Außer Atem – À bout de souffle


Der französische Original-Trailer zu dem Film ‚Außer Atem‘ (À bout de souffle)



Der französische Film À bout de souffle hatte heute vor genau 50 Jahren in Deutschland Premiere. Am 7. Juli 1960 startete bei uns der heute als absoluter Klassiker des französischen Kinos und der Nouvelle Vague geltende Schwarz-Weiß-Film. Es war der erste Langfilm von Jean-Luc Godard. Das Drehbuch schrieb Godard nach einer Geschichte von François Truffaut. Sie basierte auf einem Zeitungsbericht über einen tatsächlichen Polizistenmord.

Sicher ist der kleine Polizistenmürder und Rebell Michel – im Film dargestellt von Jean-Paul Belmondo – kein Dandy. Seine Darstellung von Coolness, Ungerührtheit und stoischer Kälte haben aber durchaus dandyeske Züge. Und Godards Werk ist noch heute sehenswert.

Berühmt geworden ist der Film wegen seiner innovativen Mittel. Dabei verachtete Godard nicht nur lässig die Konventionen. Heute noch – ein halbes Jahrhundert später – wirkt der Film auf seine Art voller Esprit, weil er das Kino befreit hat von den bisherigen Sprachregelungen, vom überfordernden literarischen Anspruch.


Das Original-Filmplakat für die deutsche Fassung: ‚Außer Atem‘



Godard hielt sich nicht an die klassischen Regeln der Erzählkunst. Der Kleinkriminelle Michel und Patricia (Jean Seberg) verhalten sich weder wie gewöhnliche Menschen noch wie Kinofiguren. Das Paris, durch das sie laufen, in dem sie miteinander und aneinander vorbeireden, in dem sich lieben oder es versuchen, bleibt trotz Handkamera und dem Einsatz von natürlichem Licht kulissenhaft. Auf eine wunderbar exzistentailistische Weise kulissenhaft. Diese Kulissenhaftigkeit macht aus dem Film heute retrospektiv ein Kunstwerk.

Die Geschichte der Protagonisten ist aus Kinoversatzstücken generiert. Ihr Verhalten, ihre Gesten, ihre Gefühle: eine Huldigung an Humphrey Bogart und die ‚B-Filme‘ Hollywoods. Dabei verlaufen die Dialogszenen häufig asynchron: Sprache und Bild passen nicht überein. Das Gesprochene nimmt oftmals das Bild vorweg. Wie eine Ankündigung. Das war wahrhaft revolutionär. Der Film wurde nicht im Studio, sondern an Originalschauplätzen gedreht. Das war ein weiterer Bruch mit dem Bisherigen.

Das Ergebnis ist sowohl ein Abgesang auf das bisherige Lichtspieltheater wie eine Retrospektive berühmter Gangsterfilme. Die ironische Imitation von Gesten Bogarts durch Michel ist eine Reverenz. Ironisch auch das Verliererbleiben – im bewussten Gegensatz zum Vorbild.


Vor dem Sex ist nach dem Sex: Außer Atem



2 Kommentare

    • gsohn auf 8. Juli 2010 bei 12:11

    Da konnte wenigstens noch intensiv gepafft werden.

    • Anonymous auf 21. Juli 2010 bei 19:56

    warum hat das Blog sowenig Kommentare? Das ist die beste Seite zum Dandysmus; Ästhetics mit allen philosophischen und geistigen Hintergründen. Machen Sie weiter so – auf diesem Niveau
    Dandy-Jack

Kommentare sind deaktiviert.