Ulrich Klieber – Künstlerbücher

Eine Doppelseite aus Ulrich Klieber – Künstlerbücher
© Photo: Nikolaus Brade
VG-Bildkunst, Bonn 2014

 

 

 

Ulrich Klieber, Künstlerbücher.
112 Seiten mit ca. 200 Farbabbildungen auf Profisilk, 170g-Papier.
Hirmer Verlag München 2015, 29,90 Euro (D).

 

 

Ulrich Klieber macht Künstlerbücher. Das bedeutet: Er schafft eine ganz eigene Kunstgattung. Individuell, traditionsbezogen und dabei dem gierigen Markt ent-zogen. Alle Bücher sind Unikate. Ein schönes Kunstbuch aus dem Hirmer Verlag präsentiert nun erstmalig einen profunden Überblick über diese Kunst im Schatten des merkantilen Kunstbetriebs.

 

 


Künstlerbücher. Zu klären ist zuerst die Gattung. Was ist das denn überhaupt, ein Künstlerbuch? Ulrich Klieber gestaltet Bücher. Das heißt, er füllt weißes Papier mit Bildern und Texten von Eindrücken, Reisen, Erlebnissen… Wenn man seine Künstlerbücher als eine Art von Tagebuch eines Künstlers sieht, liegt man sicher nicht so falsch. Diese Bücher des 1953 in Göppingen Geborenen seien nicht linear lesbar, schreibt Ulrike Golde in dem hier vorgestellten Buch über die Bücher. Ob das so ist, wissen wir nicht.

 

 

 

 

Doppelseite aus Ulrich Klieber – Künstlerbücher
© Photo: Nikolaus Brade
VG-Bildkunst, Bonn 2014

 

 

 

Nicht zur Veröffentlichung. Was den besonderen Reiz der Künstlerbücher Kliebers ausmacht, scheint zu sein, dass der Künstler sie schuf, ohne die Absicht, sie zu veröffentlichen. So erhält der Betrachter die ehrfürchtige Ehre, Zeuge zu werden. Er darf eintreten in ein geistiges Refugium. Man wird Teilhaber an Ulrich Kliebers Erlebnissen, Reflexionen. Lesefrüchte werden zitiert. Textfragmente zieren die Bilder. In ihrer gnadenlosen Subjektivität und der Tatsache, dass sie nicht auf irgendeine Markt-Konformität zielen, liegt eine der großen Stärken dieser individuellen Kunstbücher.

 

 

 

Ohne Adressat. Dieses Geschaffensein ohne wirklichen Adressaten macht den Knall. Der Betrachter spürt das. Ulrich Klieber hascht nicht nach Effekten. Noch nicht einmal nach Aufmerksamkeit. Die Sinnlichkeit, die Struppigkeit dieser scheinbar improvisierten Seiten führen zu einem Erlebnis, das den Betrachter in Bann zieht.

 

 

 

Assoziationen. Seite aus Ulrich Klieber – Künstlerbücher
© Photo: Nikolaus Brade
VG-Bildkunst, Bonn 2014

 

 

 

 

Sinnliche Erfahrung. Sabine Golde berichtet in ihrem Text, wie Ulrich Klieber ihr eines seiner Bücher mitgab und sie sich scheute, es überhaupt mitzunehmen. Schließlich ist jedes Buch ein einziges Exemplar. Und dieses Faktum steigert die sinnliche Erfahrung immens. Der Betrachter ist einer Ehrung ausgeliefert. Er ist der Auserwählte, den der Künstler teilhaben lässt an seinen Eindrücken. Vielleicht sogar der Erste? Davon vermittelt das hier vorgestellte Buch einen Eindruck.

 

 

 

Ulrich Klieber lebt in Halle, Adelberg und Murnau. In den 1970er Jahren studierte er in London Malerei. Seit 1996 ist Ulrich Klieber Professor an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle.

 

 

 

Bewusste Reflexion von Erfahrenen:
Doppelseite aus Ulrich Klieber – Künstlerbücher
© Photo: Nikolaus Brade
VG-Bildkunst, Bonn 2014