Vielleicht – vielleicht auch nicht mit Sarah Sandeh, Matthias Petzold, Ben Hartmann, Jörg Trost, Henrike von Kuick
An der Leipziger Skala wird eine moderne Adaption von Gabriele d’Annunzios Vielleicht – vielleicht auch nicht gezeigt. Hier der Text der Theaters:
„D’Annunzio, einer der wohl schillerndsten italienischen Literaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hat ein ästhetisch wie politisch provozierendes Werk hinterlassen. Seine Nähe zum Faschismus sah er spielerisch: ‚Alles, was gut ist am Faschismus, ist von mir – seine Ästhetik.‘
Im Mittelpunkt seines letzten und bekanntesten Romans stehen der Flieger Paolo Tarsis und sein Verhältnis zu den Geschwistern Isabella, Vana und Aldo sowie deren inzestuöses Verhältnis. Angewidert wendet sich Tarsis von Isabella ab. In der Fliegerei findet er die Verschmelzung mit der Maschine und die Beherrschung der Natur, findet Selbstverwirklichung durch Heroismus.
Tarsis’ Leben spiegelt D’Annunzios Fragen nach dem modernen Heldentum. Es sind Fragen eines italienischen Wagners: Wann wird Kunst politisch, wann wird Politik zur Kunst? Ist nicht alles ein einziges großes Gesamtkunstwerk?
Vor diesem Hintergrund konzipierte er ‚Vielleicht – vielleicht auch nicht‘ – als Totalität im Denken und Handeln mit dem Ziel, sich Lebenswirklichkeit zum künstlerischen Material und Kunst selbst zum Lebensplan zu machen.
Als Kommandant einer Freischärlertruppe annektierte D’Annunzio 1919 die Adria-Stadt Fiume, das heutige Rijeka (Kroatien); eine Herrschaft, die im Kult um seine Person und in ihrer babylonischen Dekadenz Elemente des Faschismus vorwegnimmt.
Hier ist Krieg der Normalfall, nur der Kampf gibt dem Leben einen Sinn. Eine Geschichte, wie gemacht fürs Theater. Und für die Reflexion über Theater! Eine Geschichte, die unrühmliche Geschichte schrieb.
Johannes Kirsten“
Die nächsten Aufführungen: 04.12., 14.12., 25.12.2009.
Kartentelefon: 0341 – 12 68 168
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