Armin Mueller-Stahl – Dreimal Deutschland und zurück

Anekdotisch schildert der deutsche Weltstar sein Leben:
Dreimal Deutschland und zurück
© Hoffmann und Campe 2014

 

 

 

Armin Mueller-Stahl, Dreimal Deutschland und zurück.
Aufgeschrieben von Andreas Hallaschka.
Hoffman und Campe 2014, 239 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 19,99 Euro (D).

 

 

Armin Mueller-Stahl ist einer der wenigen deutschen Weltstars. Das ist er nicht nur aufgrund seiner Leistung als Schauspieler geworden. Er ist ein gediegener Gentleman. Nun legt er seine Autobiographie vor: Dreimal Deutschland und zurück.

 


Das Buch beginnt mit einer kleinen Geschichte: In Memel fuhr ein Schiff mit einer Theatergruppe. Es kenterte, und alle an Bord ertranken. Bis auf einen: Ein Kind wurde gerettet. Es wurde zum Kind ohne Namen und dann von einer Familie Müller aufgezogen… Das war sein Vater.

 

 

»Als am 1. September 1939 die Wehrmacht Polen überfiel«, schreibt Armin-Mueller-Stahl, habe das seine Welt überhaupt nicht erreicht. »Der Krieg war weit, weit weg, und das blieb auch die nächsten Jahre so, obwohl ich meinen Vater noch am selben Tag in die Kaserne begleitete.« Seine Kindheit in Prenzlau beschreibt in dem anekdotischen Buch als recht langweilig.

 

 

Der Krieg sollte plötzlich in das Leben des 1930 im ostpreußischen Tilsit Geborenen einschlagen: Als er mit seiner Schulklasse eingezogen wird und auf dem Bahnhof von Prenzlau steht, wird einem 13-Jährigen von einer Panzerfaust ein Arm abgerissen. Armin Mueller-Stahl: »Plötzlich war mir der ganze Ernst der Lage bewusst.«

 


Nach dem Krieg lernt er Geige. Doch die Aufnahmeprüfung an der Berliner Musikhochschule besteht er nicht. Zu schlecht sind er und seine Geige, wie er Jahrzehnte später selbstkritisch zugibt. Dennoch hat der junge Musiker unglaubliches Glück: Einer der Prüfer sieht in ihm dennoch ein großes Talent – und gibt ihm fortan kostenlosen Privatunterricht.

 

 

In den folgenden Jahren entscheidet sich Armin Mueller-Stahl für die Schauspielerei. Als Narr in Hamlets Was ihr wollt gelingt ihm der Durchbruch. Auch im Fernsehen und im Kino wird er ab 1960 bekannt. Hauptrollen wie in Fünf Patronenhülsen oder dem Fernseh-Vierteiler Flucht aus der Hölle lassen ihn zum DDR-Star werden.

 

 

Anschaulich beschreibt Autor Andreas Hallaschka, der das Leben Mueller-Stahls aufschrieb, wie der Schauspieler mit seiner Frau 1979 in die Bundesrepublik ausreist. »Im Westen mussten wir uns alle neu orientieren, da zählten alte Lorbeeren nichts mehr.« Die Hauptrolle in dem ZDF-Krimi Die längste Sekunde bekam er, als er noch in der DDR war. Sie sicherte dem Paar zunächst materiell den Anfang im Westen. Da wusste Armin-Mueller-Stahl noch nicht, dass er im Westen noch erfolgreicher werden sollte, als er es in der DDR je war.

 

 

Viele Anekdoten und Geschichtchen machen die Schilderung seines spannenden Lebens in drei Ländern (DDR, Bundesrepublik, USA) anschaulich, teils sogar amüsant. So erfährt der Leser der Autobiographie, dass ihn Hannelore Kohl während eines Essens nach Wetten dass…? fragte, ob er sich nicht vorstellen könne, als Bundespräsident zu kandidieren. Kurt Masur hatte zuvor dankend abgewinkt. Die Frau des Kanzlers sagte zu ihm:

 

 

»Sie wären doch auch eine Möglichkeit. Sie sind im Osten und im Westen bekannt. Ich weiß, dass man das in Berlin schon erwogen hat.«