Stefan George – Tage und Taten

Stefan George (1868-1933)

 

 

Stefan George, Tage und Taten. Aufzeichnungen und Skizzen. Sämtliche Werke Band XVII. Klett-Cotta 1998, 133 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 25 Euro.

 

»Dies sind jahre monate und stunden die in regelmässigen reihen sich ansammeln um mit festlichen worten für alle zeiten zeugnis zu geben von unserem erdenwandel. Uns führte von einem wegesend zum andern ein unscheinbarer stern und dieses sternes name ist betrachtung«, schreibt Stefan George als »Einleitung der Gesamtausgabe«. Weiter: »Eben am andern ende stehen bleibend lenken wir unsre augen zurück nach den gefilden durch die wir gezogen sind. Dieselbe sonne des herbstes welche uns einst auf reisen entsandte drückt auf unsere stirnen den abschiedskuss […] Wenn wir es nicht erreicht haben mehr gutes zu vollbringen so war es das eine: Gott versah uns nicht mit grösseren kräften gutes zu vollbringen …«


Diese Einleitung ist zusammen mit anderen kurzen Prosa-Stücken enthalten in Band XVII der auf 18 Bände angelegten Ausgabe der Sämtlichen Werke von Stefan George. Nun wird sie mit Erscheinen des letzten Bandes, gleichzeitig des Schlussbandes, Ende Februar abgeschlossen werden. Die Neuedition folgt sowohl in Wortlaut wie in der Bandaufteilung der 18-bändigen »Gesamtausgabe der Werke endgültige Fassung«, die vom Dichter noch selbst angestrengt worden war. Die Erstausgabe ist heute eine antiquarische Rarität und eine Wertanlage. Der Abschluss der Neuausgabe zum 80. Todestag von George am 4. Dezember 2013 ist ein Ereignis. Endlich kann Deutschland wieder einem seiner großen literarisch huldigen!

 

Wie bei den anderen Bänden dieser Ausgabe auch, so enthält Band XVII, Tage und Taten – Aufzeichnungen und Skizzen einen ausführlichen Anmerkungsapparat. Ute Oelmann erläutert hierin die Entstehungsgeschichte des schmalen Bandes, der auf den Prosaband »Tage und Taten« aus dem Jahr 1903 zurückgeht. Er erschien als Privatdruck im Verlag »Blätter für die Kunst« und versammelte kurze Texte, die zuvor in der gleichnamigen Zeitschrift veröffentlicht worden waren – allerdings ohne Angabe des Verfassers. Ute Oelmann schreibt: »Angesichts dieser Zurückhaltung, die auch im Untertitel noch mitklingen mag, erstaunt der Haupttitel TAGE UND TATEN, verweist er doch auf Hesiods großes Lehrgedicht ‚Erga kai hemerai‘, das der Zyklus TAGE UND TATEN im Erstdruck der »Blätter für die Kunst« auch explizit als Motto zitiert.« Ute Oelmann konzediert, George hätte auf die Antike zurückgegriffen »angesichts der Okkupation der Prosa durch Roman und Feuilleton«.

 

Dieser schmale 18. Band enthält Georges sinnliche »Sonntage auf meinem Land«, die unter dem Titel »Tage und Taten« zusammengefügten Prosa-Skizzen, »Träume«, die »Lobreden« über unter anderen Mallarmé, Verlaine, Jean Paul und Hölderlin und einige andere skizzenhafte Stücke, die das Gesamtwerk vervollständigen.

 

»Du liebst das alles · und das ist der grund weswegen ich bei dir leben mag«, schreibt George in »Winter-Schauer«. Wir lesen es mit Gefallen, lassen das Buch auf unseren Bauch sinken und schauen aus dem Winterfenster.