Institut für Zeitgenossenschaft IFZ – Die 100 wichtigsten Dinge

Definiert ab jetzt den wissenscaftlichen Kanon aller Wissensgebiete:
Die 100 wichtigsten Dinge vom IFZ
© Hatje Cantz 2015

 

 

Institut für Zeitgenossenschaft IFZ, Die 100 wichtigsten Dinge
256 Seiten, gebunden, mit 100 Abbildungen, Hatje Cantz Verlag 2015, 20 €.

 

 

In unserer materialistischen Spaß- und Wegwerfgesellschaft sind wir umgeben von zahllosen Dingen. Doch welche davon sind wirklich wichtig? Die Antwort gibt nun endlich das Institut für Zeitgenossenschaft IFZ mit seinem Handbuch Die 100 wichtigsten Dinge.


Wir haben alles, können alles kaufen, besitzen eher zuviel, als das was fehlen würde. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung befinden sich in deutschen Küchen durchschnittlich 23 Küchengeräte, von denen die Hausfrauen und –Männer angeben, 87 Prozent niemals zu benutzen.

 

Das Institut für Zeitgenossenschaft IFZ ist bereits vor einigen Jahren angetreten, um die wirklich wichtigen von den unwichtigen Dingen zu trennen. Nun erscheint noch kurz vor Weihnachten das Buch Die 100 wichtigsten Dinge, um uns endlich Orientierung zu geben. Es ist ein Kompendium der für unser Leben tatsächlich notwendigen Dinge, von denen es – wie das IFZ in der Einführung feststellt – zufälligerweise genau einhundert gibt. Dazu gehören solche Dinge wie Zeiger, Würfel, Ware, Vertrag, Tür, Tier, Styropor, Spiegel, Sirene oder Serviette, um nur einige Beispiele aus dem ersten Gliederungspunkt des Buches zu nennen.

 

Der Anspruch ist kein geringer, wie die Herausgeber klarstellen: »Mittels einer umfassenden Neuformulierung von Wahrnehmung verhandelt das Institut für Zeitgenossenschaft IFZ in seiner Forschung zwischen Bürokratie und Wirklichkeit. Eines der formulierten Hauptziele ist die Entdeckung und Erforschung des ›Gegenteils von Verwaltung‹.«

 

 

Die 100 wichtigsten Dinge – Feuer
Institut für Zeitgenossenschaft IFZ

 


Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung definiert die Serviette:

»Eigentlich ein Stück Leinen, in dem man den Knödelteig so lange kocht, bis ein Serviettenknödel daraus geworden ist. In norddeutschen Städten der Gegenstand, mit welchem der Unterschied zwischen guten und schlechten Restaurants bezeichnet markiert wird. Ist die Serviette aus Stoff, kostet das Essen doppelt so viel, und der Koch wartet auf seinen ersten Stern im Guide Michelin.«

 

Die Forscher des IFZ ziehen also den wirklichen Lebensbereich des Dinges mit in ihre Betrachtung ein. Sie folgen damit in ihrer Herangehensweise der Semiologie des Roland Barthes, der sicher nicht zufällig in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, – hätte ihn nicht ein unwichtiges Ding namens Auto umgefahren.

 

Wie unbescheiden die IFZler sind, zeigt sich in ihrer Definition vom Internet:

»Über das Internet kann heute jeder das Buch Die 100 wichtigsten Dinge vom Institut für Zeitgenossenschaft IFZ bestellen. Der schönste Weg ins Internet lautet: www.ifz-international.de«


Ins Leben gerufen wurde das Institut für Zeitgenossenschaft 2011 vom jetzigen Direktor, Tilman Ezra Mühlenberg und dem Geschäftsführer Timon Karl Kaleyta. Tilman Ezra Mühlenberg, geboren 1981 in Krefeld, ist Wissenschaftler, Musiker und Lektor. Er schreibt in seiner Vita, er gründete das IFZ, »nachdem er bei einer Auktion zwei sehr schöne Bronzestatuen eines Windhundes erworben hatte«.

 

Maxim Biller sagte über das Buch: Der Geistes-Baedecker der modernen Großstadt-Bohème. Grandios!


Vorangestellt ist dem Handbuch ein Motto des vielleicht größten lebenden Philosophen, Giorgio Agamben:

»In der Dunkelheit der Gegenwart jenes Licht wahrzunehmen, das uns vergeblich zu erreichen versucht, heißt zeitgenössisch sein. Deshalb sind Zeitgenossen so selten. Und deshalb ist Zeitgenossenschaft zunächst eine Frage des Mutes. (…) Sie verlangt also, bei einer Verabredung pünktlich zu sein, die schlechterdings nicht zustande kommen kann.«


© Matthias Pierre Lubinsky 2015