Die geölte Dandy-Matte

Kein Grund zu schmollen, Nick!



In der morgigen Druckausgabe bespricht die Wiener Zeitung Der Standard die ersten 4 Alben von Nick Cave, die jetzt neu aufgelegt wurden.
Schrott und Bibel

Die ersten vier Nick-Cave-Soloalben wurden soeben neu aufgelegt
Karl Fluch beschreitet den Kreuzweg zurück zu den Anfängen des Ausnahmekünstlers.

Manche Dinge verräumt die Erinnerung in Richtung Verklärung. Das zeitigt vage Gefühle. Manches kann sehr konkret bleiben, anderes liegt nur noch als dünne Witterung in der Luft. Konfrontiert man diese also aus Fakten und Privatmythen bestehenden Erinnerungen mit ihren Auslösern, kann es ein gutes wie böses Erwachen geben. Derlei Gedanken kommen einem beim konzentrierten Wiederhören der ersten vier Alben, die Nick Cave mit den Bad Seeds aufgenommen hat. Diese wurden soeben im De-luxe-Kostüm neu aufgelegt. Mick Harvey, drei Jahrzehnte das musikalische Mastermind, die rationale Konstante an Nick Caves Seite, hat die Alben From Her To Eternity (1984), The Firstborn Is Dead (1985), Kicking Against The Pricks (1986) und Your Funeral … My Trial (1986) neu gemastert. Dazu reicht das Label Mute, der Stall der bösen Samen seit ihrem ersten Aufkeimen, zu jedem Album eine DVD, die Interviews mit tatsächlichen oder den Australier auch nur emotional begleitenden Cave-Menschen zeigt…

Einem fröhlichen Sammelsurium aus Secondhand-Wahrheiten, Angelesenem, Kino sowie einer schattseitigen, von einem Heroin- abusus zusätzlich beeinflussten Fantasie.

Dieses Zehrgebiet unterhalb einer Frisur, die sich innerhalb weniger Jahre vom Vogelnest nach einem Blitzschlag zur geölten Dandy-Matte verflachen sollte, wurde mit brutaler Wucht an die Öffentlichkeit gehoben.“

Vielleicht hat sich die Zeitung einfach am Thema verhoben….-?