Gustave Caillebotte

Gustave Caillebotte: Straße in Paris, Regenwetter, 1877

Martial Caillebotte: Gustave Caillebotte im Hof des Louvre, Photographie 1892

Sie sind Ehefrau/ Partnerin/ Geliebte eines Dandys und schon nervös, was sie diesem anspruchsvollen Mann zu Weihnachten schenken sollen?

Als frühzeitiger Tip der Auszug aus einer Rezension von Matthias Pierre Lubinsky zum Bildband von Karin Sagner: Gustave Caillebotte. Neue Perspektiven des Impressionismus. Hirmer Verlag München 2009, 200 Seiten.

„Gustave Caillebotte war nie wirklich berühmt, war aber andererseits nie völlig vergessen. Nach seinem Tod wurde er vor allem als Mäzen, Sammler und Vorkämpfer des Impressionismus wahrgenommen. Dabei setzte er der Moderne – vielleicht zum letzten Male in dieser Wahrnehmung und Darstellung – das Ölgemälde entgegen. Es mögen hauptsächlich zwei Ereignisse gewesen sein, die seine künstlerische Konterrevolution motiviert haben. Das erste ist das Aufkommen der Photographie. Die ersten Photographien wurden um 1840 veröffentlicht. Sie wurden von einigen Malern und Graphikern vehement bekämpft, sahen sie sie doch als direkte Konkurrenz ihres Schaffens an. »Dennoch nutzten viele impressionistische Maler wie Degas, Toulouse-Lautrec, Cézanne, Renoir, Monet und Courbet die Technik, bei der auf einer polierten Silberplatte ein ‚mechanisches Plagiat der Natur’ belichtet wurde, als Vorlage«, schreibt Karin Sagner in ihrem Bildband »Gustave Caillebotte – Neue Perspektiven des Impressionismus«.
Ein zweites bedeutendes Ereignis war die revolutionäre Umgestaltung von Paris durch Georges-Eugène Haussmann im Auftrage des französischen Kaisers Napoléon III. Ihr Ergebnis war ein vollständig verändertes Erscheinungsbild der französischen Hauptstadt. In der Innenstadt wurden weiträumig heruntergekommene Wohnviertel aus dem Mittelalter abgerissen. »Das alte Paris gibt es nicht mehr«, schrieb Charles Baudelaire bereits 1857.

Emblematisch genannt seien nur das Bild »Boulevard von oben gesehen« von 1880 und die bekannte Photographie von André Kertész »Avenue de l’Opera« von 1929, die in dem Bildband gegenübergestellt werden. Versinnbildlicht wird, wie stark Caillebotte in der Lage war, die aufkommende Photographie mit ihrer statischen und momentgebundenen Subjektivität zu antizipieren. Karin Sagner schreibt einen Text, der auf Caillebotte neugierig macht, der einen das schwere Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. In sprachlicher Brillanz erläutert sie Bilder, deren Betrachten dann anschließend zu schierem Genuss wird. Seite für Seite wird der Leser aufs Neue überrascht durch das ästhetische Gespür der Gestalter: Text und Bilddarstellung korrespondieren in stimmigem Verhältnis. Gelungen auch das Hinzunehmen von Bildern anderer Künstler zu Vertiefung und Verständnis. Ohne die »Rolla« von Henri Gervex (1878) würde es den »Akt auf dem Sofa« von Caillebotte mutmaßlich nicht geben. Caillebotte: Einer der bedeutendsten Maler seiner Zeit. Präsentiert in einem Bild- und Textband der sich vor seinem Œuvre adäquat verneigt.“

Die vollständige Rezension lesen Sie hier:
http://webcritics.de/page/book.php5?id=3014