Stefan Rappos neuer Photoband Nude ist ein hochkarätiges Bekenntnis zur Gattung der Aktphotographie. In seinem Vorwort wehrt sich der Photograph dagegen, die künstlerische Photographie des nackten weiblichen Körpers zu sexualisieren.
Stefan Rappo: Nude
208 Seiten mit etwa 200 Schwarz-Weiß- und Farb-Photographien
gebunden, teNeues Verlag 2019, 40 €.
Stefan Rappos gerade erschienenes Photobuch Nude gehört sicher zu den qualitativ besten des Genres der vergangenen Jahre. Dies ist kein Zufall, arbeitet Rappo doch seit Jahren mit Peter Lindbergh zusammen. Wer denkt, nun müsste doch in Sachen Akt-Photographie alles Denkbare dargestellt worden sein, wird durch Nude eines Besseren belehrt: Dem 1972 geborenen Schweizer Photographen gelingt eine ästhetisch überzeugende Verschmelzung seiner Models mit ihrer Umgebung. Die jungen Frauen wirken nicht wie platziert. Vielmehr gewinnt der Betrachter den Eindruck, sie gehörten genau an diesen Ort – zu dieser Zeit, bei diesem Licht.
Neben und gerade wegen der hohen Qualität der Photos ist das Buch ein Bekenntnis zur Kunstgattung der Aktphotographie. In seinem Vorwort schreibt der in Paris lebende Künstler, es sei »unglaublich schade, dass die Aktfotografie in unserer Gesellschaft mehr und mehr in ein schlechtes Licht gerückt wird. Auch die Frage nach der Qualität der Bilder stellt sich nicht mehr. Ein hervorragendes Beispiel sind Aktfotos von Prominenten.« Zu Recht wendet sich Rappo gegen die (willkürliche) und bedenkliche Zensur von jeglichen Aktphotos in Sozialen Netzwerken.
Im Alter von 30 Jahren wagte Stefan Rappo noch einmal einen beruflichen Neustart. Er kündigte seinen Job als Konstrukteur für Forstgeräte und zog nach Südfrankreich, um dort Photographie zu studieren. Nach seinem Studium ging er nach Paris, wo er als Photoassistent für Camilla Akrans, Bruno Aveillan und Peter Lindbergh arbeitete, mit dem er immer noch kooperiert.
Stefan Rappos Nude darf in keiner Sammlung von Aktphoto-Büchern fehlen. Es ist eine zeitgemäße Hommage an die Schönheit des weiblichen Körpers und dabei eine Kampfansage an eine immer stärker um sich greifende Zensur.