne Krankheit dem »Traité des névroses« von Dr. Alexander Axenfeld entnommen. Während eines Paris-Aufenthaltes im Jahr 1911 wurde Hofmann so stark von Neurasthenie heimgesucht, dass er sich aus Furcht vor dem Wahnsinn umbringen wollte. Sein erster Suizidversuch endete im Fiasko: Er schoss sich lediglich einen Finger ab. Beim darauffolgenden zweiten starb der 27jährige.

In einem nicht abgeschickten Abschiedsbrief an seine Mutter schrieb er: »Liebe Mama.
Ich bin verrückt geworden. Bin schon ein vollkommener Idiot. Ich möchte Dich nur ungern traurig machen, aber mit mir ist es nun ganz vorbei…«




Kesslers Vita ist ein veritabler Kulturkrimi (Fritz J. Raddatz)

Man kann über Fritz J. Raddatz (ehemaliger Feuilleton-Chaf der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit) sagen, was man will; seine Rezension der Neuausgabe der Tagebücher hat einfach gesessen. Ein Auszug:

„Für Literaturnarren, für Wissbegierige nach Geschichte und Geschichten ist ein Fest angesagt: Endlich erscheinen als integrale Edition die ins Reich der Legenden und Gerüchte abgesunkenen Tagebücher von Harry Graf Kessler – einer der farbigsten (ja, gewiss, auch schillernden) Figuren des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit den Höhepunkten seiner ruhmreichen Tätigkeit auf mancherlei Gebiet der Kunst und Politik in den zwanziger Jahren bis zum bitteren Ende des Emigranten 1937…. Wie gut haben es meine Kollegen von der Theaterkritik – die können applaudieren. Das ist eine leicht lächerliche Vorstellung: Da sitzt jemand, liest und applaudiert – aber man möchte es, sehr oft. Ob über Ibsen oder die Fragwürdigkeit des demokratischen Prinzips, ob über der Menschen notwendige Sehnsucht nach einem Ideal oder über die Bigotterie des Premierenpublikums der Weber – dieser Mann ist sozusagen die Brüder Goncourt als Einzelperson.“

http://www.zeit.de/2004/18/P-Kessler?page=1


Lederausgabe ausverkauft!

Die (normale) Leinen-Ausgabe der Tagebücher Harry Graf Kesslers

 

 

Eine gute und eine schlechte Nachricht für alle waschechten Dandys: Die auf 30 Exx. limitierte Vorzugsausgabe der Gesamtausgabe Harry Graf Kesslers Tagebücher in rotem Ganzleder-Einband ist ausverkauft!

 

Ausstattung: 9 Bände, fadengeheftete Ganzlederbände in venezianisch rotem Ostindisch-Saffianleder…

 

Ich schätze mal, dass sich in unseren Kreisen die meisten davon befinden:)

 

Aber immerhin – und das die gute Nachricht – beweist dies, dass es noch genügend Liebhaber dafür gibt. Das heißt, Menschen, die soetwas zu schätzen wissen.

 

Photo: Copyright Klett-Cotta Verlag. All rights reserved.

Die Totenmaske Nietzsches

Harry Graf Kessler nahm die Totenmaske Friedrich Nietzsches ab.



Dandy an der Front

Portrait Harry Graf Kessler o. J. Klassik Stiftung Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv

Tilman Krause gab in der Welt vom 7. Dezember 2007 seiner ausführlichen Würdigung der kleinen Ausstellung des Bröhan Museums den schönen Titel Dandy an der Front.

