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Eines der expliziten Vorbilder von Barbara Luisi ist der Surrealist Man Ray. André Breton schrieb 1927 in »Le Surréalisme et la Peinture« über Man Ray, dieser sei bei seiner Kunst vom photographischen Abbild ausgegangen: »weit davon entfernt, ihm ganz zu vertrauen, benutzte er es nur von Fall zu Fall, je nach seinen eigenen Intentionen, je nach dem Gemeinsamen, das es uns in der Wiedergabe vermittelt«. Dadurch hätte Man Ray der Photographie »mit einem Schlage« das Positive genommen. Die Photographie habe ihre arrogante Haltung verloren, die sie sich anmaßte, »sich nämlich als das auszugeben, was sie gar nicht ist. Wenn tatsächlich eben für Raimundus Lullus‚ der Spiegel ein durchsichtiger Körper ist, der alle Erscheinungen, die ihm vorgehalten werden, in sich hineinnehmen kann’, so lässt sich das vom fotografischen Abbild nicht behaupten, das von den Erscheinungen von vornherein ein vorteilhaftes Aussehen fordert und das dann nur das Äußerste und Flüchtigste an ihnen erfasst.«
Zur gleichen Zeit wie André Breton hat sich Walter Benjamin mit dem »Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« beschäftigt. Er kam zu dem Ergebnis, dass die massenweise Reproduktion eines Kunstwerkes dessen Bestand nicht tangiere, aber sein »Hier und Jetzt« entwerte. Benjamin gab dem den Begriff der Aura: Mit zunehmenden Reproduktionstechniken verflüchtige sich die Wahrnehmung des Kunstwerkes, – seine einmalige und unwiederbringliche Aura verliere an Substanz.
In diese Kontextualität passt das zweite Vorbild der Künstlerin nur zu gut: Der japanische Photograph Eikoh Hosoe, der dem ersten Photoband der Künstlerin eine kurze Einleitung beisteuerte, gilt als der bedeutendste japanische Nachkriegsphotograph. Er kreierte einen völlig neuen Stil, in dem erzählerische und graphische Elemente in eine Bewusstseins-Ästhetik zerfliessen.
Der Einfluss vom Man Ray und Eikoh Hosoe ist in ihrer modernen Abbildungskunst spürbar. Greifbar. So kann man Barbara Luisis Photos – im doppelten Wortsinn – sehen als quasi seismographische Abbildungen der Photokunst am Anfang des 21. Jahrhunderts, wo uns gewahr wird, wie tief die Veränderungen sein könnten, die die globale Digitalisierung nach sich zieht.
Die beiden bisherigen opulenten Photobände von Barbara Luisi sind rezensiert worden von Matthias Pierre Lubinsky:
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