Man Ray – Human Equations

Arnold Newman, Man Ray, Vine Street,
Hollywood, June 13, 1948.
Arnold Newman Archive, Harry Ransom
Center, The University of Texas at Austin

 

 

Man Ray – Human Equations.
A Journey from Mathematics to Shakespeare.
Ausstellung The Phillips Collection Washington D.C. 7. Februar – 10. Mai 2015.
Katalog Hatje Cantz 2015, 238 Seiten mit 248 Abbildungen, Englisch, 39,80 Euro (D).

 

 

Dass Man Ray nicht nur surrealistischer Photograph war, sondern auch Filmregisseur, Maler und Objektkünstler, ist mittlerweile bekannt. Eine Ausstellung in Washington zeigt den Anstoßgeber der Moderne nun als Suchenden, der inspiriert von Shakespeare und mathematischen Modellen ein Leben lang experimentierte und keinerlei Genregrenzen kannte.


Man Ray (1890-1976) gilt heute als bekanntester, vielleicht sogar bedeutendster surrealistischer Photograph. Schon in den 1920er Jahren sah der 1921 nach Paris gezogene Amerikaner das neue Medium in anderen Facetten denn als reines wissenschaftliches oder journalistisches Dokumentationsmittel. Durch seine Experimentierfreude und seinen künstlerischen Mut wurde er immer häufiger mit Portraits beauftragt. So schuf er im doppelten Wortsinn ein Bild des mondänen Paris der Zwanzigerjahre.

 

 

 

Man Ray, 1935/unique replica.
Assemblage: painted wooden hand and rubber ball,
The Israel Museum, Jerusalem.
© Man Ray Trust / Artists Rights Society
Photo © The Israel Museum, Jerusalem by Avshalom Avital

 

 

In den 1930er Jahren beschäftigte sich Man Ray intensiv mit mathematischen Modellen. Am Pariser Institut Henri Poincaré nahm er Dutzende von Modellen auf. In verschiedenen Winkeln, einzeln oder mit anderen mathematischen Modellen zusammen. Eine Ausstellung der Phillips Collection in der US-Hauptstadt Washington zeigt nun erstmals, wie sehr ihn diese Modelle fasziniert und zu weiteren Suchen inspiriert haben.

 

Denn ein Jahrzehnt später schuf Man Ray – wieder in den USA zurück – mit den Shakespearean Equations auf ihrer Grundlage Ölbilder. Vom Werk des englischen Schriftstellers inspiriert, gab er den Ölbildern Namen wie Hamlet oder As You Like It.  Die Ausstellung führt nun das Gesamtwerk dieses besonderen Künstlers zusammen. Weil der künstlerische Prozess prononciert nachgezeichnet wird, kann der Betrachter nun verstehen, wie Man Ray von der Photographie zur Malerei kam – um später Werke zu schaffen, die beides in sich tragen. Nicht zufällig erinnern sie an Marcel Duchamp.

 

 

Man Ray, Still life composition for „Minotaure”, 1933.
The J. Paul Getty Museum, Los Angeles.
© Man Ray Trust /ARS, NY/ADAGP, Paris 2015

 

 

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog-Buch, das in vielfältigen Beiträgen die Entwicklung Man Rays und dessen lebenslange Neugierde nachvollziehbar werden lässt. Leider ist es nur in Englisch erhältlich. Dennoch ist es allen unbedingt zu empfehlen, die nicht nach Washington reisen können oder noch nach Ende der grandiosen Schau nachblettern und nachlesen wollen.

 

 

Mathematical Object: Caustic Surface, c. 1875–1900.
Brill-Schilling Collection. Institut Henri Poincaré, Paris.
Photo: Elie Posner