Max Liebermann – Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport

Max Liebermann, Reiter am Strand mit Foxterrier, 1911
Nationalmuseum Stockholm

 

 

Max Liebermann,
Vom Freizeitvergnügen zum modernen Sport
Ausstellung noch bis 26. Februar 2017 in der Kunsthalle Bremen
Katalog im Hirmer Verlag, 192 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 39,90 Euro (D).

 

 

Max Liebermanns Sportbilder werden heute allgemein als selbstverständlicher Teil seines Werkes angesehen. Doch waren sie in der Zeit ihres Entstehens tatsächlich unumstritten? Eine Ausstellung in der Kunsthalle Bremen – die anschließend in der Liebermann-Villa am Berliner Wannsee zu sehen sein wird, veranschaulicht nun erstmals den Kontext von Liebermanns kunsthistorisch bedeutender Motiv-Serie.


Heute wirken die berühmten Reiter am Strand und die Tennis-Spieler von Max Liebermann (1846-1937) auf uns selbstverständlich: Sport ist längst zu einer allgemein praktizierten Freizeitbeschäftigung geworden. Doch zu der Zeit, als sich der Berliner Maler mit Reitern, Tennis- und Polo-Spielern beschäftigte, war das noch keineswegs so. Liebermann machte die Sport-Bilder zwischen 1900 und 1914. Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hielt die Leibesertüchtigung Einzug in Deutschland. In England waren das Ausreiten, Polospielen und Tennis längst zu Beschäftigungen des Landadels geworden. Davon inspiriert, zeigte sich auch die Familie von Kaiser Wilhelm sportbegeistert, was zu einer schnellen Verbreitung des Reitens in der Natur und weiterer Sportarten im Deutschen Reich führte.

 

Für Max Liebermann war das ein neues Feld. Zuvor hatte er Strandbilder als Landschaftsbetrachtungen gemalt. Auf seinen früheren Bildern sind wenige Menschen zu sehen. Der Blick geht in die Weite der Natur. Der Betrachter sieht die Gewalt des Meeres und den stürmischen Himmel.

 

Für Liebermann war es anfänglich nicht einfach, seine Reiter durchzusetzen. So berichtete er 1901 nach dem Besuch von drei Kunsthändlern in seinem Atelier, »jeder wollte einen ‚ächten‘ L. d. h. einen solchen, den ich bereits ein Dutzend Mal gemacht habe«.

 

Ausstellung und Katalog sind nicht nur sorgfältig kuratiert und zusammengestellt. Sie erweitern darüber hinaus den bisherigen Forschungsstand. Die Reiter und Ballspieler Liebermanns werden in ihre Entstehungszeit eingebettet und mit Werken anderer Künstler verglichen. Dabei ergibt sich, daß Liebermann tatsächlich mit diesem Genre etwas damals essenziell Neues schuf. Gab es zwar vereinzelte Bilder vom Reiten, Tennis oder Polo, so sind Liebermanns Darstellungen der Bewegungen dennoch einzigartig. Ausstellung und Katalogbuch zeigen das anhand einzelner Werke von John Lavery oder Max Slevogt.

 

Wer in der Ausstellung Gefallen an Liebermanns subtil-dynamischer Bildkomposition gefunden hat, findet in dem gelungenen Katalog aus dem Münchner Hirmer Verlag Gelegenheit, tiefer einzusteigen. Die hier dokumentierten Aufnahmen der Bade-Orte um 1900 veranschaulichen die Atmosphäre, die der geistige Hintergrund von Liebermanns Bildern ist. Der Kunsthalle Bremen ist die erstmalige systematische Erforschung von Liebermanns Sport-Bildern zu verdanken, die in den Beiträgen des Buches ohne Wissenschaftspathos nachzulesen ist.