Christoph Stölzl macht Urlaub bei D’Annunzio

Das Vittoriale – Gabriele D’Annunzios artifizielles Refugium

Der Berliner Bildungsbürger und einer der bestgekleideten Gentlemen der Stadt, Christoph Stölzl macht Urlaub in Italien. Er berichtet in seinem „Tagebuch“ in der heutigen Berliner Morgenpost von seiner Visite im Vittoriale, der Villa Gabriele D’Annunzios.

Ein Auszug:

„Das Vittoriale – höchst populäres Dichtermuseum und gleichzeitig „Siegesdenkmal“ Italiens: Bizarrer ist wohl kaum eine europäische Gedenkstätte. Gabriele D’Annunzio, der Fin-de-Siècle-Literat, Technik-Freak, Liebhaber der Eleonora Duse, Nationalist, Frauen- und Kriegsheld (1863-1938) baute sich hier in den 1920er-Jahren ein Denkmal von hemmungsloser Selbstinszenierung. Im Mittelpunkt die Villa, in der vor 1914 der deutsche Kunsthistoriker Henry Thode mit seiner notorisch unglücklichen Frau Daniela lebte: Das Porträt ihrer Mutter Cosima Wagner hängt immer noch im Schlafzimmer. Überall im Haus gedämpftes Licht, orientalische Stoffe, Hunderttausende von Kunst- und Kitschobjekten. Die schwüle Luft der Werke D’Annunzios scheint für immer konserviert. Vor Jahren, bei der Vorbereitung einer Ausstellung, habe ich auch einmal die Kleiderschränke öffnen dürfen, in denen der Dandy D’Annunzio Hunderte von Schuhen, Dutzende von Schlafröcken stapelte. Bezahlt hat den Luxus und den Ausbau des Vittoriale Benito Mussolini, der den Dichter als Kronzeugen für die Weihe des Faschismus benützte.“

http://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article1154263/Italiens_Siegesdenkmal_Mussolini_auf_Aschenbechern_am_Vittoriale.html