Photos: © H.-J. Wuthenow/ Theater im Palais
Wildes Erzählung Lord Arthur Savile’s Crime. A Study in Duty (Lord Arthurs Verbrechen. Eine Studie über die Pflicht) wurde zuerst 1887 in der Zeitschrift The Court and Society Revicw veröffentlicht. Der irische Schriftsteller macht sich lustig über den Snobismus des englischen Adels des Fin de siècle, der in derselben Nonchalance plaudern konnte über Morde wie über Mode.
Das Theater im Palais Unter den Linden bringt nun die Fassung von Hans Jaray auf die Bühne. Bei der Komödienfassung des 1990 verstorbenen Österreichers stehen der Aberglaube und dessen mögliche Folgen im Fokus: Während eines gesellschaftlichen Anlasses lässt sich Lord Savile die Hand lesen. Der russische Wahrsager prophezeit ihm, er werde in 25 Jahren einen Mord begehen. Er sagt ihm überdies exakt den Tattag voraus. Der Adlige, ein harmloser Gemütsmensch, der eigentlich niemandem etwas antun könnte, weiht seine Frau ein. Beide suchen nun gemeinsam nach einem möglichen Opfer…
Unter der Regie von Herbert Olschok wird das Stück zu einer wunderbaren, leicht-prickelnden Komödie, die in jedem Moment spannend bleibt und von ihrem tiefen und süffisanten Humor getragen wird. Olschok gelingt damit eine schwierige Gleichzeitigkeit, die das Stück wieder an sein spirituelles Timbre zurückführt: Der ironische Dandy selbst hätte im Palais seine schalkhafte Freude.
Es ist die Leichtigkeit eines beschwingen Frühlingsnachmittages, die durch das kleine und liebevolle Theater im Palais weht. Die Vorstellung am Sonntagnachmittag macht diese Stimmung besonders möglich. Herausragend nicht nur Olschoks Regieleistung. Unter der können sich die vier Schauspieler geradezu freispielen. Alle hervorragend, die Figuren lebend. Das eher ältere Publikum war mehrmals zu heftigem Lachen hingerissen. Peter Rauch als Lord Arthur ist dessen Inkarnation. Da stimmt jede Nuance, jeder Blick, gar Augenaufschlag. Carl Martin Spengler schlüpft gleich in vier Rollen. Und er verkörpert jede einzelne derart, dass sich das Publikum jeweils für einen Moment fragt: War es das eben nicht auch?
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