Ernst Jünger – In Stahlgewittern

Wieder in einer schönen gebundenen Ausgabe verfügbar:
Ernst Jüngers Kriegsbuch In Stahlgewitten
© Klett-Cotta 2014

 

 

 

Ernst Jünger, In Stahlgewittern.
Mit einem Nachwort von Helmuth Kiesel.
317 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, Klett-Cotta Verlag 2014, 24,95 Euro.

 

 

Ernst Jüngers Kriegsbuch In Stahlgewittern gilt als eine der größten Schilderungen des Ersten Weltkriegs. Für Jünger selbst war es Fluch und Segen zugleich. Nun bringt Klett-Cotta wieder eine schön gestaltete gebundene Ausgabe heraus.

 

 

Ernst Jünger (1895-1997) zog zusammen mit seiner gesamten Generation voller Begeisterung in den Ersten Weltkrieg. Er nahm ein kleines Notizbüchlein mit, in das er für ihn bedeutende Ereignisse notierte. Es zählte 50 Blätter und war rasch vollgeschrieben. Bis zum Ende der Schlachten – für den jungen Offizier durch eine weitere schwere Verletzung im August 1918 – füllte er insgesamt fünfzehn Notizhefte unterschiedlichen Umfangs.

 

Aus ihrem Inhalt formulierte er auf Anraten seines Vaters das Buch In Stahlgewittern – Aus dem Tagebuch eines Stoßtruppführers. Die ungefilterte Schilderung der Grausamkeit des barbarischen Grabenkampfes wurde im Nachkriegsdeutschland der 1920er Jahre zum Erfolg. Der hochdekorierte junge Offizier avancierte zum Autoren und machte sich in der Zwischenkriegszeit in nationalistischen Kreisen einem Namen.

 

Häufig ist Jünger vorgeworfen worden, sein berühmtes Buch sei eine Heroisierung des Krieges. Tatsächlich schilderte der Autor sein Töten genauso unkommentiert wie den Anblick von Leichen, toten Tieren und brennenden Dörfern. Das wurde in der 68er Zeit gern verwechselt mit Kälte, war in Wahrheit jedoch Jüngers désinvolture, sein Anspruch, mehr Beobachter als Mit-Täter zu sein.

 

Was Jünger tatsächlich zum Problem wurde, waren seine nationalistischen Passagen. Sie entstanden aus seinem jugendlichen Überschwang, dem geschändeten und um den Sieg betrogenen Vaterland dienen zu wollen und später, die Schmach des Versailler Vertrags nicht akzeptieren zu wollen. Dies dem jungen Autoren, für den der Schützengraben zur ersten existentiellen Erfahrung wurde, vorzuwerfen, ist ahistorisch.

 

Die Nationalsozialisten versuchten, den berühmten Frontoffizier, mehrfach verwundeten Helden und fulminanten Autoren für sich zu gewinnen. Sie boten Jünger ein Reichstagsmandat an und vereinnahmten seine Schriften für ihre Ideologie. Das zwang Jünger dazu, in folgenden Auflagen allzu nationalistisch interpretierbare Passagen zu tilgen. Jünger hat die Stahlgewitter insgesamt ein halbes Dutzend Mal vollständig überarbeitet. Die hier vorliegende Neuausgabe folgt dem Text letzter Hand, wie ihn Jünger für die Gesamtausgabe 1978 redigiert hatte.

 

Times – they are a changing, sang Bob Dylan einst. In der fünften Auflage von 1924 findet sich zum letzten Mal die kämpferische Schlußpassage:

 

»Wir sind inzwischen durch viele Kämpfe geschritten und sehen schon wieder das Getümmel neuer Kämpfe vor uns im ungewissen Licht. Wir – unter diesem wir verstehe ich die geistige und begeisterungsfähige Jugend des Landes – werden sie nicht scheuen. Wir stellen uns vor das Andenken von Toten, die uns heilig sind, und unserem Schutze fühlen wir die wahren, die geistigen Hüter des Volkes anvertraut. Wir stehen für das, was sein wird, und für das, was gewesen ist. Wenn auch von außen Gewalt und von innen Barbarei sich in finsteren Wolken zusammenballen, – solange noch im Dunkle die Klingen blitzen und flammen, soll es heißen: Deutschland lebt und Deutschland soll nicht untergehen!«

 


 

 

 

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