Edouard Manet im Musée d’Orsey Paris

Edouard Manet, Frühstück im Freien, 1863

 




Bereits vor ihrer Eröffnung im Pariser Musée d’Orsay wurde sie gefeiert als die bedeutendste europäische Kunstausstellung im Jahr 2011: Das Museum als Besitzer der größten Manet-Sammlung überhaupt, zeigt einen umfangreichen Querschnitt aus dem Lebenswerk von Edouard Manet (1832–1883). Der Maler war nicht nur ein brillanter Zeitzeuge und Portraitist dieser hitzigen Umbruchsperiode. Der Provokateur und Dandy war ein enger Freund von Charles Baudelaire. Der Autor der Blumen des Bösen (die sein Bild Olympia inspiriert hatten) feierte seinen Freund und Bruder im Geiste hymnisch in seinen Kunstkritiken. Manet revanchierte sich durch eine ganze Reihe von Portraits des Schriftstellers und seiner Geliebten.

Das Musée d’Orsay vermeidet den Begriff ‚Retrospektive‘, obwohl wohl sämtliche bedeutenden Bilder Manets in der Ausstellung gezeigt werden.  »Manet, Erfinder der Moderne« lautet ihr Titel und wirkt damit ein wenig missverständlich. Manet hat die Moderne nicht erfunden, – aber die Museen fühlen sich scheinbar gezwungen, ihren Ausstellungen Superlative als Titel überzustülpen. Das wäre gar nicht nötig gewesen, weil Manet tatsächlich den Zeitgeist der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aesthetisch festzuhalten vermochte. Dazu gehört nicht nur der zuweilen leichte, wie hingeworfene Pinselstrich, der auf Details verzichtet und so auch die Wirklichkeit infrage stellt.

Sowohl Manets Frühstück im Freien von 1863, wie seine im selben Jahr entstandene Olympia sorgten nach ihrem Entstehen für langanhaltende Großskandale; – diese gelten heute als die größten Skandale in der Kunstgeschichte überhaupt. Bei dem Frühstücksbild sitzt eine nackte Frau zusammen mit zwei von den Zeitungen heute als »dandyhaft gekleidet« bezeichneten Männern. Manet hat die 130,5 mal 190 Zentimeter große Frühstücksszene Bild wohl für den Pariser Salon gemalt, aber nicht eingereicht. Manets Olympia bezieht sich zwar auf historische Vorbilder, wie Tizians Venus von Urbino, hat sich jedoch von diesen deutlich emanzipiert.

Der übertrieben wirkende Titel wird dann verständlich, wenn der Betrachter sich auf die Ausstellung eingelassen hat. Kurator Stéphane Guégan sagt zum Ziel der Schau: »Der Besucher soll unvoreingenommen einem Künstler begegnen, der seine Zeit einzufangen wusste«. Misst man dieses hehre Ziel an der Schwierigkeit, unserem kollektiven optischen Gedächtnis eine neue Sichtweise zu ermöglichen, kann man ihr nur gutes Gelingen wünschen.


Edouard Manet, Olympia, 1863

 



Edouard Manet, Portraitskizze von Baudelaire



Manet, der Erfinder der Moderne
Musée d’Orsey Paris
noch bis zum 3. Juli 2011

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