Hier ein Auszug:

„Das Berliner Bröhan-Museum huldigt dem Kunstmäzen Harry Graf Kessler

Jede Ausstellung zu Harry Graf Kessler (1868 bis 1937) steht vor einem riesigen Problem. Welches seiner zahlreichen Betätigungsfelder soll sie zeigen? Die Politik? Kessler leitete immerhin im Ersten Weltkrieg die deutsche Kulturpropaganda in der Schweiz, war nach dem Zusammenbruch der erste deutsche Botschafter in Polen und agitierte in der Weimarer Republik emsig für den Völkerbund.
Die Literatur? Kesslers Erinnerungsbuch „Gesichter und Zeiten“ zählt zu den schönsten Memoirenbänden des 20. Jahrhunderts. Seine Rathenau-Biographie besitzt noch heute Gültigkeit. Und sein Buch über Mexiko ging in die Geschichte der Reiseliteratur ein.
Die Kunst? Kessler förderte sie in so weitgespannter Weise, dass man nun wiederum nicht weiß, wofür er eigentlich stand…. Oder soll man sich gar, wie die große Schau 1988 im Deutschen Literaturarchiv Marbach tat, auf Kesslers Netzwerk kaprizieren? Auf jene „zehntausend Bekannten“, die, leicht abschätzig, Hugo von Hofmannsthal dem Freund attestierte und aus denen in Kesslers Hauptwerk, seinem Tagebuch, sage und schreibe 80 000 erwähnte Personen werden?
Wie auch immer man es anstellt: Die Gefahr der Unübersichtlichkeit ist bei diesem Tausendsassa immens. Daher sticht die kleine, aber hochfeine Ausstellung, die jetzt aus Anlass seines 70. Todestages das Bröhan-Museum in Berlin zusammengestellt hat, positiv von ähnlichen Unternehmungen der letzten Jahre ab.
Sie entscheidet sich nämlich für nur zwei Aspekte. Sie wagt dabei eine kühne, wiewohl durchaus überzeugende These. Sagt sie doch indirekt: Was auch immer Kessler alles anpackte, im Kern war er ein Mann mit dem lebensreformerischen Impuls, der für die Zeit um 1900 typisch ist. Sein Lebensprojekt: die Ästhetisierung des Alltags. Schmücke Dein Heim, schmücke Dich selbst. Mit Kunst, Kultur, mit allem, was schön ist. „

Deutsches Literaturarchiv in Marbach

…hier noch die URL der Kessler-Seite vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach, das den Nachlass verwahrt:
http://www.dla-marbach.de/?id=51773

Ausstellungskatalog des Bröhan Museums

Vor anderthalb Jahren gab es im Berliner Bröhan Museum eine kleine aber feine Kabinettsausstellung zu Harry Graf Kessler.

Der schöne Katalog sei allen Kessler-Verehrern ans Herz gelegt. Hier ein Auszug aus der damaligen Presseerklärung des Museums:

„Pressemitteilung
Hommage à Harry Graf Kessler (1868-1937)
Kabinettausstellung vom 1. Dezember 2007 bis 31. Januar 2008
Das Bröhan-Museum möchte mit der Kabinettausstellung „Hommage à Harry Graf Kessler“ aus
Anlass von Kesslers 70. Todestag an seine Persönlichkeit erinnern, um im Rahmen einer lose
durchgeführten monographischen Reihe bedeutende Vertreter aus Kunst und Kultur um 1900
vorzustellen. Harry Graf Kessler hatte für eine wichtige Zeitspanne seines Lebens Berlin als
Mittelpunkt seiner Aktivitäten gewählt. Die Kontakte zu allen bedeutenden Künstlern der Moderne
sowie seine gesellschaftlichen Verbindungen trugen wesentlich zum herausragenden kulturellen
Klima der deutschen Hauptstadt um 1900 bei.
Ausgangspunkt dieser Kabinettausstellung ist der Bestand des Bröhan-Museums an Objekten des
belgischen Jugendstil-Künstlers Henry van de Velde, mit dem Harry Graf Kessler über mehr als 40
Jahre freundschaftlich verbunden war und der durch seine Vermittlung 1900 die Übersiedlung
nach Berlin vollzog. Die Ausstellung aus eigenem Bestand wurde erweitert durch kostbare
bibliophile Buchobjekte, die Kessler ab 1913 in seiner Weimarer „Cranach Presse“ herausgab,
ebenso kamen Schriften und Personalia Kesslers hinzu. Die Leihgaben wurden aus dem Besitz
zweier bedeutender Sammler zur Verfügung gestellt…“