Lee Miller

Lee Miller und David E. Scherman,
Lee Miller in Hitlers Badewanne, München, Deutschland, 1945

© Lee Miller Archives England 2015. All Rights Reserved. www.leemiller.co.uk

 

 

 

Lee Miller.
Ausstellung in der Albertina Wien, 8. Mai – 16. August 2015.
Katalog im Hatje Cantz Verlag 2015, Deutsch/ Englisch, 160 Seiten mit 70 Abbildungen, Broschur, 29,80 Euro (D).

 

 

 

Lee Miller (1907-1977) begann ihre Laufbahn als Photographin im Kreis der Surrealisten im Paris der 1930er Jahre. 70 Jahre nach ihrem Einzug in Wien als Kriegsreporterin der Amerikaner widmet die Albertina der ungewöhnlichen Frau eine Ausstellung. Das begleitende Katalog-Buch präsentiert  frühe Photos, die bislang selten gezeigt wurden.

 

 


Lee Miller hatte sich schon immer für die Photographie interessiert. Als kleines Mädchen posierte sie für ihren Vater vor der Kamera. Später arbeitete sie als Photomodell in New York. Kein Geringerer als Edward Steichen empfahl sie einem gewissen Man Ray, der in Paris als Mode- und Portraitphotograph tätig war. So wurde sie seine wissbegierige Schülerin – und wohl rasch seine Geliebte.

 

 

 

Leider vernichtete Lee Miller die meisten ihrer eigenen Photos selbst. Von vielen erhaltenen Bildern ist strittig, wie hoch der Anteil von Man Ray und der ihre ist. Darüber sollen die beiden sich selbst schon damals gestritten haben.

 

 

 

Im April 1945 reiste Lee Miller für die US-amerikanische und britische Vogue nach Europa. Sie photographierte München, die so genannte Hauptstadt der Bewegung, wo sie sich vor allem für Hitlers und Eva Brauns private Räumlichkeiten interessierte. Wohl am 30. April 1945, dem Tag von Hitlers Selbstmord, gelangt Lee Miller in dessen Wohnung im Münchner Bezirk Bogenhausen. Sie belässt es nicht bei objektiv anmutenden Dokumentations-Aufnahmen der Privatwohnung, sondern steigt in die Badewanne des Führers, wo sie sich auch wirklich ein heißes Bad gönnt. Um die Ironie auf die Spitze zu treiben – oder vielleicht auch nur, um das ästhetische Mittelmaß der Nazis zu verballhornen – stellt sie für die Aufnahme noch ein Portrait Hitlers auf den hinteren Badewannenrand. Ihre schmutzigen Armeestiefel auf dem hellen Badezimmerteppich lassen keinen Zweifel mehr daran, wer nun Herr im Haus ist.

 

 

 

 

Man Ray, Porträt von Lee Miller, Paris, Frankreich, 1929
© MAN RAY TRUST /ADAGP, Paris /Bildrecht Wien 2015 Courtesy Lee Miller Archives, England 2015.
All rights reserved. www.leemiller.co.uk

 

 

 

Lee Millers Photos sind von zweifelsfreier Subjektivität und scheinen stets eine Aussage transportieren zu wollen. Sie war eine der ersten Photographinnen, die mit den US-Truppen die KZs Buchenwald und Dachau öffnete. Ihre Photos sind sehr nah an den Opfern. Sie zeigen die ausgemergelten Gesichter hautnah. Die Leser der Vogue werden nicht verschont von Leichenbergen. Lee Miller hat das dokumentiert, was kein anderer festgehalten hat. Dazu gehören die verstörenden Photos von deutschen Wachleuten des Konzentrationslagers Buchenwald, die nach ihrer versuchten Flucht gefasst und von den Amerikanern misshandelt wurden.

 

 

 

Das begleitende Katalog-Buch aus dem Hatje Cantz Verlag dokumentiert bislang kaum gezeigte frühe Photos von Lee Miller, die sie zusammen mit Man Ray machte, Reportage-Aufnahmen aus Wien und München 1945 und last but not least Lee Miller in des Führers Badewanne. Ein photo-historisches Ereignis.

 

 

 

Lee Miller,  Irmgard Seefried, Opernsängerin, singt eine Arie aus Madame Butterfly,
Wiener Opernhaus, Wien, 1945

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